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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ausgeführten Reliefdarstellungen einmal abgesehen, die lichte und dunkle Elfen im Kampf gegen Orks zeigten.
    Diese Bilder waren von einer unsagbaren Schönheit, Ausdruckskraft und Detailgenauigkeit. Hier setzte ein Elf, der mit einem S’kasch bewaffnet war, seinen Fuß auf den Körper des niedergestreckten Feindes. Die Figur wirkte so lebendig, als stünde sie vor mir. Jedes einzelne Härchen war zu erkennen, jeder Ring ihres Kettenhemdes, jede Falte um die Augen des bereits angejahrten Elfen. Oder dort, jene gigantische Eiche, bei der sich jedes Blatt, jeder Riss in der dicken Rinde bestaunen ließ. Die Orks waren kopfüber an ihr aufgehängt worden, in ihren Augen stand bodenloses Entsetzen geschrieben. Zahllose Elfen hatten sich um den Baum versammelt, vermutlich um die Orks mit dem Grünen Blatt zu beglücken.
    All das beeindruckte mich natürlich ungemein, gleichwohl fehlte mir am Flügeltor etwas. Das Wichtigste. Das Schlüsselloch. Zweimal ließ ich meinen Blick aufmerksam von einer Ecke zur anderen wandern, fand jedoch keinen Hinweis. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Tor. Schon als ich auf es zugegangen war, hatte mich ein mulmiges Gefühl beschlichen, das ich mir einfach nicht zu erklären wusste. Ob mich die Tatsache, vor einer der größten Legende dieses Jahrtausends zu stehen, zu sehr aufwühlte?
    Ganz ruhig, Garrett! Denk in Ruhe nach! Du hast den Schlüssel – und der wurde eigens dafür angefertigt, das Tor zu öffnen. Also wird er es auch öffnen. Du musst nur deinen Grips anstrengen, dann findest du das Schlüsselloch schon.
    Ich ließ den Blick noch einmal übers Tor wandern. Nichts. Ob sich die Elfen einen Witz erlaubt hatten, indem sie ein Tor schufen, das sich nicht öffnen ließ? Aber warum hätten sie dann bei den Zwergen einen Schlüssel in Auftrag geben sollen?! Wenn doch bloß Miralissa nicht gestorben wäre! Bestimmt hätte sie mir dieses Geheimnis anvertraut, bevor ich in die Tiefen Hrad Spines abtauchte.
    Irgendwann knackte ich die Nuss. Eine der Figuren, ein hochgewachsener Elf in der Ecke unten links, barg des Rätsels Lösung. Er hatte die rechte Hand vorgestreckt, im Handteller gab es einen Schlitz, der sich im schwarzen Glas beinahe verlor.
    Ich zog die Kette mit dem eiskristallenen Artefakt unter meinem Hemd hervor und schob den Schlüssel in den Schlitz. Das Kristall flackerte violett auf, die Figur des Elfen erstrahlte für einen kurzen Augenblick. Der Schlüssel und das Tor verschmolzen zu einem einzigen Gebilde.
    In der Mitte des riesigen Tores schoss eine leuchtende Linie von unten nach oben. Sobald sich das Tor langsam und völlig lautlos in meine Richtung öffnete, wich ich zurück. Als dann in meiner Brust etwas platzte, wusste ich, dass gerade die Bande, mit denen Miralissa mich und den Schlüssel verknüpft hatte, gerissen waren. Das erstaunte mich nicht, schließlich bedurfte ich des Artefakts nicht länger.
    Die Bande waren stark , flüsterte der Schlüssel. Flieh!
    Fliehen? Aber wohin? Das Tor war doch noch gar nicht weit genug auf …
    Lauf weg! , raunte der Schlüssel. Der Duft des Feindes! Die Bande waren stark! Dann verstummte er.
    Der Geruch des Feindes? Wovon redet der?
    Ich schnupperte und nahm den zarten Geruch nach Erdbeeren wahr. Lathressa!
    »Tötet ihn!«, befahl eine männliche Stimme aus der Dunkelheit heraus.
    Manchmal mag ich ja so dumm wie ein Korken sein, aber eins konnte man mir doch nicht absprechen: Wenn es darauf ankam, schlussfolgerte ich blitzschnell – und rannte sogar noch schneller.
    Wer das nicht glaubt, frage die ruhmreiche Wache der Inneren Stadt. Wie oft ist es ihr denn gelungen, mich zu schnappen? Eben! Nicht ein einziges Mal, lässt man den Fall außen vor, da Baron Frago Lonton sich der Sache annahm und ich meinen gegenwärtigen Kontrakt aufgedrückt bekam.
    So war ich in den Gang rechter Hand verschwunden, kaum dass Balistan Pargaide meinen Tod verlangt hatte. Während ich durch den in blaues Licht getauchten Schlauch preschte, hörte ich noch Geschrei, man solle mich einholen und ich müsse sofort stehen bleiben, andernfalls würde es mir schlecht ergehen. Muss ich noch erwähnen, dass ich nicht einen Gedanken daran verschwendete, dieser Aufforderung nachzukommen?
    Ich flehte Sagoth an, mir eine Abzweigung zu schenken, damit ich eine falsche Fährte legen konnte. Doch vergebens. Der Gang wurde lediglich breiter, die Decke höher – und jedes zweite der blauen Lichter erlosch.
    Ich meinte, durch eine Geisterwelt zu hetzen

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