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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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seinem Mund schmecken, als er erfahren musste, dass die Unabhängigkeit für seine Freunde zu spät gekommen war. Er schüttelte
     den Kopf. Er hoffte, dass es der alten Frau gutging.
    »Es war keine leichte Zeit«, sprach Antoniou weiter und fuhrsich mit den Fingern über die Narben in seinem Gesicht. »Eine ganze Weile wusste ich nicht, warum ich überhaupt weitermachen
     sollte. Ich hatte mein Bein verloren, und Harris’ Tod fühlte sich an, als hätte man mir meine rechte Hand auch noch abgehackt.
     Und auch wenn Zypern angeblich frei war, so war ich entsetzt über die Abkommen, die hinter unserem Rücken geschlossen wurden.
     Makarios hat uns betrogen. Wir haben für
enosis
gekämpft, und er verrät unsere Ideale, um Präsident zu werden. Dein alter Freund Demetris – so blind, wie die Briten ihn gemacht
     haben – hat diese Schweinerei kommen sehen. Er hat vorausgesagt, dass die Regierung niemals handlungsfähig sein würde und
     dass wir damit nur der Türkei die Tür öffnen würden. Großer Gott, Loukis, wurde je eine Tochter so von ihrem Vater verraten?«
    Loukis rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er wusste, dass er etwas sagen sollte, doch Antonious Traum war nie
     sein Traum gewesen.
    »Es ist eine Schweinerei«, griff er dessen Worte auf.
    »Und was für eine.« Antoniou nahm eine Zigarette und zündete sie sich ungeduldig an. »Die türkischen Zyprer sind gerade dabei,
     eine eigene zivile und militärische Verwaltung aufzubauen. In Ammochostos haben sie drei von unseren Leuten abgeknallt, und
     keinen juckt’s. Es vergeht kaum ein Monat, in dem die Türkei nicht damit droht, bei uns einzumarschieren. Und was Makarios
     und sein Liebäugeln mit den Kommunisten und den Tschechen betrifft – nun, der Mann muss einfach weg. Er hat den Kahn, in dem
     wir alle sitzen, absaufen lassen. Jetzt ist es an der Zeit, dass ein anderer das Ruder übernimmt.«
    »Etwa Grivas?«, fragte Loukis. Obwohl ihn Politik mittlerweile noch weniger interessierte als der Kräuter-Hokuspokus seiner
     Mutter, unterstützte er seinen Bruder Michalakis, indem er regelmäßig
Die Stimme
las. Die Zeitung berichtete derzeit unermüdlich von der Rückkehr des EOKA-Führers auf die Insel – als Oberbefehlshaber der
     griechischen Armee.
    »Grivas, ganz genau«, bestätigte Antoniou.
    »Für Völkerverständigung steht er ja nicht gerade«, bemerkte Loukis. Es war kein Geheimnis, dass der frischgekürte General
     zutiefst antitürkisch eingestellt war und niemand seinem jüngsten – lächerlichen – Aufruf an die beiden Gemeinschaften, doch
     endlich zusammenzukommen, Glauben schenkte.
    »Sieh mal, ich weiß, du bist ein …« Antoniou hielt inne, um nach dem richtigen Wort zu suchen. Als er nicht fündig wurde,
     winkte er gereizt ab. »Du hast mit Türken zusammengelebt. Gut. Schwamm drüber, sie sind weg. Du lebst auf ihrem Land. Verdienst
     dein Geld. Wir müssen alle von irgendwas leben … Egal, die Sache ist die: Die Türken sind nicht unsere Feinde, aber sie sind
     – wie sag ich es am besten? – der fehlgeleitete Stachel in unserem Fleisch. Sie haben sich diese ganzen Rechte, die wir ihnen
     gewährt haben, zunutze gemacht, um laut nach Teilung zu rufen. In gewisser Weise sind wir ja selbst schuld: Wir hätten weniger
     großzügig sein sollen. Tja, hinterher ist man immer klüger.«
    »Tjaja«, meinte Loukis nur, denn er beurteilte die Situation vollkommen anders. Er stand auf und holte zwei weitere Flaschen
     Bier aus dem Kühlschrank. Antoniou blickte sich unterdessen im Raum um.
    »Ganz schön kleines Häuschen«, bemerkte er. »War die Richtige noch nicht dabei?«
    »Ich arbeitete daran«, räumte Loukis ein.
    »Das glaub ich gern«, erwiderte Antoniou vergnügt. »Ich dachte ja immer, die kleine Toulla hätte ein Auge auf dich geworfen.«
    Loukis lachte und schüttelte dann den Kopf. »Ich war nur Mittel zum Zweck, um an Stelios ranzukommen.« Selbst nach ihrem Tod
     verspürte Loukis das Bedürfnis, die Gefühle seiner Freundin zu schützen. »Aber wie sieht’s bei dir aus? Hast du eine Frau
     gefunden, die dir deine verlauste Wäsche wäscht?«
    Antoniou grinste verschlagen. »Ich hab vielleicht ein Bein verloren, aber ich bin wieder im Spiel und zurück im Sattel. Wie
     sich zufällig herausgestellt hat, ist meine Krankenschwestereine große Anhängerin des Widerstands. Wir haben ein kleines Abkommen geschlossen: Ist die Insel erst mal wieder auf Kurs
     gebracht, feiern wir das mit dem Spurt zum

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