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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Recht für alle. Solange man die Paragraphen selbst schreibt, versteht sich.
    Ich war heilfroh, daß ich ein bißchen trainiert hatte, als wir Wiesels Endstation erreichten. Es war ein ziemlicher Fußmarsch in die Außenbezirke der Oberstadt, wo unsere Herren die Unmoral zu Höchstform hochgezüchtet haben. Ich wußte, daß die Reise zu Ende war, als wir einen Block erreichten, wo ein paar harte Jungs einige Wände vor dem Umkippen bewahrten. Ansonsten waren die Straßen leer.
    Wiesel hatte sich seine Belohnung in einer Gasse abgeholt, die steil bergab führte. Wir betraten sie vom höher gelegenen Ende aus. »Hier hat es ihn erwischt«, erklärte Sattler, nachdem wir ungefähr fünf Meter weit in die schattige Gasse gegangen waren. Hier fiel höchstens gegen Mittag kurz etwas Sonnenlicht hinein. »Man sieht es nicht, wegen des wenigen Lichts, aber überall ist Blut. Er liegt etwa fünfzehn Meter weiter. Vermutlich wollte er flitzen, als es schon zu spät war. Komm mit.«
    Die Leiche lag drei Meter vor dem anderen Ende der Gasse. Jemand mit einer scharfen Klinge und viel Kraft hatte ihn mit einem vermutlich abwärts geführten Hieb vom rechten Ohr über seinen Hals und seine Brust bis zum Unterleib aufgeschlitzt. Der Schnitt ging bis auf den Knochen. »Das letzte Mal habe ich beim Corps so eine Verletzung gesehen.«
    »Ja«, meinte Beutler. »Ein zweihändiger Duellsäbel?«
    Sattler widersprach. »Man kann hier nicht in aller Öffentlichkeit mit so einem Ding rumlaufen. Ich sage: eine sehr scharfe Klinge und verdammt viel Kraft.«
    Beutler hockte sich hin. »Vielleicht. Aber wie konnte man so nah an ihn herankommen, um ihn mit einem legalen Messer zu treffen?«
    Sie verloren sich in ihrer Diskussion um technische Fragen. Zwei Handwerker des Mordes plauderten übers Geschäft. Ich ging ebenfalls in die Hocke, um Wiesel genauer zu untersuchen.
    Einige von uns gewöhnen sich nie an den Anblick eines gewaltsamen Todes. Ich habe ihn oft bei den Marines gesehen und bin trotzdem nicht abgestumpft. Seitdem habe ich mehr als genug erlebt, aber ich habe noch keine Hornhaut wie Sattler und Beutler. Vielleicht ist es ja Vererbung. Wiesel hatte vermutlich bekommen, was er verdiente, aber ich trauerte trotzdem um ihn. »Man hat ihn weder ausgeraubt noch angefaßt.«
    »Er wurde einfach nur abgeschlachtet«, stimmte Beutler zu. »Jemand wollte ihn loswerden.«
    »Dabei war er so ein netter Kerl. Es ist der reinste Frevel.«
    Wenn diese Jungs eine Schwäche haben, dann ist es ihr absoluter Mangel an Humor. Ihre Vorstellung von einem Witz ist, einem Burschen zu versprechen ihn freizulassen, wenn er auf dem Wasser wandeln kann … mit Bleischuhen. Mein kleiner Scherz kam nicht an.
    »Es gefällt Kain nicht, daß man Wiesel ausgelöscht hat«, wiederholte Sattler. »Er war zu nicht viel nütze, aber er gehörte zur Familie. Kain will wissen, wer es war und warum er es getan hat.«
    »Benutzt ihr mittlerweile eigentlich Lasttauben als Transportmittel?« Kain residiert ziemlich weit nördlich außerhalb der Stadt in der Provinz. Eigentlich hätte für all dieses Hin und Her, das die beiden hinter sich haben mußten, gar nicht genug Zeit sein dürfen.
    Sie ignorierten mich einfach. Das tun sie immer, wenn es um Berufsgeheimnisse geht oder um irgend etwas anderes, das mich ihrer Auffassung nach nichts angeht. »Ist dir irgendwas aufgefallen, was uns entgangen ist?« wollte Beutler wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. Das einzige, was ich sagen konnte, war, daß Wiesel kein Hühnchen mehr rupfen würde.
    »Ich wette, daß der Killer beide Hände benutzt hat«, meinte Sattler. »So kann man mehr Kraft in den Schlag legen.«
    »Wir behalten dich im Auge, Garrett«, versprach mir Beutler. »Irgendwas ist hier faul. Vielleicht hast du uns nicht alles erzählt.«
    Worauf du dich verlassen kannst. Einige Dinge brauchte Kain nicht zu erfahren. Ich zuckte die Schultern. »Sollte ich rauskriegen, wer es getan hat, seid ihr die ersten, die es erfahren.«
    »Nimm es dir zu Herzen, Garrett. Geh mit dem Gedanken ins Bett und steh mit ihm auf. Kain ist gereizt. Irgend jemand muß zahlen.« Er drehte sich zu Sattler um, und die beiden setzten ihre Fachsimpelei darüber fort, ob der Schlag von unten nach oben oder von oben nach unten geführt worden war. Mich ließen sie links liegen. Das hieß: Du bist entlassen, Knallkopf. Gewarnt und entlassen. Kain schuldete mir etwas, aber nicht das Leben eines seiner Leute. Vielleicht war der Gefallen schon viel

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