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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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»Spaziert ein halbes Stündchen durch den Regen, ich werde mich derweil unter diesen Baum hier setzen und Kräfte sammeln.«
    Egrassa willigte für uns alle ein, und wir zogen uns zurück. Ohne die Blätter war der Wald nackt, und so schien es noch kälter zu sein.
    »Sagenhaft, nicht wahr?«, wandte sich Deler an Lämpler.
    »Um keinen Preis möchte ich jetzt mit den Orks tauschen.«
    »Ich habe euch doch gesagt, dass es Glo-Glo ist!«, warf Kli-Kli ein. »Aber ihr Stumpfhirne wolltet mir ja nicht glauben! Ihr könnt von Glück sagen, dass er euch nicht in Würmer verwandelt hat.«
    Hallas schielte erschrocken zu Glo-Glo zurück. Der saß mit geschlossenen Augen da und schien zu schlafen.
    »Das ist ein sehr starker Schamane«, sagte der Elf leise zu Mylord Alistan. »Der stärkste, den ich je erlebt habe. Um den Hornissenschwarm zu erschaffen, brauchen wir die Hälfte unserer zehn besten Schamanen!«
    Markhouse nickte nur wortlos und setzte sich unter einen Ahornbaum.
    »Hört mal!«, rief Kli-Kli. »Die Trommeln sind verstummt!«
    Wir lauschten. Es stimmte, über Sagraba hing Stille, nur das Rauschen des Baches war zu vernehmen – und der war so leise, als wollte er die Aufmerksamkeit des großen Schamanen nicht auf sich lenken. Wenn aber … Ich überließ mich meinen Gedanken.
    »Garrett!!!« Kli-Klis Stimme riss mich aus meinen Überlegungen. »Du hast nichts von dem mitbekommen, was ich eben gesagt habe, oder?!«
    Der Kobold stand vor mir, die Arme in die Hüften gestemmt.
    »Tut mir leid, Kli-Kli, ich habe nachgedacht.«
    »Wo ist deine Armbrust?«, wollte er wissen. »Haben die Orks sie dir abgenommen?«
    »Nein, ich hab sie in Hrad Spine gelassen.«
    »Erzählst du mir, was dir dort widerfahren ist?«
    »Nicht jetzt. Vielleicht später.«
    »Schon verstanden«, sagte Kli-Kli seufzend und setzte mir nicht länger mit seinen Fragen zu.
    »Ist es schwer gewesen?«, fragte Hallas anteilnehmend.
    »Mhm.«
    »Trotzdem hast du vollbracht, was der König von dir verlangt hat«, ließ sich da Alistan Markhouse überraschend vernehmen. »Guter Junge. Ich bin froh, dass ich mich in dir getäuscht habe.
    »Danke, Mylord Alistan.«
    Ich streifte die Kapuze vom Kopf und ließ mir den wieder zunehmenden Regen ins Gesicht prasseln. Jemand stieß einen leisen Schrei aus.
    »Was ist mit deinem Haar?«, fragte Aal.
    »Was soll damit sein?«
    Kli-Kli holte aus einer seiner unzähligen Taschen einen kleinen Spiegel und hielt ihn mir hin. Ein Blick genügte: Meine Schläfen waren silbergrau.

Kapitel 15

    Der Schamane und der Narr
    Niemand quälte mich mit Fragen. Die nächsten zehn Minuten saß ich ganz allein am Bach. Das gab mir die Gelegenheit, mich zu beruhigen und über alles nachzudenken. Die grauen Schläfen bereiteten mir keine Sorgen – mein Kopf war sonst ja unversehrt geblieben. Als ich meine Gedanken endlich geordnet hatte, stiefelte ich geradewegs zu Glo-Glo, der immer noch unter dem Baum saß. Hallas beobachtete mich, sprach mich jedoch nicht an. Als ich mich neben den alten Schamanen hockte, behielt er die Augen geschlossen. Ob er wohl schlief?
    »Willst du mich was fragen, mein Junge?«, ergriff er unvermittelt das Wort.
    »Ja.«
    »Nur zu.«
    »Ich möchte wissen, wie die Kobolde durch die Schwerter der Menschen und die Yatagane der Orks sterben konnten, wenn sie über eine derart mächtige Magie verfügen.«
    »Glaubst du etwa, eure Geschichtsschreiber tischen euch die Wahrheit auf?«, fragte der Kobold grinsend. »Wir sind keine Lämmer, Garrett. Sicher, viele von uns sind gestorben – aber wir haben auch viele Feinde mit ins Grab genommen.«
    »In dem Fall …«
    »In dem Fall solltest du dem Märchen, Kobolde seien ein schutzloses Volk, keinen Glauben schenken. Ja, wir sind klein von Wuchs, aber unser Schamanismus reicht fast an den Kronk-a-Mor heran. Deshalb konnten wir unser Leben auch so teuer verkaufen. Du weißt, warum die Menschen zur Jagd auf uns geblasen haben?«
    »Weil …« Doch dann ließ ich den Satz unvollendet.
    »Ganz gewiss nicht, weil wir so schreckliche Fratzen haben – wobei ich lieber kein Wort über eure Visagen verlieren will. Und sicher auch nicht, weil ihr uns für Verbündete der Orks gehalten habt. Nein, alles ist viel einfacher und zugleich wesentlich verzwickter. Euer Orden wollte sich unser Wissen aneignen, genauer gesagt, er wollte hinter unseren Kampfschamanismus kommen. Deshalb haben die Magier alles darangesetzt, unsere Bücher in ihre Gewalt zu bringen und etwas

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