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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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fang du nicht auch noch an!«
    Arm in Arm gingen sie hinüber zu Loukis’ Haus, wo sie sich zwei Flaschen Keo aus dem Kühlschrank nahmen und sich in die Sonne
     setzten. Sie teilten sich eine Zigarette und redeten über Michalakis’ Arbeit, die Unruhen in Lefkosia und Loukis’ Zusammenstoß
     im Café.
    »Du solltest vorsichtig sein«, warnte Michalakis seinen Bruder. »Die Menschen hier vergessen nicht so leicht, und verzeihen
     können sie noch schlechter.«
    »Ich nehme an, dass ich das zu gegebener Zeit herausfinden werde«, sagte Loukis.
    Sollte sein Bruder Angst haben, so verbarg er es geschickt hinter einem lässigen Schulterzucken. Michalakis zündete sich eine
     neue Zigarette an, und während sich der Rauch zwischen ihnen in der Luft ringelte, wusste er, dass er den Grund für seinen
     Besuch nicht länger hinauszögern konnte. Den Blick fest auf Loukis’ Gesicht gerichtet, eröffnete er ihm, dass er Maria – mit
     dem Segen ihrer Eltern – mit nach Lefkosia nehmen würde.
    Loukis zuckte noch nicht einmal mit der Wimper.
    »Bei der Zeitung ist eine Stelle als Sekretärin frei, und wohnen wird sie in einem der Frauenwohnheime.«
    Loukis bekräftigte, dass ihr der Umzug sicher guttun würde, aber Michalakis war noch nicht fertig.
    »Ich sage es frei heraus, Loukis … Ich hoffe, dass Maria eines Tages meine Frau werden wird.«
    Überrascht zog Loukis die Augenbrauen hoch, erwiderte aber nichts.
    »Es ist natürlich nicht gesagt, dass sie meinen Antrag annehmen wird«, fuhr Michalakis fort. »Aber wenn sie es tut, und das
     hoffe ich, will ich von dir wissen, wie du dich dabei fühlen würdest.«
    »Fühlen?«
    »Ja. Ich muss wissen, ob es ein Problem für dich wäre.«
    »Nicht, wenn es kein Problem für dich ist«, erwiderte Loukis, und die Leichtigkeit, mit der er das sagte, freute und bestürzte
     Michalakis zugleich.
    Behutsam stieß er seine Flasche gegen die von Loukis.
    » Yiamas .«
    » Yiamas .«
     
    Loukis unternahm nicht sofort etwas. Er ließ sich Zeit, um zu überlegen, wie er die Sache am besten angehen sollte. Nachdem
     er sich eine ganze Woche lang ergebnislos den Kopf zerbrochen hatte, rasierte er sich, zog seine besten Kleider an und lief
     zum Haus von Praxis Mutter.
    Elpida saß im Garten auf einer Schaukel, die an dem alten Apfelbaum hing – genau wie er und ihre Mutter vor so vielen Jahren.
    »Der Wolf!«, rief sie, als sie ihn entdeckte. Sie sprang von der Schaukel, rannte auf ihn zu und führte ihn ins Haus. Als
     Elena Loukis durch die Tür kommen sah, ließ sie vor Schreck das Glas fallen, das sie gerade abtrocknete, und Praxi blickte
     überrascht von ihrer Näharbeit auf. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und sie bat Loukis Platz zu nehmen, während sie
     ihrer Mutter half, sich zu sammeln.
    Nach einer schier endlosen Stunde voller steifer Nettigkeiten und klebrigem
baklava
verkündete Praxi ihrer Mutter, dass sie und Loukis nun einen Spaziergang machen würden.
    »Darf ich mitkommen?«, fragte Elpida, und als Praxi einwilligte, griff sich ihre Mutter an die Brust.
    »Hast du einen Herzinfarkt?«, erkundigte sich Praxi.
    »Würde das irgendetwas ändern?«, knurrte ihre Mutter.
    »Es würde die Sache vielleicht etwas hinauszögern.«
    »Ich habe keinen Herzinfarkt.«
    »Gut. Dann sehen wir uns später.«
    Erlöst von Elenas theatralischem Getue schlenderten die drei in Richtung Meer. Vor ein paar Jahren wären Loukis und Praxi
     zur Burg St. Hilarion gelaufen, doch türkische Truppen machten das heute unmöglich.
    Elpida hüpfte die ganze Zeit aufgeregt um die Erwachsenen herum, bis das Mittelmeer sie schließlich magisch anzog und sie
     vorauslief. Loukis und Praxi setzten sich auf ein Stückchen Wiese und sahen dem Kind dabei zu, wie es Kieselsteine in seinem
     Rock sammelte. Gespräche, die bereits vor langer Zeit hätten geführt werden sollen, lagen drückend in der Luft, und schließlich
     war es Loukis, der das Schweigen brach.
    »Ist sie meine Tochter?«
    »Ja, das ist sie«, erwiderte Praxi.
    »Gut«, sagte er sanft.
    Mit einer winzigkleinen Bewegung legte er seine Hand über Praxis Finger, und zusammen sahen sie ihrer Tochter dabei zu, wie
     sie in der Sonne Steine sammelte.

14
    Die beiden redeten jetzt schon seit über einer Stunde miteinander – steckten die Köpfe zusammen, als wären sie die dicksten
     Freunde –, und als der Mann Victor beruhigend die Hand auf den Arm legte, wurde Yiannis ganz übel. Er konnte die Wünsche seiner
     Gäste kaum

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