Schattentänzer
gehört, die dunklen Elfen schießen mit ihren Bögen noch besser als die Windspieler.«
»Nur keine Sorge, mein Junge«, mischte sich ein Pikineur ins Gespräch. »Von uns bis zu den Gelbaugen sind es bloß dreihundert Schritt. Wenn was ist, werden sie unsere Feinde beschießen!«
»Wenn alles vorbei ist, mache ich mir keine Sorgen mehr.« Heute vermochte niemand Wanzes Stimmung aufzuhellen.
»Auseinander! Auseinander, sage ich!«
Alle Blicke richteten sich auf den Kommandeur. Bei ihm standen zwei Menschen, ganz offenkundig aber keine Soldaten.
»Ihr, mein Herr, kommt hierher! Stellt Euch hinter den Mann hier!«
Ein junger Mann im Brustharnisch und mit leichtem Helm, der ein Kurzschwert trug, stellte sich hinter Jigg.
»He! Kommandeur!«, schrie einer der Angler. »Was soll das heißen?! Siehst du nicht, dass du unsere Formation zerstörst?! Was sollen wir hier mit einem Schwertträger?«
»Schweig besser, du Nichtsnutz! Das ist kein Soldat! Das ist der Mylord Magier! Wenn du willst, kann ich ihn ja auf die andere Seite stellen.«
»Der Herr Magier möge … wie sollte ich denn … ich bitte um Vergebung, guter Herr.«
»Schützt Euer Magierschaft, Männer! Er wird euch euern Hintern retten, wenn die Schamanen des Unaussprechlichen Unfug anstellen sollten.«
»Das werden wir!«, riefen alle Männer wie aus einem Munde.
Auf den Gesichtern der meisten Soldaten spiegelte sich Erleichterung. Kaum einer von ihnen hatte ein Wort darüber verloren, doch fast alle hatten sich gefragt, was eigentlich geschehen würde, wenn der Unaussprechliche mit Magie angriff. Soldaten konnten gegen Soldaten kämpfen – aber was sollten sie gegen Schamanen ausrichten?
»Und jetzt wollen wir denen einen ordentlichen Kampf liefern!« Wanze umfasste die Hellebarde fester.
Seine Stimmung hatte sich augenscheinlich gebessert.
»He, ihr da drüben!«, schrien die Soldaten, die rechts vom Bataillon standen. »Seid ihr schon angefroren?«
»Weshalb?«, kam die Antwort. »Wollt ihr uns etwa aufwärmen?«
Durch die Reihen ging erneut Gelächter.
»Ihr könnt gern rüberkommen, wenn’s bei euch heiß wird!«, gaben die anderen zurück.
»Dito«, schrie Jigg zu seiner eigenen Überraschung. »Wir sind nämlich auch sehr großzügig! Wärme und Feinde teilen wir immer!«
Seine Gefährten bekräftigten diese Worte mit freundlichem Gebrüll.
»Nimm das!« Wanze stieß Jigg den Ellbogen in die Seite. »Vielleicht kannst du es ja brauchen.«
»Was ist das?« Jigg betrachtete, was ihm Wanze hinhielt. Es sah nach vertrockneten Kräutern aus, um die ein ausgeblichenes blaues Band gebunden war.
»Also …«, stammelte Wanze verlegen. »Ich hab dir doch mal erzählt, dass meine Großmutter eine Hexe war, nicht wahr?«
»Und?«
»Das habe ich von ihr. Es ist ein Amulett. Sie hat gesagt, es lenkt böse Zauber von demjenigen ab, der es trägt.«
»Und?«
»Hast du auch noch ein anderes Wort auf Lager?«, knurrte Wanze. »Willst du es jetzt haben oder nicht?«
»Was ist mit dir?«
»Ich hab auch eins.«
Jigg zuckte die Achseln, nahm die Kräuter und steckte sie sich hinter den Gürtel. Er schenkte solchen Märchen keinen Glauben – aber den Vorsichtigen schützt Sagra. Unheil würde dieses Zeug schon nicht anrichten – und Wanze gäbe endlich Ruhe.
»He! Reiter! Wie sieht’s aus?! Ziehen wir in eine Schlacht oder können wir nach Hause gehen?!«, wollte einer der Pikineure von einem Boten wissen, der sein Pferd zwischen den beiden Bataillonen hindurch in die Richtung des Hügels lenkte.
Der Reiter zügelte sein Pferd.
»Es geht los!«, schrie der Bote, damit ihn auch alle anderen hörten. »Die Reiterei hat den Regher Wald verlassen. Die Späher sind an der rechten Straße in einen Kampf verwickelt, in der Nähe von Nuad!«
»Gegen wen?!«
»Gegen Stämme aus dem Norden! Gegen Barbaren!«
»Dann brauchen wir uns ja keine Sorgen zu machen«, brummte Wanze. »Die wissen doch kaum, wie sie ein Schwert halten sollen.«
»Mit wem kriegen wir es zu tun?«
»Mit Krebsen! Sie kommen über die linke Straße und sind nur noch eine halbe Stunde von uns entfernt!«
»Wie viele sind es?«
»Viele! Achttausend Reiter und fünfzehntausend Fußsoldaten!«
Einige pfiffen, andere fluchten, die dritten riefen Sagra an.
»Haben sie Schamanen dabei?«, fragte der Magier, der hinter Jigg stand.
»Nein! So Sagra will, sehen wir uns wieder!«
»Viel Glück!«, rief man hier, »Pass auf dich auf!«, erklang es dort.
Aber der Reiter jagte
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