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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Badezimmer. Joe stieg über den Kleiderhaufen auf dem Fußboden hinweg.
    »Pass auf«, rief Anna, die unter der Dusche stand. »Alles vergiftet.«
    Joe lächelte.
    »Das ist mein Ernst. Ich habe heute den ganzen Tag geschuftet. Ein paar Arbeiter sind nicht erschienen, und Mark war auch nicht da. So langsam werde ich nervös.«
    Joe verzog das Gesicht. Er öffnete den Spiegelschrank und durchsuchte ihn.
    »Na ja, würdest du zur Arbeit gehen, wenn an der Arbeitsstelle jemand in einem Mordfall verhört worden wäre?«, sagte Anna. Joe suchte weiter und hob einen Finger, um Anna zu bedeuten, dass er kaum sprechen konnte. Anna seufzte.
    »Aber Shaun ist freiwillig auf die Wache gegangen«, brachte Joe mühsam hervor. »Das war kein Verhör.«
    »Das sehen die Leute hier anders. Ich glaube, hier vollzieht sich eine seltsame Wandlung. Die Leute gehen uns aus dem Weg, weil du dich in die Ermittlungen einmischst und weil Shaun verhört wurde.«
    »Sei nicht albern, Liebling.«
    »Na ja, wenigstens Mark war so fair, eine Vertretung zu schicken, aber dieser Bursche … Gary hieß er … schien keine Ahnung zu haben. Ich habe ihn weggeschickt. Da warte ich lieber, bis Mark wieder Zeit hat. Du weißt ja, wie gut er sich hier auskennt und was er leistet.«
    »Mark kommt bestimmt bald wieder, und die anderen auch.«
    »Hoffentlich. Ich könnte eine Verschnaufpause gebrauchen«, sagte Anna. »Ich bin erschöpft.« Sie drehte das Wasser ab.
    Joe reichte ihr den Bademantel. Anna sah, dass er zusammenzuckte, als er den Kopf drehte.
    »Ich habe dir zwei Kompressen für deinen Kiefer besorgt. Sie liegen da im heißen Wasser.« Sie zeigte aufs Waschbecken und die runden Gegenstände, die darin schwammen. Joe betrachtete die mit Gel gefüllten Kompressen, nahm sie aus dem Wasser, trocknete sie ab und legte sie sich auf die Wangen.
    »Hm. Warm.«
    Plötzlich hörten sie ein lautes Klopfen an der Haustür und wechselten einen fragenden Blick. Joe schaute auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. Er warf die Kompressen zurück ins Waschbecken und stieg die Treppe zur Eingangshalle hinunter, wobei er einen Arm nach hinten streckte, damit Anna, die ihm folgte, in seinem Rücken blieb.
    Er stutzte, als er durch die Glasscheibe schaute; dann öffnete er die Tür.
    »Was ist mit eurer Familie los?«, rief Martha hysterisch. »Was ist mit euch allen los?« Ihre Augen waren dunkel und lagen in tiefen Höhlen. Ihr Haar war zu einem dünnen Pferdeschwanz zusammengebunden. Innerhalb eines Monats hatte sie dreißig Pfund abgenommen.
    Ihr Blick huschte zwischen Joe und Anna hin und her. »Euer Sohn kommt hierher und verführt meine Tochter, obwohl ich Katie tausend Mal gesagt habe, vor der Ehe nicht mit einem Mann ins Bett zu steigen. Und dann lügt er die Polizisten an. Was hat er ihr angetan?«
    Anna war erschüttert über den Anblick der verzweifelten Frau.
    »Martha …« Joe hatte das Gefühl, sein Kiefer würde zerspringen.
    »Du bist ein Mörder!«, schrie sie. »Wie kannst du es wagen, dich in die Ermittlungen einzumischen? Du hast jemanden erschossen, habe ich gehört. Und ich habe dich um Hilfe gebeten! Ausgerechnet dich! Ich muss verrückt gewesen sein! Und du hast sogar den Sarg getragen!« Sie hob die Hand, ließ sie wieder sinken und ballte sie vor der Brust zur Faust. »Wenn ich herausfinde, dass euer Sohn … Ich schwöre bei Gott, dann …«
    Sie verstummte. Anna und Joe blickten sie betroffen an.
    »Habt ihr denn gar nichts zu sagen?«, rief Martha.
    Anna ergriff das Wort. »Shaun hat Katie geliebt, Martha. Er hätte ihr nie etwas angetan, das weißt du doch.«
    »Ich weiß überhaupt nichts!«, schrie sie. »Gar nichts! Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Warum hat er sie allein nach Hause gehen lassen und …«
    Sie verstummte, als Shaun mit kreidebleichem Gesicht im Eingangsflur erschien.
    »Ich weiß es auch nicht, Mrs Lawson«, sagte er leise.
    »Martha, es tut uns allen schrecklich Leid«, sagte Anna. »Aber keiner von uns weiß, was passiert ist.«
    »Jemand muss es wissen!«, rief Martha und wandte sich Shaun zu. »Was hast du der Polizei alles verschwiegen?«
    Shaun schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. »Nichts! Ich habe denen alles gesagt!«
    »Lügen, nichts als Lügen! Zur Hölle mit euch!«, zischte Martha, drehte sich um und ging mit unsicheren Schritten den Pfad hinunter.
    Shaun stürmte in sein Zimmer.
    Joe schüttelte den Kopf. »Mein Gott«, sagte er zu Anna. »Das alles kann nur ein Albtraum

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