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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hetzten sie durch halb Sagraba, um mich zu retten, dann flohen sie mit mir vor den Orks … Als es tagte, ließen wir die alten Felsen hinter uns und kamen an einen fröhlich sprudelnden, breiten Bach. Nun führte unser Weg an seinem Ufer entlang. Nach zwanzig Minuten bat Egrassa Glo-Glo, einen Halt einzulegen, hob die Hand und gebot Ruhe.
    »Was ist denn?«, fragte ich Kli-Kli.
    »Pst!«, flüsterte er.
    Wie alle anderen lauschte auch ich auf die morgendliche Stille und das Rauschen des Regens. Irgendwann hörte ich das Geräusch. Da es fast im Regen unterging, begriff ich zunächst nicht, um was es sich handelte.
    Bumm! Bumm! Bumm!
    Das kaum wahrnehmbare Donnern der Kriegstrommeln der Orks, die Alarm schlugen.
    »Sie haben entdeckt, dass die Grube leer und ihr Schamane tot ist!«, spie Hallas aus.
    »Rasch!«, verlangte ich. »Fort von hier!«
    »Als ob wir bisher getrödelt wären!«, knurrte Deler.
    »Hätten, nicht wären!«, verbesserte ihn Hallas.
    »Wenn mir hier jemand Lektionen erteilen will, dann werde ich diesem Jemand die Streitaxt über den Schädel ziehen, ohne dabei zu trödeln!«, gab ihm Deler Bescheid.
    »Geht unter die Bäume, ich brauche Zeit und Platz«, verlangte Glo-Glo.
    Mylord Alistan wollte schon zum Widerspruch ansetzen, aber Egrassa unterband das mit einem Kopfschütteln. Der Graf verzog unzufrieden das Gesicht, tat aber, wie ihm geheißen.
    Inzwischen nieselte es nur noch, sodass es nicht mehr ganz so scheußlich war. Zudem boten die Bäume einen gewissen Schutz. Alle wichen von dem alten Schamanen zurück und beobachteten, wie er sich in der Hocke um die eigene Achse drehte, mit den Armen ruderte und durch die Blätter pflügte. Die Prozedur zog sich hin. Mylord Markhouse wurde allmählich unruhig. Und nicht nur er.
    »Sollen wir den alten Brummochsen noch lange begaffen?«, entfuhr es Lämpler.
    »Das ist kein alter Brummochse«, ereiferte sich Kli-Kli. »Das ist Glo-Glo, einer der größten Schamanen unserer Zeit!«
    »Woher willst du das denn wissen?«, höhnte Hallas.
    »Ich weiß es eben!«, brummte Kli-Kli und starrte auf seine Schuhspitze. »Er ist übrigens der Bewahrer des Buches der Prophezeiungen des großen Schamanen Tre-Tre.«
    Bumm! Bumm! Bumm!
    Die Orktrommeln kamen näher.
    »Wenn wir jetzt nicht weiterziehen, kriegen die uns, Mylord!« Nun riss sogar Aal der Geduldsfaden.
    »Oh!«, brachte Kli-Kli da heraus und presste sich die Hände vor die Augen.
    Lämpler stieß einen erlesenen Fluch aus. Alle anderen starrten auf das, was Glo-Glo vollbracht hatte. Und das war in der Tat ein erstaunlicher Anblick! Kaum hatte der Kobold seinen Zauberspruch beendet, da lösten sich alle Blätter im Umkreis von den Bäumen und schwebten in der Luft. Ihnen gesellten sich auch noch diejenigen zu, die auf dem Boden gelegen hatten.
    Danach geschah etwas wirklich Seltsames. Ich hatte den Eindruck, Tausende von Händen würden die Blätter zerreißen und nicht eher Ruhe geben, als bis jedes einzelne von ihnen in tausend Schnitzel zerkleinert war. Diese verwandelten sich sogleich in Tausende von geflügelten Wesen. Über dem Wald hing eine dichte, dunkle, wogende, eine lebendige Wolke. Jedes Wesen aus dieser riesigen Wolke schwoll dann noch an, bis es so groß wie eine Faust war.
    »Die Götter mögen uns beistehen!«, stieß Hallas aus.
    »Die werden uns auch nicht retten!«, schrie Aal.
    Dann wies Glo-Glo mit der Hand in die Richtung, aus der das Trommeln kam. Die Wolke magischer Hornissen schwirrte ab. Es waren Tausende von Tieren, und es war tatsächlich Furcht einflößend. Eine der Hornissen löste sich aus der Menge und kam zu uns geflogen. Ich konnte die silbern schimmernden, ausdruckslosen Augen erkennen, den schwarz und gelb gestreiften Bauch und den schrecklichen, fliederfarbenen Stachel.
    Erst als das Flügelklatschen der Hornissen verebbt war, fiel die Starre von uns ab.
    »Diese Blätter hatten es aber in sich!«, presste Hallas heraus und äugte ängstlich zu Glo-Glo hinüber.
    »Freut mich, dass es dir gefallen hat, Gnom!« Der Schamane wirkte erschöpft. »Diesen Zauber habe ich eine Woche lang vorbereitet, deshalb war ich selbst neugierig, ob er wohl klappt. Jetzt muss ich mich etwas ausruhen. Aber wir brauchen uns nun ja nicht mehr zu hetzen. Die Ersten werden alle Hände voll zu tun haben und gar nicht mehr an uns denken. Sag mal, Gnom, hast du Wasser?«
    Hallas hielt Glo-Glo geschwind seine Flasche hin. Der nippte daran, gab ihm die Flasche zurück und ordnete an:

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