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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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proportionierten Beinen aus feinstem Walnussholz. Er würde Handwerkskunst liefern, auf die ein hoher
     Offizier und seine Frau stolz sein könnten. Und das hätte er auch getan, wenn die EOKA das Haus des Befehlshabers nicht direkt
     am nächsten Tag in die Luft gejagt hätte. Wenige Stunden später stand der Soldat wieder auf Christakis’ Matte und sagte, er
     solle die Möbel vergessen und stattdessen rasch ein paar Türrahmen zimmern. Auch wenn ihn diese Aufgabe nicht gerade forderte,
     nahm der Tischler den Auftrag an – trotz des Geredes über Kollaboration, das es bestimmt geben würde. Christakis brauchte
     schlicht das Geld – und wenn auchnur zum Bezahlen der Steuern, die von den Briten eingeführt worden waren.
    Christakis betrat das Kaffeehaus und setzte sich zu seinem Vater in die Ecke, wo dieser fast jeden Vormittag verbrachte und
     mit seinem Freund Stavros die Probleme der Welt löste.
    »Die Zeitung, Papa.« Christakis ließ die
Die Stimme
vor ihm auf den Tisch fallen. Sie war mit der Morgenpost aus Lefkosia eingetroffen, und auf Seite sechs stand ein kleiner
     Artikel von Michalakis, irgendetwas über Töpferei. So sehr Christakis die Arbeit seines jüngeren Bruders bewunderte, bezweifelte
     er doch, dass sein Artikel es heute zum Hauptgesprächsthema der Männer im Dorf bringen würde. Seit der britische Gouverneur
     in seiner grenzenlosen Weisheit entschieden hatte, mit eiserner Faust auf die Köpfe der Bevölkerung einzuschlagen, loderten
     in Lefkosia Flammen der Wut, und das war dieser Tage alles an Gesprächsstoff, wofür die Menschen noch Kraft aufbringen konnten.
    Mit Ausnahme der Tumulte im Jahr 1931, als Aufständische den Sitz des Gouverneurs in Brand steckten, hatten die Briten die
     Insel seit 1878 verhältnismäßig friedlich regiert, doch nun riefen die Kirchenglocken die Menschen zu Hunderten auf die Straßen.
     Sie protestierten gegen Gesetze, die Inhaftierungen ohne Prozess legitimierten, das mutwillige Anhalten und Durchsuchen von
     Passanten oder sechsmonatige Haftstrafen für den Besitz von Schusswaffen. Als sich die Nachricht verbreitete, dass die neuen
     Gesetze verabschiedet worden waren, hatte sich in der Hauptstadt ein Sturm wütender Entrüstung erhoben. Gebäude brannten,
     und die britischen Truppen antworteten mit Tränengas und einem Kugelhagel. Inzwischen schien es jede zweite Woche zu neuen
     Ausschreitungen zu kommen; bislang waren siebenundfünfzig Griechen verhaftet worden. Innerhalb weniger Monate hatte es der
     Gouverneur geschafft, Lefkosia in ein Kriegsgebiet zu verwandeln.
    »Mit diesen Mitteln wird es den Besatzern nie im Leben gelingen, den Aufstand niederzuschlagen«, erklärte Georgiosrundheraus, während der hysterische Kommentar von Radio Athen durch das Café hallte und Gift und Galle spuckte.
    »Was bleibt ihnen denn anderes übrig?«, fragte Stavros und lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorn, wobei sich sein dicker
     Bauch über dem Gürtel der Hose wölbte. »Ihr Griechen habt eine terroristische Organisation gebildet …«
    »Es ist keine terroristische Organisation«, korrigierte ihn Christakis. »Die EOKA kämpft für unsere Freiheit: für die Freiheit
     Zyperns und die Einheit mit Griechenland.«
    »Gut«, räumte Stavros ein. »Dann eben eure ›Freiheitskämp fer ‹. Sie sagen, sie werden für die ›Befreiung Zyperns vom Joch der Briten‹ kämpfen, sie schmuggeln Dynamit aus Griechenland,
     jagen Regierungsgebäude, Polizeireviere, Kraftwerke und Hotels in die Luft – verüben sogar einen Mordanschlag auf den Gouverneur,
     während der in Ammochostos im Kino sitzt und sich einen Film anschaut. Und da erwartet ihr, dass die Briten kapitulieren und
     alles aufgeben? Hat euch die Geschichte nicht gezeigt, wozu sie imstande sind? Ihr benehmt euch wie kleine Jungs, und zwar
     Jungs, die mit dem Feuer spielen.«
    »Niemand spielt hier mit irgendwas, Stavros. Das ist kein Spiel, es ist viel zu ernst. Hier geht es um unsere Rechte als Nation.«
    Christakis gab dem
kafetzi
ein Zeichen. »Kaffee, mittelsüß«, bestellte er und fuhr fort. »Wir haben genug von den Besatzern, und die EOKA – auch wenn
     ich nicht alle ihre Mittel gutheiße – kämpft für uns. Zypern gehört rechtmäßig zu Griechenland, das weiß jeder, unsere Herzen
     schlagen im Takt des Mutterlandes.«
    »Und was ist mit denjenigen unter uns, die keine Griechen sind?«, wollte Stavros wissen. »Was ist mit unseren Herzen, die
     nicht im Takt der griechischen Trommeln

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