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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sollten wir jetzt weiterziehen, bevor sich die Orks von dem Hornissenschwarm erholen.«
    »Eine Frage noch.«
    »Du bist wirklich über alle Maßen neugierig. Also, was denn noch?«
    »Wofür braucht ihr den Schattentänzer?«
    »Für das Gleichgewicht! Ich möchte, dass meine Nachkommen noch Jahrtausende in Siala leben. Jemand wie du braucht nur einmal mit dem Finger zu schnippen, und schon ist das Gleichgewicht gesichert.«
    »Und das Horn? Spielt es gar keine Rolle?«
    »Vergiss doch diese Tröte! Das Horn ist ein Horn, mehr nicht. Im Vergleich zu dir ist es nicht mehr als ein Funke in einem Waldbrand! Und jetzt sei endlich Schluss mit der Fragerei!«
    »Und dieser andere …?«
    »Wer?«
    »Du hast doch gesagt, jemand anders hätte das vollbringen müssen, wozu du schon zu alt warst. Wen meintest du damit?«
    Kaum hatte ich die Frage gestellt, kannte ich auch schon die Antwort, die einige Schritt entfernt von uns stand und uns mit ängstlichen blauen Koboldaugen unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze ansah.
    »Was fragst du, wenn du es ohnehin weißt?«, fuhr mich der Kobold an. »Wenn du selbst nicht gehen kannst, musst du halt … deinen Lehrling schicken. Kli-Kli, komm her!«
    Der Hofnarr näherte sich ängstlich.
    »Lehrling?«, fragte ich dumm zurück.
    »Warum nicht?«, schnaubte Glo-Glo. »Ich hatte niemand anders. Im Buch Bruk-Gruk heißt es, dass du dem König Vagliostriens begegnest, also musste jemand bei Hofe den Narren spielen, um dich genau dort abzupassen.«
    »Kli-Kli?«, wandte ich mich an den Kobold, der bisher finster geschwiegen hatte.
    »Ja?«, fiepte er. »Das ist die Wahrheit, Garrett. Und ich entschuldige mich für alle Unannehmlichkeiten, die ich dir bereitet habe. Das war leider unvermeidlich.«
    »Sag mir lieber, was ich dir befohlen habe?!«, fauchte Glo-Glo.
    »Ich sollte bei Garrett bleiben«, antwortete Kli-Kli kleinlaut.
    »Lauter! Ich verstehe dich nicht!«
    »Ich sollte bei Garrett bleiben!«
    »Warum ist er dann allein in Hrad Spine gewesen? Warum musste ich dann alles stehen und liegen lassen, während du dich mit sonst was besch…«
    »Aber, Großpapa!«, unterbrach ihn Kli-Kli.
    »Großpapa?« Mir klappte der Unterkiefer herunter.
    »Ja! Großpapa! Versteht sich doch wohl von selbst, dass ich mein eigen Fleisch und Blut in die Lehre nehme.«
    »Es ist nur, weil Kli-Kli mir immer wieder gesagt hat, sein Großvater sei ein Schamane gewesen  … Da hatte ich gedacht, er sei längst tot.«
    »Ins Grab hast du mich also auch schon gebracht?!«, fauchte Glo-Glo. »Herzlichen Dank!«
    »Aber ich …«
    »Womit habe ich nur eine solche Enkelin verdient?!«
    Kli-Kli setzte an, sich zu verteidigen, aber Glo-Glo zeterte, die Waldgeister müssten ihn mit diesem Gör gestraft haben. Ich verstand kein Wort mehr. Ob der alte Schamane in seiner Gefühlsaufwallung wirres Zeug redete?
    »Kli-Kli«, begann ich und nutzte den Augenblick, da Glo-Glo Atem holte. »Warum nennt er dich seine Enkelin?«
    Der Kobold wollte offensichtlich am liebsten im Boden versinken.
    »Du Stumpfhirn von einem Menschen!«, blaffte mich Glo-Glo an. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich der letzte Nachfahre des großen Schamanen Tre-Tre in männlicher Linie bin. Kli-Kli ist meine Enkelin.«
    »Kli-Kli! Du … du bist eine Sie? Ein Mädchen?«
    Der Kobold (oder die Koboldin?) besaß immerhin genug Anstand, mir nicht in die Augen zu sehen und lediglich verlegen vor sich hin zu murmeln. Dem Genuschel entnahm ich ein hauchzartes Ja.
    Das war ein Schlag! Eine solche Überraschung hatte mir das Schicksal mein Lebtag noch nicht bereitet! Undenkbar! Kli-Kli ein Mädchen! Die ganze Zeit hatte er – das heißt: sie – uns an der Nase herumgeführt. Und noch dazu so überzeugend!
    Ich musste ziemlich dumm aus der Wäsche gucken, denn Glo-Glo grinste mich an, während Kli-Kli am liebsten noch immer im Boden versunken wäre. Als ich den ersten Schock überwunden hatte, hielt ich es für das Beste, einfach zu lachen. So hatte mich noch niemand verschaukelt!
    »Du … du bist mir also nicht böse?«, fragte Kli-Kli leise.
    »Nein!« Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ich auf jemanden böse bin, dann auf mich selbst. Dass ich das nicht früher begriffen habe!«
    »Wie hättest du dahinterkommen sollen?«, erwiderte sie selbstgefällig. »In den Augen von euch Menschen sehen wir Kobolde doch alle gleich aus.«
    »Aber wozu beim H’san’kor war das nötig?!«
    »Es machte die Sache viel einfacher, Garrett.« Sie zuckte kaum

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