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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Rawlins über Interpol überprüfen lassen. Aber du weißt, wie langsam die Mühlen der Bürokratie bei uns mahlen. Darum würde es mich nicht wundern, wenn deine Freunde in den USA eher etwas über den Typen herausbekommen.«
    »Schon möglich. Trotzdem danke, Frank.« Joe hielt kurz inne. »Ihr habt eine neue Spur, nicht wahr? Darum ist die Wasserschutzpolizei am Hafen, oder? Was haben sie gefunden?«
    »Du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann.«
    »Hat es für Shaun irgendeine Bedeutung?«
    »Ich glaube, es ist wichtiger, was es für Katie bedeutet.«
    Frank warf noch einen Blick auf die Mail, bevor er losfuhr. Er beschloss, heute Abend auf dem Weg nach Hause einen Umweg zu machen.
    Anna füllte zwei Eimer mit heißem Wasser und gab flüssige Seife hinein. Anschließend setzte sie einen grauen Filzhut auf und streifte ein Paar Gartenhandschuhe über. Shaun saß am Fenster.
    »Willst du mir helfen?«, fragte Anna.
    »Nee, keinen Bock.«
    Sie seufzte. »War auch nur eine Frage.«
    Anna klemmte sich ein paar Lappen unter den Arm und verschwand durch den Hinterausgang. Es war 11.30 Uhr, doch der Himmel war so stark bewölkt, dass es an diesem Tag nicht richtig hell wurde. Anna ging mit den Eimern über den Rasen zum Leuchtturm, schloss die Tür auf, stieg hinauf in den Laternenraum und wusch die Linsen. Zwanzig Minuten später betrat sie die Werkstatt und besorgte sich zusätzliche Eimer und Lappen. Anschließend kehrte sie ins Haus zurück.
    »Tut mir Leid, aber dir bleibt nichts anderes übrig, als mir zur Hand zu gehen«, sagte sie zu Shaun. »Ich kann nicht den ganzen Tag die Treppe rauf und runter laufen. Du musst mir ein paar Eimer Wasser in den Laternenraum tragen.«
    Shaun starrte sie böse an. »Das glaub ich einfach nicht. Dir fällt nichts anderes ein, als mich zu bitten, diese blöden Wassereimer zu schleppen? Ich hab alles verloren, sogar meinen Scheißjob, und dann soll ich …«
    »… ein paar Eimer tragen, Shaun. Das ist doch kein Drama. Es dauert vielleicht eine halbe Stunde. Ich mach es wieder gut.«
    »Du hörst dich so kalt an«, sagte er, doch dann sah er in ihren Augen das Mitgefühl, auf das er gehofft hatte.
    Nach der Arbeit ging Shaun in sein Zimmer und legte sich aufs Bett. Er nahm die Fernbedienung in die Hand und schaltete die Nachrichten ein.
    »›Aufgrund neuer Erkenntnisse im Mordfall Katie Lawson wurden Taucher nach Mountcannon, Bezirk Waterford entsandt …‹« Der Hafen wurde eingeblendet. Eine Reporterin in einem beigefarbenen Mantel und mit einem rot karierten Schal um den Hals sprach ins Mikrofon. Shaun sprang auf, nahm seine Jacke und verließ das Haus. Nachdem Anna vier Stunden lang die Linsen von innen und außen abgewaschen hatte, schrubbte sie den Boden, bis ihr die Schultern und der Rücken schmerzten. Außerdem knurrte ihr Magen. Sie beschloss, ins Haus zurückzukehren und einen Happen zu essen. Shaun hatte ihr ein Sandwich und eine Flasche Cola auf den Küchentisch gestellt und einen Zettel daneben gelegt: Bin unterwegs.
    Anna schob den Zettel zur Seite. Sie nahm sich nicht viel Zeit fürs Essen. Als sie fertig war, rollte sie das Oberteil ihres Overalls bis zur Taille hinunter und knotete die Arme zusammen, zog sich ein blaues Sweatshirt über ihr T-Shirt und machte sich wieder auf den Weg zum Leuchtturm.
    »Verzeihen Sie … Mrs Lucchesi?«
    Anna drehte sich erschrocken um und sah sich einem lächelnden Mann gegenüber.
    »Ja?«, fragte sie misstrauisch.
    »Guten Tag. Ich bin Gary. Mark vom Rasenservice schafft es heute und morgen nicht. Manchmal springe ich für ihn ein.«
    »Oh«, sagte Anna verwundert. »Davon hat Mark gar nichts gesagt.«
    Der Mann schaute auf einen Blumentopf, den er in der Hand hielt. »Nun, ich habe ein paar Sachen mitgebracht, die ich gern abladen würde.«
    »Was für Sachen?«
    »Das …« Er schaute auf das Label. »Das Hosta.«
    Anna musterte ihn. »Gut. Da hinten am Leuchtturm können Sie alles abstellen. Neben dem Eingang. Sind Sie sicher, dass Mark deshalb nicht gekommen ist, weil er etwas erledigen musste? Ist das der einzige Grund?«
    Gary blieb stehen. »Ja, sicher«, sagte er.
    Anna warf dem Mann einen Blick hinterher, kehrte dann ins Haus zurück und wählte Marks Nummer. Er hatte eine Rufumleitung geschaltet. Als Shaun am Hafen eintraf, sah er auf Anhieb das Aufnahmeteam des Fernsehsenders und die Reporterin. Neugierige standen in kleinen Gruppen zusammen und verfolgten das Geschehen. Shaun hielt sich ein Stück abseits,

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