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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sie. Das dauerte eine Weile. Wenn man etwas anfängt, sollte man es auch zu Ende bringen. Ordentlich zu Ende bringen. Und hier gab es eine Menge zu betrachten, auch wenn es in einer kleinen Verpackung daherkam. Es wunderte mich, daß nicht alle Nachbarn in den Fenstern hingen und geiferten. Sie war echt heiß. Alles da, was nötig war, und zwar in Luxusausführung. Große grüne Augen. Sehr große, sehr grüne Augen. Lippen, die so leuchtend rot und schmollig waren, daß sie geradezu schrieen: »Komm und hol mich. Ich kapier’s nicht! Worauf wartest du?« Brüste wie … Wie schaffte sie es nur, sie da zu halten, wo sie waren? Wonderbra? Wunderbar!
    Aber …
    Sie war klein, etwa einsfünfundfünfzig, auf Zehenspitzen. Und sie war rothaarig. Sie hatte eine ganze Mähne ungezähmten, roten Haars … wie Tinnie. Wie meine nackte Besucherin. Sie hätte sogar als deren Doppelgängerin durchgehen können. Ob sie ihre Schwester war? Oder wollte dieser kleine Mistkerl da oben im Himmel mich verscheißern, indem er eine ganze Ladung Rothaarige über mich auskippte?
    Ich sagte kein Wort. Konnte ich nicht. Ich führte sie nur einfach in den protzigen Wandschrank, den ich Büro schimpfte. Dean brachte einen Bierkrug, ohne daß ich darum gebeten hatte. Er war wie betäubt. So würde ich auch bald aussehen, wenn ich mir weiter am laufenden Band Bierkrüge bringen ließ. Noch eine Rothaarige. Ich hoffte, daß bald jemand Licht ins Dunkel brachte. Sehr bald.
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Der Kerl mit dem Schnurrbart hatte gedacht, er hätte diese Frau oder die Nackte niedergestochen, als er Tinnie angegriffen hatte. Ich setzte mich, trank einen Humpen und musterte meine Besucherin. Sie erwiderte meinen Blick dreist und hatte bis jetzt noch kein Wort gesagt. Sie legte es nicht darauf an, verführerisch zu sein, aber es war einfach in ihr drin, gehörte zur Grundausstattung. Sie war so eine Frau, die einfach dasaß und glühte, selbst während sie die Socken ihres Großvaters stopfte. Die Art Frau, bei deren Anblick ›mann‹ am liebsten durch die Hintertür ins Freie stürzen und den Mond anheulen möchte, aus Dankbarkeit, daß man mit ihr dieselbe Welt teilt.
    »Ich bin Garrett.« Meine Stimme klang belegt. »Ich nehme an, Sie wollen zu mir.« Manchmal bin ich so cool, daß es mich selbst kalt überläuft.
    »Ja.«
    Ja, was? Ich trank noch einen Schluck, damit ich aufhörte, aufs Lätzchen zu sabbern. Ich glaube an langes Werben. Mindestens eine Viertelstunde. Ich schluckte. Zehn Minuten? »Also?« Jetzt knarrte sie. Meine Stimme, meine ich.
    »Ich brauche jemanden, der mir hilft. Jemand wie Sie.«
    Ich grinste über beide Backen. Ob ich ihr helfen konnte? Darauf könnt ihr wetten … Ich würde mein Bestes geben … Heh! Garrett! Runter vom Baum. Behalt deine Hormone unter Kontrolle. Allmählich begriff ich, daß wir beide keine Traumhochzeit feiern würden. Sie glühte, das schon, aber das lag nicht an mir. Sie glühte einfach so. Wer auch immer sie war. »Also?«
    »Ich brauche jemanden, der etwas für mich sucht.«
    »Das ist mein Job. Sachen suchen. Aber manchmal sind die Leute traurig, wenn ich sie finde.«
    Sie saß einfach nur da und heizte die Bude auf, bis ich schwitzte. Ich drehte mich zur Seite und musterte Eleanor aus den Augenwinkeln. Eine große, kühle, schlanke, ätherische Blondine. Eleanor hat die Fähigkeit, mich wieder auf den Boden zurückzuholen. Ich rede sogar mit ihr, wenn kein anderer zuhört. Was die echte Eleanor wohl dächte, wenn sie wüßte, wofür ich ihr Porträt benutzte? Ich glaube nicht, daß es sie stören würde.
    »Ist das jemand Besonderes?« fragte die Rothaarige.
    »Ja. Ihr Name war Eleanor Stantnor. Sie war die Frau eines Klienten. Ich habe sie eigentlich nie wirklich getroffen. Er hat sie zwanzig Jahre, bevor er mich engagierte, umgebracht. Und alles, was er dafür bekam, war, daß ich sein altes Verbrechen aufdeckte. Das Porträt habe ich als Honorar kassiert. Ja, sie ist etwas ganz Besonderes. Wäre sie hier, müßte sie etwa so alt sein wie meine Mutter. Aber ich würde mich trotzdem in sie verlieben.« Ich blickte die Rothaarige an. »Kommen wir zur Sache.«
    »Komme ich ungelegen?«
    »Sie kommen genau richtig. Sie sind eine Doppelgängerin von einer Freundin von mir, die jemand gestern vor meiner Haustür umbringen wollte. Ich habe das Gefühl, daß Sie etwas Licht in die ganze Angelegenheit bringen könnten.«
    Sie wollte antworten, da erst begriff sie, was

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