Schattentänzer
meines Großvaters aber auch.«
Der Ausruf des Gnoms riss Met aus seinen Gedanken. Er stand auf, nahm den gewaltigen Ogerbrecher vom Boden auf und blickte nach links. Reiter sprengten in vollem Galopp auf den Hügel zu, dann scherte ein Teil aus und hielt wie ein rot-grüner Pfeil auf die linke Armee zu.
»Je Einheit viertausend Mann!«, schätzte Rott, der Kommandeur der Armbrustschützen. »Die Krebse müssen ihre gesamte Reiterei aufgeboten haben. Da kriegen die Mitte und die linke Armee gleich ganz schön was zu tun!«
»Die Männer sollen sich bereithalten!«, befahl Met. »Wenn die Reiter am Hügel scheitern, kommen sie zu uns!«
Wumm!, krachte es am Himmel. Im ersten Schreck zog Met den Kopf ein.
»Das war die Kanone auf dem Hügel!«, triumphierte Pfeffer und starrte zum Himmel hinauf.
Met sah ebenfalls nach oben und bemerkte, wie eine rauchende Kugel zur Sonne aufstieg, kurz am höchsten Punkt innehielt, als überlegte sie, ob sie tatsächlich zu Boden fallen solle, und heulend zur Erde krachte.
Daneben! Die Reiter hatten jenes Stück, auf dem die Kugel aufgeschlagen war, bereits hinter sich gelassen. Die Explosion ließ nur Erdreich gen Himmel aufstieben. Immerhin erschraken die Pferde in der hinteren Reihe noch derart, dass vorübergehend ein unglaubliches Durcheinander herrschte.
»Wohin schießt ihr denn, ihr Zwergenbrut?!«, brüllte Pfeffer und drohte mit den Fäusten. »Nicht mal zielen könnt ihr! Jetzt braucht ihr eine halbe Stunde, um nachzuladen! Ihr mit euern kurzen Ärmchen! Shirgsan! Die Kanone herum! So die Götter wollen, pusten wir die linke Seite der Reiterei weg! Wann bekommt man schon je so eine Gelegenheit geboten?!«
Der Kanonendonner hatte Ysmees Pferd aufgeschreckt. Der Leutnant tätschelte dem Tier den Hals.
Der linken Flanke der Mitte drohte keine Gefahr, an der Reserve bestand kein Bedarf. Die eigentliche Schlacht stand noch bevor. Bislang durften die Soldaten der Königsgarde beobachten, wie die Reiterei der Krebse über die linke Straße heranpreschte, in zwei gleich starke Teile zerfiel, die Pferde noch weiter antrieb und auf die Fußsoldaten in der Mitte sowie die linke Armee zuhielt.
Wumm! Wumm!
Hinter dem Prinzen krachte es. Zwei Kugeln flogen über die Köpfe der Fußsoldaten hinweg auf die heranstürmende Reiterei zu. Die erste richtete nichts aus, sondern ging auf dem Feld nieder. Die zweite landete jedoch inmitten der Reiter, tötete einige Soldaten und sprengte die angreifende Formation auseinander.
Selbst von hier aus waren die Schreie der Menschen und das Gewieher der verletzten und panischen Pferde zu hören. Die Reiter wurden kaum mehr mit ihren Tieren fertig, an einen Angriff war gar nicht zu denken.
»Es leben die Gnome!«, schrie einer der Bogenschützen.
Der Prinz drehte sich um. Jeder Schütze hatte zwei lange Stangen auf den Hügel gebracht und sie in den Boden gerammt, sodass ein wahrer Wald entstanden war. Um zu den Windspielern vorzustoßen, musste der Feind dieses Hindernis erst einmal überwinden. Und zwar unter dem Hagel der Pfeile. Sollte ihm das tatsächlich gelingen, würden die Männer die Bögen auf den Rücken schieben und zu ihren Schwertern greifen.
Wumm!
Frühlingsjasmin meinte, sich verhört zu haben, doch da war wirklich ein Kanonenschuss abgegeben worden. Der linke Flügel der feindlichen Reiterei war auseinandergerissen worden, zerfetzte Körper von Menschen und Pferden flogen durch die Luft.
»Das kam aus Holzbogen, Mylord!«, rief der Knappe dem Prinzen zu.
»Diese Gnome! Dass sie es nie abwarten können!«
Indessen hatte sich die Reiterei geordnet, um sich unter dem Gejohle der Soldaten Stalkons zurückzuziehen. Der Prinz schätzte, der Feind würde mindestens fünfzehn Minuten brauchen, um sich von diesem Schlag zu erholen – genauso lange wie die Gnome zum Nachladen der Kanone.
Das Horn ertönte. »Hellebardiere! In die vierte Reihe!«, erklang ein Befehl. »In die vierte Reihe! Ihr löst die Pikineure ab! Armbrustschützen! Haltet euch bereit! Die fünfte und die sechste Linie der Pikineure! Schlaft nicht!«
Jigg handelte wie bei einer Übung, nicht als sei dies hier wirklich Krieg. Ohne jede Hast zog er sich in die vierte Reihe zurück und stellte sich schräg auf, damit die Armbrustschützen gut an ihm vorbeikamen. Wanze wiederholte jede seiner Bewegungen wie ein Spiegelbild. Der Einzige, der nicht so recht wusste, was er tun sollte, war der Magier. Irgendwann schob ihn ein Soldat einfach auf einen leeren
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