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Schattentag: Kriminalroman (German Edition)

Schattentag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schattentag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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wenig.
    »Ich frage, worüber du lachst … Alles in Ordnung?«
    Ich hebe den Blick und sehe meinen Freund und Kompagnon. Er wirkt besorgt.
    »Alles in Ordnung? Was … He, bleib bei mir!«
    Er fängt mich auf und hievt mich auf den Stuhl zurück.
    Ein Stuhl, ein Schreibtisch, eine Flasche mit Wasser, eine Packung Tabletten. Ein silberner Teppich, ein Würfel aus Glas. Durchsichtige Wände. Draußen hat es zu regnen begonnen. Sommerregen. Hinter der Glaswand meines Büros eine Tankstelle und ein Regenbogen.
    Mein Kopf sinkt wieder auf den Schreibtisch. Der Computer schnurrt leise und verströmt warme Luft. Auf dem Display flimmert ein Waldrand mit Löwe.
    »Hey, dableiben!« Mein Kompagnon hievt mich in den Stuhl.
    »Geht schon«, sage ich.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Nichts.« Ich taste mit der Maus nach dem Löwen.
    Mein Kompagnon steht neben mir und beobachtet mich. Ich beobachte den Löwen im Computer. Nach einer Weile straffe ich mich und setze mich aufrecht. Ich spüre, wie sich mein Kompagnon schon ein wenig entspannt.
    »Ist sicher alles in Ordnung?«, fragt er.
    »Mhm. Ich war nur kurz eingedöst.«
    Mein Kompagnon nickt vor sich hin. »Du machst manchmal Sachen«, murmelt er. »Musst ja nicht gleich vom Stuhl fallen.«
    »Ich bin jetzt eben einfach mal müde.«
    »Schon klar, passt schon«, sagt er. »Wie läuft’s denn?«
    »Gut.«
    »Du weißt ja, dass wir morgen fertig sein müssen. Schlappmachen ist nicht.«
    »Sicher, alles im Griff.«
    »Aber dein Löwe liegt noch am Waldrand.«
    »Das täuscht.«
    Ich drücke die Eingabetaste. Musik setzt ein. Der Löwe läuft los. Sein Gesichtsausdruck bleibt immer gleich. Er läuft im Schatten saftig grüner Bäume, im Takt der blechernen Musik. Er begegnet einer Eule, die den Hebel für eine rot und weiß gestreifte Schranke bedient. Er schenkt der Eule eine Maus.
    »Aha«, sagt mein Kompagnon.
    Er spielt mit einer Katze Ball. Klimpert einer Schlange ein Lied. Füllt ein Goldfischglas mit Tränen.
    »Das ist gut«, sagt mein Kompagnon.
    Er trägt eine Schildkröte hundert Schritte weit, befreit eine Spinne aus ihrem Netz, verschafft einem Eisbär Abkühlung.
    »Das ist richtig gut«, sagt mein Kompagnon.
    Schenkt einer Maus das Leben. Einem Elefanten Bewegungsfreiheit. Der Democlip läuft aus. Der Löwe liegt wieder am Waldrand.
    »Witzig«, sagt mein Kompagnon.
    Ich nicke zustimmend.
    »Und fast fertig, du warst richtig fleißig in den paar Stunden«, sagt er.
    »Ein Level fehlt noch. Das hab ich bis morgen.«
    »Klasse, passt schon. Kein Wunder, dass du müde bist. Und wie lief heute Mittag das Treffen mit den Bankern?«, fragt mein Kompagnon.
    »Gut«, sage ich. »Sehr gut.«
    Hinter meiner Schläfe pocht ein tauber Schmerz, den ich nicht kenne. Ich betrachte die Wasserperlen auf den Fenstergläsern. Ich habe wirklich gut gearbeitet. Erstaunlich. Neun Löwen-Level, obwohl ich zwischenzeitlich geschlafen haben muss.
    »Keine Einwände?«, fragt er.
    »Hm?«
    »Ich meine, die Banker. Hatten die nichts mehr auszusetzen?«
    »Nein, alles bestens.«
    »Wunderbar«, sagt er.
    Ich hebe den Blick von der Glaswand und suche die Augen meines Kompagnons. Er nickt vor sich hin und wippt von einem Bein aufs andere. Er trägt ein Hemd, das nach Grapefruit aussieht. Meine Kehle ist trocken. Die Augen meines Kompagnons fixieren etwas weit Entferntes.
    »Schau mal«, sagt er.
    Ich folge seinem Blick nach draußen.
    »Ein Regenbogen«, sagt er.
    Ich nicke.
    »Also lief das Gespräch gut, die hatten keine weiteren Fragen mehr«, sagt er, den Blick noch nach draußen gerichtet.
    »Nein, wie gesagt.«
    »Welches Grün haben sie genommen?«
    »Unseren Favoriten«, sage ich.
    Mein Kompagnon kichert in sich hinein. »Das war mir doch klar.«
    Mir ist schwindlig, hinter meiner Stirn pocht ein tauber Schmerz, und ich kann meinen Arm nicht heben, aber es gelingt mir, aufzustehen. Ich schiebe mich an meinem Kompagnon vorbei, der wippend neben meinem Schreibtisch steht.
    »Guck dir diesen Regenbogen an!«, sagt er.
    Ich setze Schritt für Schritt behutsam. Ich bin bald an der Tür.
    »Ich mach Schluss für heute«, sage ich.
    »Schönen Feierabend«, sagt mein Kompagnon. »Grüße an Vera.«
    Ich drehe mich noch einmal zu ihm um. »Sag mal …«
    »Was?«
    »Kannst du dich eigentlich an Mara erinnern?«
    Mein Kompagnon löst sich von der Fensterwand. »Wen?«
    »Mara. Unsere Reise nach dem Abitur, mit dem alten blauen Kleinbus …«
    »Ah …«
    »Diese eine Nacht, als ich diese

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