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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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»Er wollte gestern doch tatsächlich fliehen. Da haben die Orks ihn eben aufgehängt, um uns anderen einen Lehre zu erteilen. Den Bauch haben sie ihm übrigens auch gleich noch aufgeschlitzt.«
    »Halt den Mund, Grünling!«, fauchte Kior.
    »Ich lass mir doch von dir nicht den Mund verbieten!« Der Kobold setzte sich neben mich und flüsterte mir ins Ohr: »Achte nicht auf ihn, Garrett! Kior ist ein Wilddieb, der in den Orkwäldern Jagd auf die Goldkatze gemacht hat. Da mussten ihn die Ersten ja schnappen. Sie haben ihn gestern angeschleppt, drei Stunden bevor du ihnen in die Hände gefallen bist. War ein Glückstag für die Orks.«
    »Verstehe«, murmelte ich.
    »Und was hat dich nach Sagraba verschlagen?«
    »Ich wollte mir die Füße vertreten«, meinte ich grinsend.
    »Was soll die Geheimniskrämerei?«, maulte Glo-Glo. »Kior – dem kannst du dieses Märchen erzählen. Glaubst du etwa, ich hätte nicht gesehen, was die Ersten aus deiner Tasche gezogen haben?«
    »Woher weißt du, was das ist?«, wollte ich wissen.
    »Weil ich ein Schamane bin!«
    »Sonst fallen Schamanen den Orks aber nicht in die Hände«, giftete ich.
    »Ja, ja, bei ihnen darf man es nicht eine Sekunde an Wachsamkeit missen lassen«, erwiderte Glo-Glo schicksalsergeben. »Aber ich bin wirklich ein Schamane.«
    »Was tust du dann noch hier?«
    Als Schamane hätte der Kobold doch längst einen Weg finden müssen, den Orks zu entwischen.
    »Wirf mal einen Blick auf die hier!« Der Kobold hielt mir seine Hände hin, die in Fäustlingen steckten.
    In seltsamen Fäustlingen, wie ich zugeben musste. Jeder von ihnen war mit Runen bemalt und mit einem Schloss versehen, zwischen den Handschuhen spannte sich eine Kette. Im Grunde handelte es sich also um Fesseln – aber ich glaube, mit einiger Mühe hätte ich die Schlösser geknackt.
    »Die verhindern, dass ich zaubern kann«, erklärte Glo-Glo. »Die Fäustlinge nehmen meinen Fingern die Bewegungsfreiheit, die Runen entkräften jeden Zauber.«
    »Und da gibt es doch noch immer welche, die behaupten, der Schamanismus sei der Zauberei überlegen«, murmelte ich halblaut.
    Glo-Glo hatte meine Worte aber dennoch gehört und setzte zu einer beleidigten Erwiderung an: »Warte nur, bis ich erst wieder freie Hände habe!«
    »Und was, wenn sie dir die Hände vorher abhacken?!«, warf Mys ein.
    »Das werden sie nicht«, erwiderte Glo-Glo unbekümmert. »Bis zum Mittherbstfest habe ich nichts zu befürchten.«
    »Warum das nicht?«, fragte ich.
    »Keine Sorge, das wirst du noch früh genug erfahren«, gab sich Glo-Glo geheimniskrämerisch.
    Inzwischen hatte tatsächlich feiner Regen eingesetzt, was die Morgenstund’ aber keineswegs vergoldete. Nach und nach erwachte das Lager. Die Orks fachten das Feuer wieder an, Bagard schwirrte zwischen ihnen herum und erteilte Befehle. Ich entdeckte den Schamanen, der sich keinen Augenblick lang von meiner Tasche trennte. Vor Wut knirschte ich sogar mit den Zähnen. Warum hatte ich nicht einen weiten Bogen um das Feuer geschlagen und gewartet, bis Egrassa mich fand?
    Die Orks machten sich an ihr Tagewerk, wir weichten im Regen auf, kurzum, es war das reinste Idyll. Irgendwann schlummerte ich trotzdem noch einmal ein, und erst die verzweifelten Tritte Glo-Glos weckten mich.
    »Es geht los«, erklärte Mys.
    »Was geht los?«, fragte ich zurück, doch niemand erachtete es für nötig, Garrett aufzuklären.
    Alle starrten wie gebannt auf die Lichtung. Da ich keine Antwort erhielt, richtete ich meine Aufmerksamkeit ebenfalls auf sie. Die Orks liefen aufgeregt durcheinander, löschten das Feuer und packten die Sachen zusammen. Zwei Orks schleppten einen riesigen Baumstumpf heran. Wozu denn nun das schon wieder?
    »Wie viele sind es eigentlich?«
    »Wie viele was?«, fragte Mys.
    »Orks.«
    »Neunzehn. Das ist aber nur die Vorhut. Sie machen Jagd auf die Dunklen.«
    »Die Dunklen?«
    »Die dunklen Elfen. Eine Einheit Elfen ist durch Orkgebiet spaziert, da hat Bagard zur Jagd auf sie geblasen. Dabei haben sie nicht nur die Elfen geschnappt, sondern auch uns«, spie Glo-Glo aus.
    »Sie haben die Elfen gefangen?« Offenbar begriff ich heute sehr langsam (aber das kommt häufig vor, wenn mir eins über den Schädel gezogen worden ist).
    »Natürlich nicht alle«, räumte Glo-Glo ein, während er Fagred beobachtete, der den Stamm in der Mitte der Lichtung aufpflanzte. »Nur die, die nicht das Glück hatten, im Kampf zu sterben. Die da!«
    Hinter dem Baum mit dem aufgehängten

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