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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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in zwei Tagen werde er bestimmt anfangen, sich von Blättern zu ernähren.
    Die Nacht war sehr unangenehm. Der kalte Wind, der durch das aufgewühlte Schilfmeer fegte, drang uns bis auf die Knochen. Zitternd vor Kälte wachte ich mehrmals auf, schlief aber jedes Mal wieder ein. Dabei träumte ich wiederholt, durch das hohe Schilf schlichen Orks heran, um uns anzugreifen. Dann wachte ich erneut auf und starrte lange auf die Schilfwand.
    Noch ehe es tagte, trieb uns Mylord Alistan weiter, und wir setzten unseren Weg eingehüllt in dicken Nebel fort.
    Als es endlich hell wurde, hatten wir bereits ein ordentliches Stück Weg hinter uns gebracht. Der See lag nun hinter uns, aber der verfluchte Nebel dachte gar nicht daran abzuziehen. Sagraba wirkte wie ein Wald aus einer Gespenstergeschichte.
    Die dunklen Silhouetten der Baumstämme wuchsen förmlich aus dem milchigen Vorhang heraus. Alles um uns herum schien tot oder erstarrt und wartete darauf, dass der Nebel abzöge. Eine solche Stille hatte es in Sagraba bisher nur gegeben, als wir durch den Roten Grenzflecken gezogen waren. Sobald ich an die damaligen Ereignisse zurückdachte, durchbohrte eine stumpfe Nadel mein Herz. Ich setzte zwar alles daran, die Erinnerung an die H’san’kore und die dunklen Gedanken zu verscheuchen, doch die grauenvollen Bilder kehrten hartnäckig in meinen Kopf zurück. Die stumpfe Nadel wollte nicht aus meinem Herzen weichen, bei einem besonders schmerzhaften Stich entglitten mir sogar die Gesichtszüge. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und fragte Kli-Kli im Flüsterton: »Bereitet dir irgendwas Sorgen?«
    Sie blieb stehen, sog die Luft ein und überlegte. »Mein Schnupfen«, antwortete sie dann.
    »Haha!«, erwiderte ich, wobei ich ihr diese Begriffsstutzigkeit leicht verübelte. »Du hast doch im Roten Grenzflecken auch gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war.«
    »Das habe ich, ja«, erwiderte sie. »Aber hier spüre ich nichts. Sollte es an diesem Ort eine Gefahr geben, dann eine ganz gewöhnliche, und die kann ich nicht wittern. Aber du … als Schattentänzer … wenn du etwas witterst …« Sie wandte sich an den Zwerg. »Deler, sag Egrassa, dass Garrett von irgendwas beunruhigt ist.«
    Deler widersprach nicht, ja, er wunderte sich nicht einmal, sondern blickte mich nur aufmerksam an und stiefelte zu dem Elfen, der an der Spitze unseres Zuges lief.
    Nur schaffte er es nicht mehr, irgendjemanden zu warnen. Mit einem Mal überschlugen sich die Ereignisse. Schweigend tauchten aus dem Nebel Schatten mit gezückten Yataganen auf, zwei oder drei glitten von den Bäumen herunter, obendrein stieß die Erde zwei Meter hohe Blattfontänen in die Luft, unter denen Monster hervorstürmten, die wie eine Kreuzung aus Affe und Wolf aussahen. Was für ein vortrefflicher Hinterhalt! Die Orks hatten Geduld gezeigt und lange auf uns gelauert – und diesmal waren wir ihnen in die Falle gegangen.
    »Orks!«, schrie Mumr und riss den Birgrisen von der Schulter.
    »Lirde daast! P’un edron! Ich will sie lebend! Bis auf den Elfen! «, brüllte einer der Ersten.
    Ein Ork trötete in ein kleines Horn, das mit überraschend lautem Ton durch den Wald schallte und damit den Nebel aufstörte. Doch in Egrassas Händen lag bereits der Bogen. Der verfluchte Tröter konnte nur noch mit beiden Händen nach dem Pfeil in seiner Brust greifen. Trotzdem kam der Schuss zu spät, denn irgendwo in der Ferne erklang bereits ein zweites Horn. Bevor mich der Kampf in seinen tödlichen Strudel zog, sah ich noch, dass Aal zwei Orks daran hinderte, Egrassa anzugreifen. Danach hatte ich für nichts anderes mehr Augen als für die …
    … Affenwölfe, die sich brüllend auf Kli-Kli und mich stürzten. Diese Monster bewegten sich äußerst geschmeidig, aber irgendwie seitwärts, wie Krabben.
    »Gruunen!«, schrie Kli-Kli, sobald sie diese dürren Viecher mit dem schmutziggelben, grellrot gesprenkelten Fell, den wölfischen Reißzähnen und den dicken, dornenbesetzten Halsbändern erblickte. Ohne zu zögern, schleuderte sie das erste ihrer Wurfmesser gegen die Monster.
    Das Messer traf einen der Gruunen in der Seite. Das Orkmonster jaulte auf, schlug einen Salto, landete auf dem Boden und durchfurchte mit seinen Pfoten wie irre die Blätter und den Boden. Die anderen kümmerten sich in keiner Weise um den Tod ihres Gefährten und stürmten weiter auf uns zu.
    Peng!, knallte es hinter mir.
    Hallas brachte seine letzte Pistole zum Einsatz. Bei dem unbekannten Laut blieb

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