Schattentänzer
schützte sich gegen die Schläge des Schwertes mit seinem Schild, der schon ordentlich verbeult war, doch seine Minuten waren gezählt. Kli-Kli schien unverletzt. Egrassa und Aal hatten ihre Gegner ausgeschaltet und kamen zu uns geeilt. Hallas heizte einem Ork ordentlich ein.
Der Gnom schlug dem Ersten den Yatagan aus der Hand, sodass diesem nur noch der Dolch zur Verteidigung blieb. Hallas setzte nach, um ihm den tödlichen Schlag zu verpassen, stolperte dabei jedoch über die Leiche eines Gruunen und verlor kurz das Gleichgewicht. Das nutzte der Erste sofort, indem er Hallas beim Bart packte, zu sich zog und gleichzeitig mit dem Dolch auf das ungeschützte Gesicht des Gnoms eindrosch.
Hallas ging blutüberströmt zu Boden, während der Ork zum entscheidenden Schlag ausholte. Ich stürzte zu den beiden hin, auch wenn ich wusste, dass ich zu spät kommen würde. Da überholte mich Deler. Heulend schleuderte er seine Streitaxt gegen den Ork. Wie eine funkelnde Scheibe sauste die Waffe durch die Luft und bohrte sich in den Ersten hinein, um ihm Kopf und Oberkörper zu spalten.
»Deler! Hinter dir!«, schrie Aal – doch es war zu spät.
Ein Ork, der hinter dem Zwerg aufgetaucht war, stach mit einer solchen Gewalt mit einem Kurzschwert auf ihn ein, dass die Spitze der Klinge vorne wieder aus der Brust austrat. Deler schwankte und fiel auf die Knie. Noch ehe der Ork sein Schwert aus ihm herausziehen konnte, verwandelte ihn Egrassa mit seinen Pfeilen in ein Nadelkissen.
Dann war alles vorüber.
Delers Angreifer war der letzte gewesen. Wir stürmten zu Hallas und Deler. Der Gruun, der von Egrassa einen Pfeil in die Seite bekommen hatte, lebte noch und versuchte, den Pfeil mit seinen Zähnen herauszuziehen. Da ließen die Jagdhörner der Orks ihre Stimme erneut hören. Diesmal klang es viel näher.
»Beim Licht!«, stöhnte Kli-Kli und ging neben Hallas auf die Knie. »Beim Licht! So viel Blut!«
Sie rief ununterbrochen etwas von Blut, und in ihren Augen flackerte Panik. So aufgelöst hatte ich sie noch nie gesehen.
»Beim Licht! Das darf nicht wahr sein!«
Ein Blick auf den Gnom genügte, um zu wissen, dass es schlimm um ihn stand. Der Schlag hatte die rechte Gesichtshälfte erwischt, obendrein war die Klinge des Orkschwerts gezahnt gewesen, sodass die Wunde rundherum ausgefranst war. Und an der Stelle des Auges klaffte ein blutiges Loch.
Noch lebte Hallas, war aber ohne Bewusstsein.
Egrassa schob Kli-Kli kurzerhand zur Seite, murmelte etwas in Orksprache und stäubte ein gelbes Pulver auf die Wunde.
»Aal?«, rief Lämpler. »Was ist mit Deler?«
»Er stirbt!«, kam die Antwort.
»Beim Dunkel! Verrecken sollen diese Orks!«, schrie Mumr. »Garrett, sieh mal, ob du Aal helfen …«
Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, lief ich zu Aal. Auch Mylord Alistan war hier. Der Garraker hatte das Schwert nicht aus dem Rücken des Zwergs gezogen, um den ohnehin schon starken Blutverlust nicht noch zu verschlimmern. Deler wollte etwas sagen, schaffte es jedoch nur, lautlos die Lippen zu bewegen.
»Können wir irgendetwas für ihn tun?«, fragte ich.
»Ihm kann nur noch ein Wunder helfen«, brummte Alistan Markhouse.
Doch das Wunder blieb aus. Ohne ein einziges Wort über die Lippen gebracht zu haben, starb Deler.
»Möge er im Licht weilen«, murmelte Aal und schloss dem Zwerg sanft die Augen.
Was für ein Schlag! Deler war tot, Hallas rang mit dem Tod.
»Garrett!« Aal packte mich beim Arm. »Reiß dich zusammen!«
Der Garraker hatte recht. Es war nicht die Zeit zu trauern. Mumr hatte von irgendwoher saubere Lappen besorgt und verband damit die Wunde des Gnoms. Der Stoff saugte sich im Nu mit Blut voll, aber nach weiterer magischer Hilfe von Egrassa ließ die Blutung wenigstens etwas nach.
Die Orkhörner kündeten davon, dass die Ersten mit aller Gewalt auf uns zueilten. Von rechts antworteten ihnen sogleich ebenfalls Hörner.
»Mumr! Wir müssen hier weg!«
»Das weiß ich!«, brüllte er, während er dem Gnom den Kopf verband. »Ich bin ja schon fertig!«
»Was ist mit Deler?«, fragte der Elf.
»Er ist tot.«
Kli-Kli schluchzte und schlug die Hände vors Gesicht. Ich tätschelte ihr die Schulter, um sie zu trösten.
»Es wird Zeit! Die Orks werden bald hier sein!«
»So! Fertig!« Lämplers Hände troffen von Blut. »Aber er wird nicht lange durchhalten. Wahrscheinlich haben wir sein Ende nur hinausgeschoben.«
»Wir können bloß noch hoffen«, knurrte Alistan. »Wir haben keine Zeit, eine Trage
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