Schattenturm
wollte, hörte er draußen ein Knirschen.
Er verharrte.
»Rachel, Liebling?«, hörte er eine Stimme. »Bist du da?«
Duke sah auf sie hinunter. »Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
Ihre Augen flehten um Gnade.
Duke griff nach einem Hocker.
Donnie schaltete den Fernseher ein und sah die letzten Minuten des Berichts.
»›… stehen offenbar nicht in Verbindung mit den anderen Verbrechen, die am helllichten Tag verübt wurden‹«, sagte ein Nachrichtensprecher.
Während Donnie beobachtete, wie eine Leiche, mit einem schwarzen Tuch bedeckt, aus einer Kneipe getragen wurde, hörte er jemanden an die Tür hämmern.
»Donnie, mach auf. Es tut mir Leid, verdammt. Donnie!«
Duke schlug gegen die Tür, bis er hörte, dass der Riegel zur Seite geschoben wurde. Donnie öffnete.
»Mann Gottes«, stieß er hervor.
Duke war von oben bis unten mit Blut bespritzt, sein T-Shirt blutdurchtränkt, sein Hosenschlitz geöffnet. Er atmete schwer und taumelte in die Küche. Donnie nahm einen Lappen vom Spülstein und wischte die Blutflecken von der Tür.
»Warum bist du nicht wie sonst zur Bucht gegangen?«, fragte Donnie.
»Ich hab den Kopf verloren«, sagte Duke keuchend. »Da ist jemand aufgetaucht. Ich hätte sie fast am Leben gelassen.«
»Das Mädchen im Fernsehen?«
»War es schon in der Glotze? Verdammter Mist!«
»Und wenn Geoff hier gewesen wäre?«
»Ich hab seinen Wagen vor der Amazon-Bar gesehen«, sagte Duke.
»Also bin ich doch noch zu was zu gebrauchen«, rief Donnie, als Duke ins Bad lief.
»Ja, Donnie. Ich hab das versaut. Ich war verrückt. Ich hätte das nicht alleine machen sollen. Ich hab Blödsinn geredet.«
23.
»Kommen wir nun zu den neuesten Informationen im Fall Katie Lawson«, sagte O’Connor, der im Besprechungszimmer auf seinem gewohnten Platz stand. »Wie Sie bereits wissen, liegen neue Ergebnisse aus dem Labor vor. In Katie Lawsons Schädel wurden Splitter eines Schneckengehäuses gefunden. Das bedeutet, dass Katie nicht im Wald ermordet, sondern dorthin gebracht wurde. Wir konzentrieren uns auf den Mariner’s Strand, wo wir auch andere Exemplare dieser Schneckenart gefunden haben. Die Wasserschutzpolizei hat das Gebiet gestern gemeinsam mit der Hafenpolizei abgesucht und einen von Katies pinkfarbenen Turnschuhen gefunden, der zurzeit auf Fingerabdrücke untersucht wird. Wir gehen davon aus, dass Katie in der Mordnacht den Friedhof in der Church Road aufgesucht und eine weiße Rose auf das Grab ihres Vaters gelegt hat. Es könnte sein, dass sie dann die Straße überquert und zum Mariner’s Strand gegangen ist, wo sie überfallen wurde, nachdem sie vom Täter dorthin gelockt worden war. Ob die Tat im Affekt verübt wurde oder ob der Täter das Opfer vorher beobachtet hat, wissen wir nicht. Wir wissen jedoch, dass die letzte Telefonnummer, die Katie auf ihrem Handy gewählt hat, die von Frank Deegan war. Eine Verbindung kam allerdings nicht zustande.« Er sah zu Frank hinüber, der beipflichtend nickte, und fuhr fort: »Vielleicht wusste Katie, dass sie in Gefahr schwebte, oder sie wollte ein anderes Verbrechen melden. Es ist jedenfalls eine interessante Feststellung, dass sie Frank und nicht den Notruf verständigen wollte.« Er ließ den Blick in die Runde schweifen. »Da Katies Leichnam erst drei Wochen nach der Tat gefunden wurde, rechnen wir nicht damit, dass unsere Suche am Mariner’s Strand neue Erkenntnisse liefert. Der Widerspruch zwischen Mae Millers Aussage bezüglich des Weges, den Katie in der Mordnacht genommen haben soll, und unseren dahingehenden Ermittlungsergebnissen verdient besonderes Augenmerk. Und was die Frage angeht, warum der Leichnam im Wald abgelegt wurde, gibt es eine ganze Reihe möglicher Erklärungen – beispielsweise die Abgeschiedenheit, die Vertrautheit des Mörders mit der Gegend, praktische Gründe oder ein tieferer Sinn, den wir bisher nicht kennen. Im Unterschied zu den Wohngebieten liegen das Haus der Lucchesis und die Obstplantage der Millers nicht weit vom Fundort der Leiche im Wald entfernt. Den betreffenden Personen müssen wir besondere Aufmerksamkeit widmen.«
Aus den Boxen dröhnte laute Musik, ein blecherner Rhythmus, der den hämmernden Bass übertönte. Duke hob den Blick zur Friseuse. Sie trug eine Hüfthose, die so eng an ihrem fülligen Körper saß, dass eine Speckrolle ihres gepiercten Bauchs über den Hosenbund hing. Ihr schwarzes, glitzerndes Top war kurz und trägerlos. Es wurde nur durch ein Nackenbändchen gehalten und
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