SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
für dich nach Stadthagen.“ Seppi sprach ins Leere, weil er gleichzeitig fotografierte.
„Ja, danke. Ich frage mich nur, warum hier auf einmal drei Exemplare liegen. Bisher hat er jeder Toten immer nur eine Gebärmutter zugeordnet.“ Nadja legte den Kopf schief und zog die Stirn kraus. „Er verändert sein Muster“, sagte sie mehr zu sich selbst und war schon wieder auf dem Weg zu den Kommissaren.
„Die Brüste stören das Bild, das sich uns hier bietet, guck mal!“, sagte Peter mit einem Zwinkern im Blick und zeigte auf die Tote.
„Wieso?“, fragte Nadja.
„Sonst könnte man denken, es solle Jesus am Kreuz imitiert werden“, antwortete Wolf für Peter. „Aus der Ferne hast du zunächst diesen Eindruck. Probier’s mal! Wenn du näher kommst, merkst du, dass irgendetwas nicht stimmt. Es ist der Busen.“
„Das scheint mir nicht das Einzige zu sein, was hier anders ist. Der Toten liegt nicht nur eine Gebärmutter zu Füßen. Es sind drei! Und die sind auch noch im Dreieck angeordnet. Seppi warf etwas in den Raum wie ,heilige Dreifaltigkeit‘. Ihr kennt doch dieses christliche Zeichen mit dem großen Auge drin, die Trinität oder auch Dreieinigkeit?“
„Äh, nicht so ganz“, sagte Peter, „erklär mal!“
„Na, so sehr bewandert bin ich in diesen Dingen auch nicht. Irgendwie soll alles eins sein.“ Nadja machte ein ratloses Gesicht. „Wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr einen der Pastoren oder den Landesbischof fragen.“
„Klingt reichlich schizophren, wenn du mich fragst“, gab Hetzer zu bedenken. „Wenn wir deine Definition zugrunde legen, könnte man sagen, alle Organe sind eins, also doch nur ein Organ, vielleicht ein Oberorgan, die Fortpflanzung schlechthin.“
„Keine schlechte Idee, Alter!“, sagte Peter und schlug Hetzer auf die Schulter. „Vielleicht hat der Typ ’ne religiöse Macke.“
In Wolf Hetzer tickerte es.
Das war es, was er neulich noch nicht hatte greifen können.
Es waren die Plätze, die Tatorte.
Sie hatten alle eine sakrale Bedeutung. Zuerst die Tote auf dem Gelände der alten Frankenburg. Dort, wo die Frau gelegen hatte, konnte man noch den Grundriss der alten Kapelle sehen. Dann die Tote am Pranger der Petzer Kirche oder die auf dem Grabstein der Jetenburger Kirche, und jetzt eine Ermordete, die von der Orgelempore hinabhing.
Das war es! Seppi und Peter hatten seine Gedanken endlich in die richtige Richtung geleitet.
Diese Überlegungen zogen blitzschnell durch Wolfs Gehirn und trotzdem war eine Pause entstanden. Vielleicht auch, weil er dabei so in die Gegend gestiert hatte.
„Alles klar, Wolf?“, fragte Nadja.
„Er stellt wichtige Überlegungen an“, bemerkte Ulf von der Kirchenbank.
„Möglicherweise …“, sagte Wolf nachdenklich. „Es könnte sein, dass genau das, was Peter eben gesagt hat, das gemeinsame Muster ist. Alle Opfer sind an sakralen Orten gefunden worden.“
„Stimmt!“, sagte Nadja und Peter nickte.
„Bis auf die von der Frankenburg. Das war eine alte Ruine“, wandte Peter ein.
„Da muss ich dich leider korrigieren“, sagte Wolf. „Diese ,Mathilda‘ ist in den Grundmauern der ehemaligen Burgkapelle gefunden worden. Insofern war auch das ein heiliger Ort.“
„Guck mal einer an, das wusste ich gar nicht!“, sagte Ulf und stand etwas umständlich auf. Der verheilte Beckenbruch schmerzte ihn immer noch, wenn er länger gesessen hatte.
„Bernhard hast du wohl nicht erreicht, oder?“, fragte Wolf.
„Der hat am Feiertag etwas Besseres vor, als vor Tagesanbruch in der Kirche zu stehen. Spaß beiseite, sein Telefon ist aus. Ich hörte aber vorhin, dass er gestern Abend noch mal rausmusste. Sie haben die Eigentümerin des Fußes gefunden. War wohl nicht so lecker. Ist ein ganz junges Ding von fünfzehn Jahren.“
„Dann sprechen wir später mit ihm!“, schlug Wolf vor.
„Ich würde jetzt gerne mal die Tote etwas näher sehen. Kommt ihr mit? Ich glaube, wir müssen durch die Sakristei nach oben gehen.“
„Der Pastor müsste da drin sein. Er hat sich zurückgezogen, steht uns aber für Fragen zur Verfügung“, erklärte Ulf.
„Das hättest du vorhin mal erwähnen sollen. Dann hätten wir den gleich wegen der Dreifaltigkeit fragen können“, sagte Peter mit leicht vorwurfsvollem Unterton. „Komm, Nadja!“
Es war nicht so einfach, den Körper von der Empore abzunehmen. Nur mit Hilfe der Feuerwehr gelang es, die Frau würdig herabzulassen und vor dem Altar abzulegen. Dass es trotzdem eine sehr
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