SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Haar von rotem Gold. Es floss über ihre Schulter wie das der Venus von Botticelli. Genauso wollte er sie fotografieren. In einer Muschel stehend, nackt, nur von ihrem Haar bedeckt. So sollte seine Venus für ihn neugeboren werden.
Er war froh, dass sie noch unbefleckt war, dass der widerliche Alte sie nur berührt, aber nicht penetriert hatte, denn sonst wäre sein ganzes Vorhaben gescheitert. Jetzt aber war sie nur für ihn da. Den Moment, in dem er sie zu seiner Frau machen würde, wollte er zelebrieren wie noch keinen Augenblick zuvor. Aber das musste warten, bis sich die Unruhe um ihn herum gelegt hatte.
Peter und Nadja
Lady Gaga war entzückt, dass es noch irgendwo hingehen sollte. Sie erkannte das daran, dass Peter Kruse ihre Leine in die Hand nahm, und erhob sich von ihrer Decke.
„Na, Myladies, Lust auf ’ne Bratwurst?“, fragte Peter seine beiden Frauen.
„Sicher!“, sagte Nadja und schnappte sich ihren Regenschirm.
„Es regnet nicht!“
„Genau deshalb nehme ich ihn ja mit“, lachte Nadja, „denn auf ein Osterfeuer im Regen habe ich keine Lust.“
„Nee, dann lass uns lieber …“, entgegnete Peter.
„Au ja, tolle Idee“, erwiderte Nadja, „aber erst später, wenn ich das andere Ding intus habe. Sonst habe ich nicht die nötige Energie.“
„Mein Schatz ist ein wahrer Genießer!“, freute sich Peter und ließ den Hund in den Wagen springen.
Über Bückeburg fuhren sie nach Scheie und von dort den Rethholzweg entlang. Direkt auf dem Hof waren noch Parkplätze. Sie waren früh dran. Peter hoffte, dass der Bratwurststand schon in Betrieb war. Er hatte Hunger.
„Meine Herrn“, sagte Nadja anerkennend, „ein ganz schön großer Scheiterhaufen. Wenn der erst mal brennt, haben wir die ganze Nacht was davon.“
„Wir wärmen uns erst hier am Feuerchen von außen, von innen mit mehreren Bratwürsten und später ineinander“, schwärmte Peter, der einen vollkommenen Abend vor sich sah.
Doch der sollte durch das ungewöhnliche Verhalten von Lady Gaga und den Fund eines an den Armen aufgehängten Leichnams eine ganz andere Wendung nehmen.
Bernhard
Er hatte ein ungutes Gefühl, als er heimlich den weißen Zettel aus seiner Hosentasche nahm. Wolf Hetzer telefonierte noch. Er selbst war ein Stück weggegangen. Was er in den Händen hielt, war eine Visitenkarte, bei deren Anblick er erstarrte, als er den Namen las.
Das konnte doch unmöglich wahr sein. „Wolf Hetzer“ stand auf der Karte.
Mit einem Mal war ihm alles klar. Die Tote von der Frankenburg, just in der Nähe von Hetzers alter Kate. Er hätte auch die Möglichkeit gehabt, die anderen Frauen zu drapieren. Bernhard schauderte. Wie sollte er mit diesem Wissen umgehen? Ihm blieb nur eine Möglichkeit. Noch während Wolf sein Telefonat beendete, zog er seine Waffe und entsicherte sie.
Wolf musste mit halben Ohr zugehört haben. Er erstarrte und drehte sich um.
„Bist du der Mörder?“, fragte Wolf schockiert.
„Nein, du! Ich habe deine Visitenkarte im Flur von Rieke Sternhagens Haus gefunden, noch bevor du es betreten hast.“
„Und was beweist das?“, wollte Wolf wissen.
„Du musst schon vorher dagewesen sein.“
„Bin ich aber nicht.“
„Die Frankenburg-Leiche hast du auch schön in deiner Nähe abgelegt“, bohrte Dickmann.
„Mann, jetzt wach endlich auf, Bernhard! An dem Abend habe ich gemütlich mit den Katern auf dem Sofa gelegen. Bestimmt finden wir einen Beweis für meine Unschuld, wenn wir uns die anderen Tatzeiten ansehen. Gründonnerstag war ich zum Beispiel bis spätabends im Konzert und immer mit Menschen zusammen. Da hätte ich keine Gelegenheit gehabt, eine Frau umzubringen und auszuweiden. Wo hätte ich das auch machen sollen?“
Dickmann wurde unsicher. Vielleicht war die Fantasie jetzt doch mit ihm durchgegangen.
„Wie soll aber ausgerechnet deine Visitenkarte in Frau Sternhagens Flur gekommen sein?“, fragte er.
„Vielleicht hat sie jemand absichtlich benutzt, um sich als andere Person auszugeben?“
„Das wäre möglich …“, überlegte Bernhard. „Es wäre mir trotzdem lieber, wenn du dich da mit den Handschellen am Treppengeländer festmachst. Ich rufe inzwischen Nadja und Ulf an.“
Wolf seufzte und tat so, als wolle er der Forderung Folge leisten. Im letzten Moment drehte er sich aber und verpasste seinem Kollegen einen linken Haken. Noch während der strauchelte, löste sich ein Schuss, der in Hetzers linker Schulter steckenblieb. Er schrie auf und schaffte es mit
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