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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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gefunden habe, sind … Schatten. Haufenweise. Potsdam sieht so ähnlich aus wie Berlin, falls dort noch Kelten leben, müssen sie sich entweder gut versteckt oder mit den Schatten ein Bündnis geschlossen haben.«
    »Beschissene Scheiße!« Herwarth sprang wieder auf und ging auf und ab. »Berlin, Brandenburg, Potsdam also auch noch! Was haben diese Scheißkelten eigentlich gemacht in diesem halben Jahrhundert? Däumchen gedreht? Die können doch nicht ihr halbes Land verspielt haben in so kurzer Zeit?«
    Wolfgang zog es vor, die Klappe zu halten. Stattdessen versuchte er, den Schmutz unter seinen Fingernägeln hervorzukratzen.
Das ist Schmutz aus Midgard 1
, dachte er dabei.
Den könntest du sogar wieder mitnehmen, wenn du das nächste Mal nach drinnen wechselst …
    »Wolfgang!«, brüllte Herwarth. »Hörst du mir eigentlich zu?«
    »Immer!«, rief Wolfgang sofort. »Ähm … Was habt Ihr gerade gesagt?«
    »Wolfgang, seit dem Krieg hat kein Germane mehr einen anderen Germanen umgebracht. Willst du wirklich der erste sein?« Wenn Blicke töten könnten, hätte Fürst Herwarth die Drohung gar nicht mehr nötig gehabt.
    Die Erwiderung
Ich würde niemals einen anderen Germanen töten!
wäre grammatikalisch korrekt, aber Herwarth hatte wohl doch etwas anderes gemeint. Wolfgang hielt es für klüger, den Fürsten im Moment nicht auf seinen Ausdrucksfehler aufmerksam zu machen – nicht, dass er
tatsächlich
seine Drohung wahrmachte, man wusste ja nie. »Ähm, nein, mein Fürst«, antwortete er stattdessen.
    Herwarth stieß einen Seufzer aus, ein Zeichen dafür, dass die Gefahr vorüber war, dann fragte er: »Gibt es sonst noch Neuigkeiten? Und wage es nicht, mich noch weiter zu reizen.«
    »Ja. Bevor ich in Potsdam war, musste ich noch einmal nach Berlin, diesmal wirklich in die Innenstadt. Midgard sieht dort nicht mehr so aus wie wir es kennen.« Eigentlich wollte er den Satz so stehen lassen, doch der bohrende Blick des Fürsten ließ ihn schnell fortfahren: »Das ganze Innenstadtgebiet steht voll mit Ruinen. Überall mehrstöckige Mietshäuser, größtenteils zerfallen und ausgebrannt. Sieht ein bisschen so aus wie die Bilder vom Zweiten Weltkrieg, nach einem Bombenangriff oder so.«
    »Hör mal, Wolfgang, wenn du mich
verarschen
willst …«
    »Niemals, mein Fürst! Glaubt mir, ich habe genauso …« Er hielt inne.
Genauso dumm geschaut wie Ihr jetzt
war irgendwie auch kein so kluger Kommentar für den Moment. »Ich war genauso überrascht«, rettete er sich. »Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Aber es ist wahr. Dort stehen moderne Gebäude in der Innenwelt, mit Stahlbeton, Glasscherben und zerfetzten Stromkabeln. Ein Haufen Phantome schwirrt dort herum und ein Haufen Schatten, wie ich schon erwähnt habe. Es sieht ganz so aus, als ob sie sich da längerfristig eingenistet hätten.«
    »Hast du jemals von so etwas gehört? Aus einer anderen Gegend, meine ich?«
    »Noch nie.«
    Herwarth stützte sein Kinn in seine Hand und sah durch das Fenster nach draußen in die Lagerhalle. »Scheiße«, murmelte er dann. »Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
    »In der Tat, mein Fürst.«
    »Und haben sie Trolle 2 ?«
    Trolle waren Menschen, die von den Schatten zur Knechtschaft gezwungen wurden. Die Germanen mussten, um in der Innenwelt Fuß fassen zu können, Menschen erbeuten, um sie früher oderspäter in ihren Stamm eingliedern zu können. Die eigentliche Strategie des Aufstandes sah vor, in den Kämpfen gegen die Kelten so viele Gefangene wie nur möglich zu machen. Herwarth überlegte offenbar, Trolle zu fangen anstelle von Kelten.
    »Einige. Aber ich glaube nicht, dass wir sie dort überraschen können, da muss man ehrlich sein. Und ohne Überraschung …«
    »Ja, ja. Ohne Überraschung können wir uns gleich an den nächsten Baum hängen. Verfluchter Mist.« Er kratzte sich nachdenklich hinter dem Ohr. »Du wirst uns ein neues Ziel finden müssen. Irgendwo müssen doch Kelten sein! Oder Slawen, meinetwegen, aber wir brauchen
Leute! «
    Wolfgang nickte.
    »Wo hast du eigentlich die Narbe her?«, fragte der Fürst plötzlich.
    »Welche Narbe?« Wolfgang war erstaunt darüber, dass sie Herwarth bemerkt hatte. Doch der Fürst war nicht so oberflächlich, wie man glauben konnte, wenn man ihn bei einem seiner Wutausbrüche beobachtete. Er war aufmerksam, das musste man anerkennen.
    »Die Narbe an deinem Auge natürlich. Tu nicht so, als ob du nicht wüsstest, wovon ich spreche!«
    Verdammt
! Der Fürst war sogar aufmerksam

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