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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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halten. Jetzt hatte ich die beiden anderen Mörder im Rücken. Die legten es jedoch nicht darauf an, mir ihre Klingen in selbigen zu bohren, sondern wollten sich vorerst am Kampf ergötzen.
    Yargee ging wieder zum Angriff über, beschrieb mit seinem langen Messer Achten vor sich und nahm mir damit jede Möglichkeit, an ihn heranzukommen. Wir kreisten um die Lampe, die auf dem Boden stand, und warteten darauf, dass der andere einen unverzeihlichen – will heißen: tödlichen – Fehler machte. Ein paar Mal kreuzten sich unsere Klingen, um sodann erneut zu ihren Finten anzusetzen, die den einen langsam, aber sicher zum Sieg bringen würden. Und den anderen ins Grab. Stille. Nur die Luft stöhnte missbilligend unter unseren Klingen, und die Schatten, durch das Feuer der Lampe vervielfacht, tanzten über die Regale. Ich geriet ordentlich ins Schwitzen, denn der verfluchte Soldat führte sein Messer in der Art der Tiefländer. Das ist eine Technik, bei der die Klinge nach unten weist. Das war einerseits schlecht für mich, denn damit konnte dieser Kerl fast unmerklich den Winkel eines Stichs oder Hiebs ändern. Andererseits war es gut, denn diese Technik war für einen Kampf in Rüstung gedacht, konnte jedoch für all diejenigen, die statt eines Kettenhemdes und eines Panzerhandschuhs nur ein Hemd trugen, verhängnisvoll sein.
    Wusch! Yargee zielte auf mein Gesicht, drehte aber in allerletzter Sekunde in Richtung Schulter ab. Ich duckte mich blitzschnell weg. Die Klinge riss mir nur das Hemd am Oberarm auf und schlitzte die Haut ein wenig an. Nach meinem Wegducken fand ich mich jedoch unversehens neben Yargee wieder, der noch in der Bewegung der fehlgeschlagenen Attacke begriffen war. Das wusste ich auszunutzen, indem ich ihm, die Klinge in meiner Rechten kurzzeitig vergessend, mit aller Wucht meine Faust gegens Ohr rammte. Der Soldat schrie auf, sprang weg, und erst da fiel mir meine Waffe wieder ein. Obwohl ich Yargee nichts Ernsthaftes mehr anhaben konnte, stellte seine ungeschützte Linke ein verlockendes Ziel dar. Und ich wäre ein ausgemachter Idiot gewesen, wenn ich mir diese Gelegenheit hätte entgehen lassen. Schnell ausgeholt – und Yargee heulte vor Schmerz.
    Das gefiel mir! Die Blutstropfen, die aus seinem Arm zu Boden fielen, waren jedoch bloß ein leichter Regen nach der langen Dürre. Das Gekreise fing wieder an, und schon suchte jeder die Schwachstelle in der Verteidigung des anderen.
    Aber warum wollte ich eigentlich unbedingt den Bauch oder Hals meines Feindes treffen? Ich könnte ihm doch auch einfach noch ein paar Wunden an den Armen zufügen und darauf warten, dass mein Opfer durch den Blutverlust ermattete, bis ich es mühelos in die – den Priestern zufolge – gesegnete Welt schicken konnte.
    Nur blieb mir dazu keine Zeit.
    »Welcher Idiot hat Yargee bloß beigebracht, mit einem Messer umzugehen?«, klangen die Worte Flieges an mein Ohr. »Dieser Dieb besiegt ihn noch!«
    Yargees Arm hing kraftlos hinunter, blutüberströmt. Trotzdem ging er wütend zum Angriff über, fuchtelte mit seiner Klinge, um mich mit einer Finte zu täuschen. Ich wirbelte herum, um das Stelldichein mit dem Tod vorerst zu verschieben. Einen Schnitt auf der Brust trug ich jedoch davon, während Yargee einen saftigen Tritt gegen das Bein erhielt.
    »Bereiten wir diesem Trauerspiel ein Ende und sehen zu, dass wir wegkommen!« Flieges Geduld war erschöpft – und das hieß, ich würde mich schon bald mit drei Gegnern gleichzeitig auseinandersetzen müssen.
    Genauer gesagt: Ich würde mich mit niemandem mehr auseinandersetzen müssen, sondern schlicht und ergreifend sterben. Folglich sollte ich die Ereignisse in eine andere Bahn lenken, sonst würde ich womöglich noch Bolzen Gesellschaft leisten.
    »Die Doralisser haben euch gestern Nacht ja ordentlich eingeheizt, Yargee!«
    »Woher weißt du das?« In seiner Verblüffung vergaß er sogar, mich weiter mit dem Messer zu attackieren, und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    »Das hat mir der Unaussprechliche geflüstert!«, sagte ich und trieb Yargee meine Klinge eine Elle tief in den Bauch.
    Wenigstens einer der drei war weg vom Fenster!
    »Hä?« Yargee unternahm nicht einmal den Versuch, sich zu rächen.
    Hinter mir fluchte Liebling wütend.
    »Du hast mich umgebracht, du Hundesohn!«, krächzte Yargee, ließ sein Messer fallen und umfasste mit der freien Hand meine Waffe in seinem Bauch.
    Als Yargee mit dem Gesicht zu Boden fiel, musste ich die Klinge loslassen, sonst

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