Schattentänzer
Kommandeur, der neben ihm stand.
Hinter dem Regher Wald erhob sich bei Nuad eine pechschwarze Rauchsäule.
Mit einem Mal erstrahlte der Himmel über dem rechten Bataillon, das sich mit Hilfe der Reserve neu formiert hatte. Alle rissen den Kopf in den Nacken und starrten auf dieses Wunder. Nach einer Minute erlosch das Licht – und auf das Bataillon fiel ein gigantischer Feuerklumpen, der mit einem Schlag einige Tausend Mann unter sich begrub.
Erneut bebte die Erde. Jiggs Bataillon warf sich zu Boden. Panische Schreie waren zu hören.
»Ruhe bewahren! Aufgestanden!«, erklang ein Befehl. »Steht auf, habe ich gesagt!«
Die verängstigten Männer erhoben sich. Alle blickten auf die Stelle, wo eben noch das rechte Bataillon gestanden hatte. Ein schwarzer Trichter klaffte dort, und die Erde schien zu brennen.
»Was ist das?!«
»Hol mich doch das Dunkel!«
»Weg hier!«
»Das ist Magie!«
»Ruhe!«
»Mögen sie im Licht weilen!«
Jigg blickte nach oben und sah, wie auch über ihm der Himmel zu strahlen anfing. »Da!«, schrie er und zeigte nach oben.
»Alle zurück!«, schrie der Magier. »Das schaffen wir noch! Zurück! Kommandeur, befehlt den Abzug!«
»Zurück! Auf Trommelschlag! Rasch! Haltet die Reihen geschlossen, ihr Affen, wenn ihr nicht übereinanderstolpern wollt!«
Das mittlere Bataillon stürmte los. Ihm folgten alle, die am Luser Wald standen. Die Männer rannten, so schnell sie konnten, aber keiner von ihnen warf die Waffe weg oder schubste den Vordermann. Alle wussten, dass eine aufgelöste Menge der sichere Weg ins Grab wäre.
Eine Minute später fielen an der Stelle, an der sie gerade gestanden hatten, zwei Feuertropfen zu Boden.
»Die linke Armee flieht, mein Prinz!«
»Das sehe ich, beim Dunkel!«
Frühlingsjasmin beobachtete, wie die beiden Feuerkugeln genau an der Stelle niedergingen, an der bis eben noch die linke Armee gestanden hatte. Da krachte es hinter ihm. Der Donnerschlag hätte ihn fast taub werden lassen. Er drehte sich um und wollte seinen Augen nicht trauen. Die Hügelspitze war nur noch eine glatte rauchende Fläche. Dort gab es keine Kanonen mehr. Dort gab es kein Zelt des Königs mehr.
»Der König ist tot!«, schallte es durch die Reihen der Soldaten.
»Diese Dreckskerle!«, presste Frühlingsjasmin heraus, riss sich dann aber zusammen und schrie: »Asche! Halt die Männer zusammen! Wenn sie panisch fliehen, ist alles verloren! Wir müssen geordnet über Holzbogen abziehen!«
Die Schlacht auf dem Feenfeld war verloren, das war jetzt selbst dem Dümmsten klar.
»Ich tu, was ich kann, mein König!«
Die Hornisten in Holzbogen bliesen sich die Seele aus dem Leib, um unermüdlich das Signal zum Abzug zugeben. Die Männer marschierten zwar rasch, aber nicht kopflos los, um nach Awendum zu ziehen. Alle hatten gesehen, wie der Schlag die Hügelspitze gekappt hatte. Alle wussten, dass sich der König dort befunden hatte. Alle begriffen, dass niemand einen solchen Schlag überleben würde.
Met beobachtete, wie zwei purpurrote Feuer auf die Armee auf der linken Seite niedergingen, konnte aber nicht erkennen, ob jemand überlebt hatte.
»Die Männer haben sich formiert, Kommandeur«, berichtete Rott.
»Lasst die Kriegsarmbrust hier, sonst sind wir zu langsam, und sie werden uns niederwalzen!«
»Das werden sie nicht!«, versicherte Roderick.
»Woher willst du das wissen?«
»Wenn der Unaussprechliche das könnte, hätte er es längst getan. Aber selbst er ist nicht allmächtig.«
»Trotzdem müssen wir hier fort. Asche! Wir ziehen ab!«
»Und die Kanone?!«, knurrte Pfeffer. »Was wird aus der Kanone?!«
»Wir ziehen ab! Das Ding können wir nicht mitschleppen! Ich kauf dir eine neue!«
»Pah!«, höhnte der Gnom und schüttete Pulver aus einem Fässchen auf die Kanone. »Aber der Feind wird mein gutes Stück auch nicht bekommen! Aus dem Weg! Hier fliegt gleich was in die Luft!«
In Mets Kopf gab es nur einen einzigen Gedanken. Bisher hatten sie lediglich eine Schlacht nachgespielt – aber keinen Krieg geführt. Wie sollten sie dem Feind dann bloß in Awendum Widerstand leisten?
Kapitel 20
Der Spieler
Mein Gelächter riss die anderen aus dem Schlaf. Wie viel Kraft uns diese Expedition gekostet hatte! Wie viel Leben! Und alles vergeblich!
Die anderen fürchteten offenbar um meine Gesundheit, allen voran Kli-Kli. Kein Wunder, so oft hatte ich ja noch nicht mitten in der Nacht einen Lachanfall bekommen, von dem ich mich einfach nicht beruhigen konnte. Es
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