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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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über unseren Schamanismus zu erfahren. Aber dieses Wissen ist nichts für Menschen. Der Orden wollte das natürlich nicht einsehen und hat uns immer besessener verfolgt. Am liebsten hätte er uns vernichtet. Dieses Ansinnen kostete allerdings Hunderttausende von Menschen das Leben – in unseren Wäldern. Wundere dich nicht darüber, dass du davon nichts weißt. Niemand von euch Menschen weiß das, denn der Orden gesteht seine Niederlagen nicht gern ein.«
    Der Kobold grinste noch einmal, bevor er die Augen öffnete.
    »Aber …«
    »Wir Kobolde machen aus dieser Geschichte kein Geheimnis, im Gegenteil, wir erinnern uns mit Freuden daran, wie wir euern Zauberern und Soldaten eingeheizt haben. Inzwischen wagt sich niemand mehr in unsere Wälder, und wir sind nicht sonderlich erpicht darauf, sie zu verlassen. Die Wege der Kobolde und der Menschen haben sich getrennt. Habe ich deine Frage damit beantwortet?«
    »Jetzt ist eine neue aufgetaucht.«
    »Nur zu.«
    »Ich glaube nicht länger, dass ein Schamane, der so mächtig ist wie du, Bagard in die Hände fallen konnte.«
    »Eine kluge Schlussfolgerung, Schattentänzer«, gickelte Glo-Glo.
    »Woher weißt du, dass ich …?«
    »Ich weiß es eben. Wir Kobolde verfolgen unsere Ziele in dieser Welt. Ich werde dich nicht mit endlosen Ausführungen über das Gleichgewicht und die Großen Häuser langweilen, denn soweit ich es begriffen habe, weißt du davon ohnehin genug. Doch das wichtigste Ziel in meinem Leben … und im Übrigen auch schon im Leben meines Vaters und des Vaters meines Vaters …«
    »Ich habe schon verstanden«, versicherte ich, denn ich vermutete, die Aufzählung all der Vorfahren des alten Kobolds könnte sich derart in die Länge ziehen, dass ich darüber meine Frage vergaß.
    »Er hat schon verstanden«, brummte Glo-Glo. »Hat man dir nicht beigebracht, dass es sich nicht ziemt, die Alten zu unterbrechen? Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Das Ziel meiner Vorfahren, die ihr Geschlecht von dem großen, wahnsinnigen Schamanen Tre-Tre ableiten, bestand darin, auf die Ankunft des Schattentänzers zu warten. Also auf dich.«
    »Sehr angenehm«, blaffte ich.
    »Werd jetzt nicht unverschämt«, fuhr mich Glo-Glo an, um dann weiter auszuführen: »Wir haben darauf gewartet, dass die Prophezeiung aus dem Buch Bruk-Gruk des Schamanen Tre-Tre eintrifft und ein Schattentänzer in unsere Welt kommt. Ihm sollten wir beibringen, wie er in die Urwelt gelangt und ihr neues Leben einhaucht.«
    »Oh«, brachte ich nur heraus.
    »Aber all das hast du auch ohne meine Hilfe geschafft«, murmelte Glo-Glo etwas enttäuscht. »Das sehe ich am Abglanz der Urflamme in deinen Augen und an diesem Raureif an deinen Schläfen.«
    »Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.«
    »Wirklich nicht?« Glo-Glo setzte eine erstaunte Miene auf. »Im Geschlecht von Tre-Tre bin ich der letzte Nachfahre in männlicher Linie – und für mich bist du zu spät gekommen. Als die Sterne auf dich gewiesen haben, war ich bereits zu alt, um Sagraba zu verlassen. Deshalb musste ich darauf hoffen, dass jemand anders vollbringt, was mir mein Alter unmöglich machte. Sobald ich jedoch erfuhr, dass du Hrad Spine wieder verlassen hast, wusste ich, was weiter geschehen würde. Da musste ich mir etwas einfallen lassen. Es war recht einfach, dafür zu sorgen, dass die Orks mich schnappen. Danach brauchte ich bloß noch abzuwarten, bis sie dich in ihre Gewalt brachten. Das ist auch schon die ganze Geschichte.«
    »Aber irgendetwas ist anders gekommen, als du es geplant hast, oder?«
    »Das stimmt. Ich habe leider nicht bedacht, dass die Orks einen Schamanen dabeihaben, der verhindert, dass ich mein Können einsetze. Ohne die Fäustlinge hätten wir bereits in der ersten Nacht fliehen können.«
    »Wäre es nicht einfacher gewesen, mich vor den Orks zu warnen?«
    »Nein!«, fuhr mich Glo-Glo an. »Ich wusste zwar, was geschehen würde, aber nicht, wo. Deshalb musste ich die Orks vor meinen Karren spannen.«
    »Und bist du wirklich schon einmal im Labyrinth gewesen?«
    »Ja. Alles, was ich dir über das Labyrinth erzählt habe, ist die reine Wahrheit. Auch wenn ich ehrlich zugeben muss, dass ich nicht damit gerechnet habe, es nach dreißig Jahren erneut durchlaufen zu müssen.«
    »Du hast viel gewagt.«
    »Das musste ich. Und wenn deine Freunde nicht gekommen wären, hätte ich schon noch einen Trumpf aus dem Ärmel gezogen.«
    »Welchen?«
    »Das spielt nun keine Rolle mehr. Außerdem

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