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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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eine weitere Wiese, bewachsen mit hohem, dichtem Gras und zahlreichen Frühlingsblumen. Darum herum befanden sich weitere Waldränder, so dass die Wiese kaum mehr war als eine zu groß geratene Lichtung. Etwa in ihrer Mitte wuchs in einer Senke gelbbraunes Schilf, ein Anzeichen dafür, dass der Boden an der Stelle feucht und sumpfig war.
    Dort befanden sich auch die Krieger. Auf beiden Seiten der Senke hatten sich Schildwälle gebildet, wo ein Kämpfer neben dem anderen stand, Frauen und Männer gleichermaßen, dicht an dicht, mit sich überlappenden Schilden und bereitgehaltenen Waffen. Das Moor zwischen den beiden Reihen war ungefähr fünfzehn Meter breit. Außen herum im Gras verteilt saßen etwa zwei Dutzend Wachen, die möglicherweise dafür sorgen sollten, dass niemand davonlief. In etwas größerer Entfernung auf der anderen Seite der Lichtung befanden sich die Kinder und Alten. Sie waren nicht bewacht, doch irgendwie schien sie die Situation auch nicht besonders zu beunruhigen.
    »Sie kämpfen ja gar nicht!«, stieß Wolfgang aus. In Gedanken fügte er wütend hinzu:
Sie hat uns verarscht – vor allem aber hat sie den Fürsten verarscht.
Und Herwarth war nicht gerade für seinen Sinn für Humor bekannt …
    »Das habe ich auch nie behauptet«, erwiderte Gudrun.
    Wolfgang duckte sich schon in Erwartung eines ganz fürchterlichen Donnerwetters seitens des Fürsten. Doch das blieb noch aus. Anstelle des erwarteten Wutanfalls starrte Herwarth mit zusammengekniffenen Augen und aufeinandergepressten, blutleeren Lippen hinüber zu den beiden Schildwällen.
    »Ähhh …«, machte Wolfgang verwirrt. »Aber ich dachte, du hättest ihnen
befohlen
zu kämpfen!«
    »Komisch, nicht?«, erwiderte Gudrun schnippisch. »Dabei habe ich mir ehrliche Mühe gegeben!«
    Wolfgang sah sie misstrauisch an. »Da ist ein Trick dabei, stimmt’s?«
    »Kein Trick.« Dann wandte sie sich zu Herwarth. »Mein Fürst, vielleicht würden sie kämpfen, wenn Ihr sie noch einmal dazu anstacheln würdet! Ihr seid ein Jarl, Euer Wort ist viel mehr wert als meines.«
    Herwarths Blicken zu urteilen war er ebenfalls verwirrt, doch offenbar bei weitem nicht so sehr wie Wolfgang. »Warum sollte ich das wollen?«, fragte er misstrauisch.
    »Ich erkläre es Euch.« Dann zwinkerte sie kurz in Wolfgangs Richtung und fügte süffisant hinzu: »Unter vier Augen.«
    »
Was
?«, entfuhr es Wolfgang. »Wieso …«
    Doch Herwarth schien sich an Gudruns Forderung nicht zu stören. Er ließ sich aus dem Sattel rutschen und folgte ihr zu einem Gebüsch am Wegesrand. Wolfgang konzentrierte sich und wirkte den Zauber, der sein Gehör um das Zehnfache verstärkte.
    »UND HÖR AUF ZU LAUSCHEN!«, brüllte Gudrun aus vollem Hals.
    Der Schrei war so laut, dass er Wolfgang beinahe aus dem Sattel warf. Völlig entsetzt ließ er den Zauber fallen und hoffte, dass das Klingeln in seinen Ohren bald wieder nachließ. Sie war ein cleveres Mädchen, das musste man anerkennen.
    Was für ein Tag
, dachte er bei sich, während er taub und mit dröhnendem Schädel die beiden beobachtete, in der Hoffnung,auf ihren Lippen etwas erkennen zu können.
Warum durchschauen mich heute bloß alle?
Verdammt, bei Herwarth konnte er es ja noch verstehen, sie kannten sich nun schon ziemlich lange, aber bei Gudrun …? Er schüttelte den Kopf und sah wieder auf die Wiese, wo ein Mann des linken Schildwalls nach vorne getreten war und irgendetwas brüllte, das Wolfgang nicht hören konnte. Es schien allerdings nicht viel Auswirkung zu haben, an der Gesamtsituation änderte sich jedenfalls gar nichts.
    Schließlich hatten Gudrun und Herwarth ihr Zwiegespräch beendet. Mit grimmiger Miene schwang sich der Fürst wieder auf sein Pferd und ritt auf die Wiese. Gudrun kam zu Wolfgang und lächelte zu ihm auf. »Darf ich bei dir mitreiten?«
    Er warf ihr einen säuerlichen Blick zu. »Gib mir einen guten Grund«, murrte er, doch da hatte sich Gudrun auch schon hinter ihn auf den Pferderücken geschwungen.
    »Das willst du dir nicht entgehen lassen!«, flüsterte sie in sein Ohr.
    »Ha!«
    Wäre Gudrun ein Jarl gewesen, hätte er jetzt dem Tier seine Fersen zu spüren gegeben, und zwar so sehr, dass es sie vom Pferderücken geschüttelt hätte. Aber Veronika war nur ein Talent und konnte eine Verletzung, die sie sich möglicherweise bei einem Sturz zuzog, nicht heilen, also verzichtete er vorerst auf diese allzu kleinliche Rache. Seine Stunde würde schon kommen, soviel stand fest.
    Die Krieger in den

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