Schattentänzer
Majestät«, beharrte Arziwus.
»Nein, Arziwus! Versteht Ihr denn nicht, welches Risiko wir damit eingehen würden?«
»Doch«, räumte der Magier ein. »Aber Ihr kennt meine Fähigkeiten … Ich schwöre Euch, dass der Zauber in der gewünschten Weise wirken wird.«
Der König trommelte schweigend mit den Fingern auf den Tisch.
»Die Späher berichten, dass dem Unaussprechlichen auch fünfzehntausend Oger unterstehen. Fünfzehntausend! Sie allein werden unsere Armee sprengen. Um auch nur einen Oger zu töten, bräuchten wir acht Soldaten. So viele Männer haben wir nicht. Wir können …« Arziwus zögerte die nächsten Worte bewusst hinaus. »… das Königreich retten, wenn wir die Oger vernichten. Eigens zu diesem Zweck habe ich jahrelang die alten Bücher dieser Rasse studiert, eigens zu diesem Zweck haben die Herrin Klena und der Herr Balschin ihre Versuche mit diesem Zauber angestellt. Gewiss, sie haben Fehler gemacht – aber am Ende hatten sie Erfolg.«
»Nur hat einer dieser Fehler Hunderte von Menschen das Leben gekostet!«, warf der Prinz ein.
»Erteilt den Befehl, Euer Majestät, dann gibt es zwei Minuten später keinen einzigen Oger mehr in Vagliostrien«, fuhr Arziwus fort, ohne auf den Einwand Frühlingsjasmins einzugehen. »Ich versichere Euch, dass nur Oger sterben werden.«
»Gut!« Der König traf seine Entscheidung. »Schreitet zur Tat! Und möge Sagra Euch beistehen!«
Daraufhin verneigten sich Balschin und Klena rasch, um gleich darauf das Zelt zu verlassen.
»Ich vertraue auf Eure Erfahrung, Euer Magierschaft. Wann ist dann mit Ergebnissen zu rechnen?«
»In zwei, drei Minuten.«
»So schnell?!«, staunte der König. »Im Übrigen dachte ich, es sei gegenwärtig unmöglich, einen solchen Zauber zu wirken, weil der Unaussprechliche schon zu stark geworden ist.«
»Es stimmt, der Unaussprechliche ist deutlich erstarkt, aber solange das Horn des Regenbogens noch über Kraft verfügt – und seien es auch nur Reste –, ist der Rat des Ordens in der Lage, den Unaussprechlichen zu bannen. Allerdings bereiten uns seine Schamanen Sorgen. Es mangelt uns an Zeit, zum entscheidenden Schlag gegen sie auszuholen.«
»Was heißt das? Sollen meine Soldaten vielleicht von irgendwelchen Schamanen verbrannt werden?!«
»Wir haben noch fünf Kampfmagier, die wir nicht brauchen, um den Kreis zu schaffen. Wenn Eure Magierschaft es gestattet, werde ich sie zu den Truppen schicken.«
»Selbstverständlich gestatte ich das.«
Arziwus erhob sich mühsam aus dem Sessel. »Roderick«, rief er seinen Schüler, »ich will das Zelt verlassen!«
»Ich hoffe, du weißt, was du tust, Vater«, sagte Frühlingsjasmin, nachdem der Magier gegangen war.
»Das tue ich. Arziwus hat mich noch nie enttäuscht. Was ist mit deinen Männern?«
»Die Reiterei brennt darauf, in die Schlacht zu ziehen.«
»Sag den Männern, sie sollen zu Fuß gehen. Die Pferde bring hinter den Hügel.«
»Aber …«
»Die Reiterei würde in der Mitte doch nur Schaden anrichten. Wenn die Kanonen der Gnome erst einmal sprechen, gehen die Pferde durch. Die Reiter sollen sich daher den Fußsoldaten anschließen und sich allen entgegenstellen, die zu den Windspielern durchbrechen wollen.«
»Was ist, wenn uns die Reiterei aus dem Herzogtum des Krebses angreift?«
»Dann sollen die Bogenschützen auf die Pferde zielen. Das ist zwar nicht gerade ritterlich, aber höchst wirkungsvoll.«
»Gut, Vater, es sei, wie du sagst.«
»Ysmee, mein Junge, zieh all deine Männer von meinem Zelt ab. Die Bibermützen reichen mir.«
»Es ist die Pflicht der Königsgarde, den König zu schützen.«
»In Zeiten des Friedens. Im Krieg übernehmen die Bibermützen diese Aufgabe. Zieh deine Männer ab, auf dem Feld zählt jeder Mann.«
»Es ist schade, dass mein Vater nicht hier ist«, brachte Ysmee bedrückt heraus. »Er könnte Euch von diesem Vorhaben abbringen, Euer Majestät.«
»Auch ich bedaure, dass Alistan nicht bei uns ist.«
»Mein König!« Ein Adjutant stürmte ins Zelt. »Die berittenen Bogenschützen des Barons Togg sind auf die Vorhut des Unaussprechlichen gestoßen. Es kam zu einem Kampf, danach haben sie sich nach Nuad zurückgezogen!«
»Damit hat der Krieg begonnen. Die Befehlshaber zu mir!«
»Zieh fester! Fester, hast du nicht gehört?! Beim Dunkel auch, liebkost du dein Mädchen, oder stellst du ein Katapult auf?! Eben! Also runter mit dem Ding, du Stumpfhirn! So! Bei Sagra, womit habe ich so blöde Affen verdient?! Und
Weitere Kostenlose Bücher