Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
blöden Streich gehandelt haben könnte.
    Verdammt! ,
fluchte er bei sich.
Verdammt, verdammt, verdammt!
     
    Sie ritten, so schnell sie konnten, Fürst Herwarth, drei Wachen und Wolfgang, in der Hoffnung, noch nicht zu spät zu sein. Mehr Pferde waren auf die Schnelle nicht aufzutreiben gewesen, und den Jeep hatten sie nicht nehmen können. Gudrun war einem der Waldpfade gefolgt, der viel zu eng war für ein Fahrzeug.
    Wolfgang ritt voran. Der Wald huschte an ihm vorbei, schwarz und grau, ohne Farbe und Tiefe. Seine Augen hatten sich ganz auf die Spur konzentriert, die Gudrun und ihre Männer auf dem Pfad hinterlassen hatten. Magie strömte durch seinen Körper und ließ die Spur wie ein rotes Band vor seinen Augen leuchten, schwach pulsierend wie eine Schlagader, die man tief unter der Haut noch tasten konnte. Sie war nun etwa sechzehn Stunden alt, eine Leichtigkeit für seinen Spurensinn. Das hieß, sie waren gestern Abend um sieben losgegangen. Seit Tagesanbruch waren heute … Wolfgang schüttelte den Kopf. Es war zu viel Zeit vergangen seit Tagesanbruch. Wenn Gudrun sie tatsächlich kämpfen ließ, war es vermutlich schon zu spät.
    Sie verließen den Wald. Der Pfad mit der Spur führte über eine Wiese mit blühenden wilden Obstbäumen, eingerahmt von einem schilfbewachsenen See und einem weiteren Waldrand. Wolfgang hatte keine Augen dafür, sondern jagte weiter der Spur hinterher, die auf der anderen Seite der Wiese erneut im Wald verschwand. Schweiß stand auf seiner Stirn. Es war nicht auszudenken, was passierte, wenn Gudrun tatsächlich ihre Leute gegeneinander kämpfen ließ. Es war schwierig genug, Menschen aus der Außenwelt beizubringen, dass sie mit Schwert und Schild in der Hand in einen Krieg ziehen sollten, in einer fremden Welt, aus der sie nie wieder zurückkehren konnten. Wenn auch noch die Anführer durchblicken ließen, dass ihnen das Leben des Einzelnen nichts bedeutete, dann konnten die Jarle ganz schnell einenAufstand am Hals haben, und das, noch bevor der eigentliche Krieg begonnen hatte!
    Nachdem der Pfad eine kurze Bodenwelle durchquert hatte, sah er vor sich erneut einen Waldrand näher kommen. Dort, wo der Weg nach draußen auf die nächste Wiese führte, wartete eine Gestalt im Zwielicht. Eine
kleine
Gestalt, in Hosen aus Wolle, einem blinkenden Schuppenpanzer, ledernen Armschienen und einem blankpolierten Helm am Gürtel. Um die Taille hatte sie ein Schwert gegürtet, das Haar auf ihrem Kopf war kurzgeschoren und blond.
    »GUDRUN!«, stieß Wolfgang aus und zügelte sein Pferd. »Sag, dass du es noch nicht getan hast!« Sein Pferd scheute zurück und wäre beinahe gestiegen, wenn er nicht im letzten Moment gegengesteuert hätte. Er war kein guter Reiter, das musste er akzeptieren.
    »Und wenn doch?«, erwiderte Gudrun unbeeindruckt von seinem Auftritt.
    Klar
. Eine solche Antwort hätte er sich denken können. »Das glaube ich nicht! Du bist doch ein Pazifist, hast du behauptet! Nein, das nehme ich dir nicht ab!«
    Er versuchte, sein Pferd an ihr vorbeizulenken, doch Gudrun trat ihm in den Weg und griff nach den Zügeln. Er hielt erschrocken die Luft an und rechnete fest damit, dass das Pferd nun endgültig steigen würde – die drei Streitrösser waren darauf trainiert, zu steigen und auszuschlagen, wenn sie einen Reiter trugen und ihnen jemand an die Zügel ging. Doch sein Pferd blieb ruhig, offenbar war es keines der Schlachtrösser. Aber Gudrun kannte sich mit Pferden genauso wenig aus wie er selbst, woher hatte sie gewusst …
Ihr Kampfsinn
, fiel es ihm ein. Er hätte sie gewarnt, wenn eine Gefahr von dem Pferd gedroht hätte.
    »Gudrun!«, fluchte Fürst Herwarth. »Was bei Wotan und Donar geht hier vor?«
    Gudrun verbeugte sich kurz. »Fürst Herwarth, ich habe beschlossen, das zu tun, was Ihr beide mir empfohlen habt. Ich habebeschlossen, neue Hauptmänner auszusuchen, die meine Krieger in die Schlacht führen können.«
    »Und das machst du, indem du sie
kämpfen
lässt?«
    »So ist es, Fürst Herwarth.«
    »Und es hat bereits begonnen?«
    »Heute bei Sonnenaufgang.«
    Wolfgang zog die Augenbrauen zusammen. Er hörte keinen Kampfeslärm. Und Veronika wirkte zu ruhig, als dass sich schon etwas Schlimmes ereignet haben könnte. Irgendetwas war hier faul …
    »Das zeigst du mir besser selbst«, murrte Herwarth.
    »Sehr wohl. Folgt mir.« Damit wandte sie sich um und lief zum Waldrand, dicht gefolgt von den beiden Jarlen und den drei Wachen.
    Jenseits des Waldes befand sich

Weitere Kostenlose Bücher