Schattenturm
Von wem redest du?«
»Von Marcy Winbaum, der Bezirksstaatsanwältin. Sie hat früher unter Parnum gearbeitet und später die Universität besucht. Jetzt hat sie angeordnet, den Fall neu aufzurollen, weil jemand neue Informationen vorbringen will. Niemand hat es Dorothy Parnum bisher gesagt, aber es sieht so aus, als hätte ihr Gatte ziemlich tief im Dreck gesessen. Marcy Winbaum lässt sich nicht in die Karten gucken. Doch es kursiert das Gerücht, dass sie vorhat, einen Killer zur Strecke zu bringen.«
Anna hatte beobachtet, dass Duke Rawlins das ganze Haus abgesucht und schließlich aus einer feuchten, schmutzigen Ecke den Sack gezogen hatte, der jetzt über Annas Kopf gestülpt war. Bei jedem Atemzug atmete sie den ekelhaften Geruch von nassen Katzen und ranziger Milch ein. Sie musste den ganzen Tag würgen – hilflos zusammengerollt auf dem Boden des Vans. Jetzt war sie wieder im Freien und spürte vage die frische Luft, die durch den Gestank in ihre Lungen drang.
»Okay«, flüsterte Duke und riss an ihrem Arm. Anna hielt den Atem an. Sie hörte schwere Schritte.
»Sheba«, zischte Duke. »Sheba, komm her …«
Siobhàn Fallon wirbelte herum. Mit gekränkter Miene ging sie langsam auf Duke zu, der nun Annas Fuß- und Handgelenke fesselte.
»Bitte hör auf, mich Sheba zu nennen«, sagte Siobhàn. »So schwer ist mein Name doch nicht auszusprechen. Shivawn. Ganz einfach.«
»Halts Maul, Sheba.« Sein Lächeln erstarrte.
»Warum bist du … Was habe ich getan?« Sie streckte den Arm aus, um seine Wange zu streicheln. Er packte ihre Hand und umklammerte brutal ihr Handgelenk.
»Ja, du hast gute Arbeit geleistet«, sagte er. »Wirklich. Ich denke an deine beste Burger-Bestellung mit Fritten und einem Milchshake, einer Portion Mayo, einer Gewürzgurke und einer extra Portion Barbecuesauce, alles in dein kleines Bestellbuch geschrieben, fehlerlos, zehn Punkte.«
Siobhàn lächelte nervös. Ihr Pulsschlag erhöhte sich unter dem Druck der Umklammerung. Sie versuchte, den Arm wegzuziehen. Duke trat näher an sie heran.
»Zieh den Pullover aus«, sagte er.
»Aber … warum?«, fragte sie stockend.
»Weil ich das hier habe.«
Er ließ sie los, zog eine gebogene Klinge aus der Gesäßtasche und hielt sie ihr vors Gesicht. Siobhàn erstarrte. Dann zog sie langsam einen Arm aus dem rechten Ärmel und presste den Ellbogen fest an ihren Körper. Anschließend folgte der linke Arm, bis der Pullover an ihrem Hals hing. Die Ärmel fielen auf ihre Brust und bedeckten notdürftig ihren ausgewaschenen, grauen Baumwoll-BH. Eine Gänsehaut überzog ihren blassen Körper, und sie begann zu zittern, dass die Speckrollen an ihren Hüften bebten.
Duke beugte sich zu Anna hinunter. Er knotete das Seil auf, das er ihr um den Hals geschlungen hatte, und zog ihr die Kapuze vom Kopf. Anna wandte sich ab. Duke packte ihr Kinn, drehte ihren Kopf in seine Richtung und zwang sie, ihn anzusehen.
»Das willst du bestimmt nicht verpassen«, sagte er, schob sich das Messer in den Mund und biss auf den Griff, damit er die Hände frei hatte.
»Jetzt wollen wir mal sehen, ob ich mich noch erinnere.« Duke hob die Arme und hakte Siobhàns BH auf. Ihre vollen, schlaffen Brüste fielen herab. Ein Ausdruck von Abscheu huschte über Dukes Gesicht. Plötzlich schlug Siobhàn gegen den Griff des Messers, sodass die Klinge in Dukes Mundwinkel drang. Sie drehte sich herum und rannte davon, doch Duke holte sie nach wenigen Schritten ein, stieß sie zu Boden, drehte sie auf den Rücken und presste ihre Arme über ihrem Kopf auf die Erde.
»Du dämliche Schlampe«, zischte er und spuckte neben ihr ins Gras. Dann beugte er sich tief über ihr Gesicht. Blut tropfte aus seiner Wunde auf ihre Lippen und vermischte sich mit den Tränen, die über ihre Wangen liefen.
»Steh auf und zieh die Hose aus!«
»Lassen Sie sie gehen«, sagte Anna. »Lassen Sie das Mädchen gehen, bitte …«
Duke schlug Anna so brutal ins Gesicht, dass sie abrupt verstummte. Dann drehte er sich wieder zu Siobhàn um. »Zieh dich nackt aus. Du hast gesehen, wie scharf das Messer ist.« Er lächelte und strich mit der Hand über seine blutende Wunde.
Siobhàn zog sich aus und versuchte verzweifelt, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Anna lag zitternd da. Als sie sah, was Duke aus der Tasche zog, wusste sie, dass das Mädchen sterben würde.
»Steh auf. Aber dreh dich ja nicht um!«, befahl Duke. Doch als Siobhàn sich erhob, warf sie instinktiv einen Blick über die
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