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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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dieser Weg noch länger als die Strecke von hier bis zum Flügeltor. Außerdem hatte ich dieses Untier, das mich beinahe in einen Fladen verwandelt hätte, nicht eine Sekunde vergessen. Auf das Vergnügen einer Wiederbegegnung konnte ich getrost verzichten.
    So machte ich mich denn auf, wobei ich abwechselnd die kreuzdämlichen Magier verfluchte, die das Horn in einer derart unwirtlichen Tiefe versteckt hatten, die Baumeister von Hrad Spine, die ein endloses Labyrinth geschaffen hatten, die Monster, weil sie einfach nicht brav auf ihrem Platz hocken bleiben konnten, und mich selbst, der ich das Elfenseil auf derart miserable Weise am Gürtel befestigt hatte.
    Es war keine halbe Stunde vergangen, seit ich den Sternsaal verlassen hatte, da nahm ich aus den Augenwinkeln in einem der an den Gang angrenzenden Säle ein Glitzern wahr, das ebenso auf mich wirkte wie der Rauch des Schönen Krauts auf einen Liebhaber dieser Pflanze oder wie ein fetter Wurm auf einen hungrigen Karpfen. Ich blieb stehen und rieb mir die Augen, um auszuschließen, dass mir meine Phantasie etwas vorgaukelte. Das Glitzern blieb.
    In dem kleinen, runden Saal standen zwei Steinsärge, auf deren Deckeln je ein Schwert lag. Obwohl ich vom Gang aus nicht zu erkennen vermochte, wie gut die Klingen erhalten waren, vermutete ich doch, dass sie keinen Grund zur Klage boten. Bei der trockenen und warmen Luft dürften sie kaum Rost angesetzt haben. Aber zum Dunkel mit diesen Schwertern! Und auch wenn sie in wirklich wertvollen Scheiden steckten – derartigen Plunder fand man eigentlich in jeder Waffenschmiede.
    Nein, meine Aufmerksamkeit galt etwas anderem: Auf einem der Särge lag eine Krone, ein schwerer Goldreif, aus dem kleine goldene Blätter herauswuchsen. Doch selbst das Gold fesselte mich nicht über Gebühr. Dies taten vielmehr die vier Steine, die in die Krone eingearbeitet waren, jeder von ihnen so groß wie ein Taubenei. Und diese Steinchen funkelten mit einem satten Dunkelblau.
    Bei allen Göttern und Dämonen, selbst in Stalkons Krone saßen keine solchen Bucker – was meinen heftigen und ungestümen Wunsch, die Steinchen zu besitzen, nur schürte.
    All die Märchen, die behaupteten, in den Steinernen Palästen türmten sich sagenhafte Reichtümer, bewahrheiteten sich damit. Warum aber lag die Krone so offen da? Ob es hier Fallen gab?
    Mein Blick suchte den Boden ab. Alle Fliesen waren fest aneinandergefügt, offenbar drohte von ihnen keine Gefahr. Auch in den Wänden klaffte nirgendwo ein Spalt, einen Pfeil im Bauch oder eine Feuerkugel im Hintern brauchte ich also nicht zu fürchten. Sorgen bereitete mir allerdings die Decke. Sie verjüngte sich wie ein Kegel, dessen Spitze genau über der Krone lag.
    Die Gier kämpfte nun mit der Vorsicht, und die Gier siegte. Die Steine stellten eine zu große Versuchung dar, als dass ich sie auf dem Sarg dieses Unbekannten hätte liegen lassen können. Vorsichtig betrat ich den Raum und näherte mich der Krone. Immer weiter und weiter.
    Ein kaum zu hörendes Tsss ließ mich aufblicken. Unter dem Kegel wogte ein rosafarbenes Licht.
    Weg hier! , schrie es in meinem Kopf.
    Mit zwei Sprüngen brachte ich mich im Gang in Sicherheit. Länger hätte ich auch nicht warten dürfen. Das leise Summen einer Fliege wich dem Heulen eines wahnsinnigen Kobolds, ein rosafarbener Strahl schoss aus der Decke und zertrümmerte den Sarg.
    Staub quoll aus dem Saal, kleine Steine prasselten in den Gang. Ich fluchte wild, beklagte den Verlust des Schatzes und verwünschte die Schufte, die diese Falle aufgestellt hatten. Vor meinen Augen tanzten grelle Flecken, in meinen Ohren dröhnte es. Meine unbezwingbare Gier hätte mich geradewegs ins Licht befördert, hätte mich Walder nicht gewarnt.
    »Danke, Walder«, hauchte ich, erhielt jedoch keine Antwort.
    Der Magier, der im Geschlossenen Gebiet gestorben war, tauschte keine Höflichkeiten mit mir.
    Ich seufzte.
    Der Erzmagier in meinem Kopf hatte so lange geschwiegen, dass ich ihn schon fast vergessen hatte. Doch mir brauchte bloß Gefahr für Leib und Leben zu drohen, da machte er sich bemerkbar. Jedenfalls meistens.
    Nachdem ich dreiundvierzig Säle hinter mich gebracht hatte, stieß ich abermals auf eine Falle, die jedoch bereits ausgelöst worden war, eine drei Yard tiefe Grube, die man mit Stahlspitzen gespickt hatte. Auf dem Boden lag ein Skelett, durch dessen Rippen die Spitzen wie die Triebe junger Bäume hervorlugten.
    Nun war Garrett aber seit einiger Zeit schon kein

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