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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Gefangenen stießen acht Orks vier Elfen heraus. Sie waren aber zu weit entfernt, als dass ich die Gesichter der Gefangenen und die Wappen ihrer Häuser hätte erkennen können. Doch unter den vieren befand sich zweifellos auch eine Frau. Die Elfen sahen aus, als hätten sie die Nacht in einem Raum voller toll gewordener Katzen verbracht. Einer von ihnen vermochte sich kaum noch auf den Beinen zu halten, und zwei seiner Gefährten mussten ihn stützen. Die vier wurden zu dem Stamm geführt, um den sich bereits alle Orks versammelt hatten. Bagard nickte kurz.
    »Was geschieht jetzt mit ihnen?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
    Die Strafe fiel kurz und blutig aus. Die Orks vergeudeten ihre Zeit nicht erst mit Folter. Die Ersten zwangen einen Elfen nach dem nächsten, den Kopf auf den Richtblock zu legen, den Fagred ihnen dann mit einem Beil abhackte. Kaum war alles vorüber, da schleiften die Orks die Körper zu dem Baum mit dem Gefangenen.
    »Das war’s«, erklärte Glo-Glo.
    »Ich glaube nicht«, widersprach Mys.
    Ich folgte seinem Blick, und in meinem Innern gefror alles. Bagard zeigte auf unsere kleine Gruppe. Drei Soldaten sonderten sich von den anderen ab und kamen auf uns zu.
    »Ich werde mich nicht bedingungslos ergeben«, murmelte Mys. »Sollen die sich doch einen anderen Hammel für ihr Schlachtfest suchen.«
    Er schloss die Faust um einen kurzen, spitzen Zweig. Damit hätte er ohne Zweifel jemandem ein Auge ausstechen können. Oder den Hals durchbohren. Die Frage war allerdings, ob ihn die Orks überhaupt zum Zuge kommen ließen.
    Doch die Orks scherten sich weder um Mys noch um mich, sondern schnappten sich den bleichen Kior, um ihn zum Henkersklotz zu zerren. Kior schrie und zappelte, bis ihm einer der Orks den Lanzenschaft in den Bauch rammte.
    »Warum er?«, krächzte ich mit belegter Stimme.
    »Er ist ein Wilddieb«, erklärte Glo-Glo. »Als sie ihn gefangen haben, hatte er ein paar Felle der Goldkatze bei sich. Und einen Wilddieb bestrafen Orks genauso grausam wie einen Holzfäller.«
    Der schreiende Kior wurde zu dem Klotz geschleift, aber nicht auf ihn gezerrt, sondern so ins Gras gelegt, als sollte er gevierteilt werden. Fagred erhob sein schreckliches Beil. Zwei schnelle Hiebe – und die Schreie des Wilderers gingen in ein Röcheln über.
    »Sagoth steh uns bei!«, murmelte ich und wandte mich ab.
    Der Ork hatte dem Mann beide Arme unmittelbar unter der Schulter abgeschlagen.
    »Sagoth kann hier nicht helfen«, stellte Mys klar. »Zwei Einheiten Bogenschützen, die bräuchten wir jetzt.«
    Kior gab inzwischen keinen Ton mehr von sich. Keiner der Orks dachte auch nur daran, die schrecklichen Wunden zu verbinden, so dass der Wilddieb schon bald verblutete. (Vielleicht hatten die Götter ja auch Gnade walten lassen und ihm bereits nach dem ersten Schlag das Bewusstsein genommen.) Die Orks hängten die enthaupteten Elfen neben Kiors Gefährten auf, während sie die Köpfe der Dunklen auf Pfähle spießten, die sie in die Erde rammten.
    Olag kam zu uns, sah uns aufmerksam an und sagte: »Betrachtet das aufgehängte Fleisch ganz genau und merkt euch: Das blüht euch auch, wenn nur einer von euch auf die Idee kommen sollte zu fliehen. Habt ihr mich verstanden, ihr Meerkatzen, oder muss ich deutlicher werden?«
    »Wir sind nicht dümmer als du, Ork«, krächzte Glo-Glo. »Ebenso wenig wie wir taub sind. Wir haben dich schon verstanden.«
    Der Schamane fürchtete den Ork offenbar nicht. Olag schnaubte bloß und bedachte den Kobold mit einem Blick, als sähe er ihn zum ersten Mal.
    »Wenn du tatsächlich alles verstanden hast, Grünling, dann mach den Meerkatzen Feuer unterm Hintern. Wir brechen auf.«
    Mit diesen Worten zog er ab.
    »Wohin geht es?«, fragte ich, während ich im Regen unablässig zitterte.
    »Weiter«, knurrte der Kobold bloß und hüllte sich in seinen Umhang.
    Selbstverständlich verbot sich jeder Gedanke an Flucht, denn wir drei liefen in der Mitte des Zuges, obendrein unmittelbar vor Olag, der frohgemut ein Liedchen trällerte, und vor Fagred mit seinem Beil. Letzterer flößte mir wirklich Angst ein, denn sobald sich unsere Blicke trafen, lächelte der Ork versonnen und strich über seine Waffe.
    Woran dieser Bursche dachte, stand außer Frage. Er wollte meinen Schädel unbedingt vom Rest des Körpers trennen. Ich meinerseits setzte freilich alles daran, ihm dieses Vergnügen möglichst lange vorzuenthalten.
    Glücklicherweise hörte der Regen nach einer Weile

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