Schattentänzer
sich geht«, sagte ich.
Vielleicht. Und die Neuigkeiten werden diejenigen bestätigen, die auf eine Meuterei in Großmonds Armee gehofft haben. Sowohl Karenta als auch Venageta haben den Druck aufrechterhalten und sind dennoch nicht blind in seine Fallen gestolpert. Sein Rückhalt unter den Eingeborenen scheint langsam zu schwinden. Du hast erwähnt, daß du heute eine Zentaurenfamilie gesehen hast. Vor ein paar Monaten waren Zentauren Großmonds ergebenste Verbündete. Sie haben geschworen, bis zum letzten Huf zu kämpfen, wenn das der Preis dafür sein sollte, daß die Fremdherrschaft über den Cantard endlich aufhört.
An die politische Bedeutung der Anwesenheit eines Zentauren in der Stadt hatte ich nicht gedacht. Bedeutete das Verhandlungen über einen Verrat? Normalerweise stoßen solche Spekulationen bei mir auf taube Ohren. Ich hänge einer romantischen, albernen Vorstellung an: Wenn ich die Politik konsequent ignoriere, wird die Politik, so hoffe ich, mir ebenfalls keine Beachtung schenken. Man sollte eigentlich annehmen, ich hätte etwas daraus gelernt, daß ich fünf Jahre lang geholfen habe, im Interesse der Politiker Leute umzubringen.
Erzählen Sie das keinem Hügelianer, aber in meinem tiefsten Herzen hege ich, wie alle, die nicht in der Oberstadt leben, Sympathien für Großmond. Wenn er wirklich das Unmögliche schafft und durchhält, wird er das Rückgrat der herrschenden Klassen der beiden größten Königreiche unserer Welt brechen. Im Falle Karentas bedeutet das den Zusammenbruch des Staates und entweder die Rückkehr der kaiserlichen Familie aus dem Exil oder eine Evolution zu etwas gänzlich Neuem und Einzigartigem, das auf eine Vermischung der Rassen gegründet ist.
Genug davon. Was auch immer in der Oberstadt oder im Cantard passieren mag … mein Leben wird es nicht ändern. Es wird immer böse Jungs geben, die ich zur Strecke bringen kann.
Du solltest lieber dein Pferd satteln.
»Mist! Erwähne diese Monster nicht in meiner Gegenwart!« Ich hasse Pferde. Und sie hassen mich. Ich glaube, die Chancen stehen gut, daß sie mich erledigen, bevor der Oberboß zum Zuge kommt. »Bin schon unterwegs.«
15. Kapitel
Morpheus Ahrms Freudenhöhle liegt nicht weit von meiner Hütte entfernt, aber wenn man dort ankommt, fragt man sich unwillkürlich, ob man durch ein Loch in ein anderes Universum gefallen ist. Die Nicht-Menschen und die Schurken passieren mein Viertel nur, obwohl es trotzdem nicht gerade das beste ist, um zu Morpheus in die Pufferzone zu kommen, wo sie bleiben.
TunFaire ist eine Menschenstadt, aber fast jede andere Spezies hat sich hier ein eigenes Gebiet abgesteckt. Einige sind richtige Viertel, wie zum Beispiel Riesenhausen oder Rattenfluß. Andere Rassen beschränken sich auf nur ein einziges Gebäude. Obwohl jeder überall in der Stadt leben kann, hat jeder eine Heimstatt, die mit allen Mitteln verteidigt wird. Es gibt eine Menge Vorurteile und viele Reibereien, und einige Rassen haben ein Talent dafür, gegen das unsere menschliche Fremdenfeindlichkeit geradezu jämmerlich wirkt. Deshalb hat sich die Pufferzone entwickelt, praktisch von selbst. Sie ist ein Gebiet, in dem sich alle Rassen in relativem Frieden mischen können, weil es hier um Geschäfte geht.
Morpheus’ Puff liegt mitten in der Zone, die sich um die ›Höhle der Freuden‹ gebildet zu haben scheint. Sie war schon ein bevorzugter Treffpunkt für Gelichter aller Rassen, bevor die Zone allgemein anerkannt wurde. Morpheus wird allmählich zu einer anerkannten Größe. Ich habe gehört, daß er als Schlichter bei Streitereien zwischen verschiedenen Rassen gerufen wird.
Das mag ja ganz nützlich sein, aber er sollte lieber nicht zuviel Ehrgeiz entwickeln. Kain könnte sich bedroht fühlen.
Kain toleriert Morpheus nur, weil er ihm auch etwas schuldet. Morpheus hat seinen Vorgänger in der Gilde kaltgemacht und so eine freie Stelle auf allerhöchster Ebene geschaffen. Aber Kain ist mißtrauisch, vielleicht sogar nervös. Was Morpheus einmal getan hat, könnte er wieder tun, denn wenn jemand ein von Natur aus geborener Killer ist, dann Morpheus Ahrm.
Das ist Morpheus’ Hauptberuf. Die Freudenhöhle hat er als Tarnung gegründet. Er hätte niemals erwartet, daß der Laden ein solcher Erfolg wird, und hat es gewiß auch nie gewollt.
So verschwören sich manchmal die Schicksalsgöttinnen, um unser Leben aus dem Gleis zu bringen.
Es dämmerte bereits, und der erste morCartha war schon zu seinem
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