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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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war Aal, der mir dann die Medizin in Form von ein paar kräftigen Ohrfeigen verpasste. Sie halfen sogar.
    »Es geht schon wieder«, versicherte ich und atmete tief durch. »Also verschont meine Wangen. Tut mir leid.«
    »Was ist geschehen, Schattentänzer?«, fragte Kli-Kli besorgt.
    »Nichts weiter, Kleine.« Die Anrede war mir so rausgerutscht, doch die anderen achteten gar nicht auf diesen Versprecher. Nicht einmal Kli-Kli selbst bemerkte es. »Ich hab nur mal wieder schlecht geträumt.«
    »Nur dass du noch nie einen Lachanfall nach einem Albtraum bekommen hast«, hielt Hallas fest. »Meistens hast du geschrien. Erzähl mal, was du geträumt hast!«
    Ich berichtete ihnen von der Schlacht. Natürlich nicht in allen Einzelheiten, sondern nur, dass wir verloren hatten.
    »Der König ist also tot«, sagte Mumr nachdenklich, der meinen Traum sofort glaubte. »Das ist schlecht. Das entmutigt die Soldaten.«
    Das entmutigt nicht nur die Soldaten – das macht auch meinen Kontrakt hinfällig. Stirbt der Auftraggeber, platzt das Geschäft. Warum sollte ich das Horn des Regenbogens dann überhaupt noch nach Awendum bringen – wenn in der Hauptstadt demnächst ein Krieg ausbricht? Meine fünfzigtausend Goldstücke, die mir Seine Verstorbene Majestät versprochen hatte, würde ich ja ohnehin nicht erhalten.
    »Wenn die Schlacht in den letzten Tagen stattgefunden hat, bleibt noch etwas Zeit«, sagte Hallas. »Wir könnten sogar vor der Armee des Unaussprechlichen in Awendum eintreffen.«
    »Und das werden wir auch, das schwöre ich bei meinem Haus!«, entschied Egrassa. »Aal, Mumr! Sattelt die Pferde! Hallas, begleiche unsere Schulden beim Schankwirt!«
    Die Wilden Herzen stürzten davon, um die Befehle auszuführen.
    »Kannst du mir das Horn des Regenbogens mal geben?«, bat Kli-Kli.
    »Wozu das?«, fragte ich, holte das Artefakt aber trotzdem aus der Tasche und hielt es ihr hin.
    Sie nahm es in die Hand, drehte es, beroch es, murmelte irgendetwas, holte aus einer Tasche ein Pulver und streute es darauf.
    »Egrassa?« Sie wandte sich an den Elfen. »Siehst du etwas?«
    »Schamanismus ist nicht meine Stärke. Ich sehe gar nichts.«
    »Eben«, stieß sie seufzend aus. »Hier, Garrett.«
    »Was ist denn?«
    »Du hast doch gesagt, du hättest von einem Geräusch geträumt, das so klang, als sei eine Saite gerissen. In diesem Augenblick hat das Horn des Regenbogens seine Kraft verloren.«
    »Soll das heißen …«
    »Ja. Das Horn ist jetzt einfach nur noch ein Horn. Tand. Zumindest so lange, wie sich der Orden seiner nicht annimmt. Das Artefakt hat seine Kraft eingebüßt, das Gleichgewicht Schaden genommen. Der Unaussprechliche kann seine Magie einsetzen.«
    »Was stehen wir dann noch hier herum?!«, entfuhr es dem Elfen. »Auf die Pferde!«
    Walder! , rief ich in Gedanken. Stimmt das?
    Ja , antwortete der tote Erzmagier in meinem Kopf. Das Horn des Regenbogens hat seine Kraft eingebüßt.
    Haben die Gefallenen dann etwa die Beinernen Paläste verlassen?
    So einfach ist das nicht, mein Freund. Das Horn ist nun wertlos, gewiss. Die Gefallenen können jedoch nur in die oberen Schichten von Hrad Spine gelangen. Sie können es nicht verlassen. Das Horn ist wie ein Schlüssel. Solange Hrad Spine nicht mit ihm aufgeschlossen wird und solange die Schalen an der Waage des Gleichgewichts nicht zerstört sind, können die Gefallenen auch nicht ans Tageslicht. Aufschließen kann aber nur der Herr. Oder ein anderer Herr … oder der Spieler.
    Kennst du den Namen des Spielers?
    Keine Antwort.
    »Woran denkst du, Garrett?«
    »An gar nichts, Kli-Kli. Gehen wir, die Pferde warten bestimmt schon auf uns.«
    Die nächsten Tage preschten wir auf den Pferden durch grausige Kälte, die sich sogar durch die Kleidung fraß. Die ersten sechs Pferde waren rasch zuschanden geritten, und so mussten wir neue kaufen. Sämtliche Preise waren längst in schwindelerregende Höhen geschnellt, doch Egrassa geizte nicht mit Gold.
    Es trafen immer schlechtere Nachrichten ein. Mein Traum stimmte, Stalkons Armee hatte auf dem Feenfeld eine Niederlage erlitten. Aber immerhin war sie nicht zerschlagen worden. Die Soldaten, die nach dem Angriff des Unaussprechlichen noch am Leben waren, hatten sich fast alle nach Awendum zurückgezogen. Der König, möge er im Licht weilen, war jedoch tatsächlich tot. Mit ihm waren außerdem nahezu der gesamte Stab und mindestens zwei Erzmagier umgekommen. Jetzt herrschte der jüngere Sohn von Stalkon IX ., genannt

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