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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hätte er mich mitgerissen. Damit stand ich allerdings ohne mein entscheidendes Argument da. Was den anderen nicht verborgen blieb.
    In wortloser Einigkeit stürzten sie sich auf mich. Ich versuchte, Abstand zwischen uns zu bringen, und tastete in meiner Gürteltasche nach einem Fläschchen. Beides war von Erfolg gekrönt. Ich warf eine bauchige Flasche von giftgelber Farbe auf Fliege, der jedoch seinen Kopf einzog, worauf das verdammte magische Glas am Fuß eines riesigen Bücherregals hinter ihm zerschellte. Nun löste sich dieser anstelle von Flieges Kopf in Luft auf.
    »Jetzt reicht’s, Garrett! Ich mach dich kalt!« Liebling dürstete nach Blut.
    Unterdessen kippte das Regal, seines Fußes verlustig, langsam auf die ahnungslosen Mörder. Es fehlte nicht viel – und beide wären unter seinem Gewicht begraben worden. Das Gepolter der aus den Fächern rutschenden Bücher ließ sie jedoch aufmerken. Fliege sprang zur Seite, rollte sich über die Schulter ab und rettete sich aus der Gefahrenzone. Liebling dagegen drehte sich um, sperrte erstaunt den Mund auf und geriet sogleich in einen Regen des papierenen Wissens, bis ihn schließlich das beinlose Regal erreichte und unter sich zerquetschte.
    Ich meinte, ein schmatzendes Geräusch zu hören, als der glücklose Mörder in einen Fladen verwandelt wurde. Blieb noch Fliege, allerdings der Gefährlichste von den Dreien.
    Ich sah mich um, konnte den Mörder aber nirgendwo entdecken, da er sich in der Dunkelheit verborgen hielt. Ich musste zurück zu der Lampe, die noch auf dem Boden stand, neben Yargees Körper. Von dem Anblick angewidert, drehte ich Yargee um und zog die Klinge aus seinem Leib. Das Blut wischte ich an dem sauberen Ärmel seines grauen Hemdes ab. Mit dem Messer in der einen, der Lampe in der anderen Hand bewegte ich mich langsam, auf jedes Geräusch lauschend, zum Ausgang zurück. Eine Begegnung mit Fliege war nun wahrlich nicht das, was ich mir als Abschluss dieser Nacht wünschte.
    Als ich wieder bei Bolzen ankam, stellte ich die Lampe auf den Tisch zurück, weiter schaffte ich es jetzt auch ohne sie. Außerdem brauchte ich eine freie Hand, und da hieß es wählen: entweder Licht oder die Möglichkeit, schneller vorwärtszukommen.
    Ein Rascheln linker Hand. Ich riss den Kopf herum, sah aber nichts außer Büchern.
    Was bin ich nur für ein Stumpfhirn!, schoss es mir durch den Kopf. Da laufe ich mit einer Klinge rum, obwohl ich auf dem Rücken eine Armbrust trage!
    Rasch griff ich sie mir, lud sie, legte den Hebel um und brachte damit beide Bolzen in Schussposition. Zu meiner eigenen Beruhigung steckte ich mir noch einen Bolzen zwischen die Zähne, damit ich, sollten die ersten beiden nicht treffen, rasch nachladen konnte. Auf diese Weise buchstäblich bis zu den Zähnen bewaffnet, trat ich meinen Rückzug aus der Bibliothek an.
    Hinter jedem Regal, hinter jedem Buch, in jedem Schatten vermeinte ich Fliege zu entdecken. Aber nein, er war nirgends. Alles blieb still und ruhig, wie auf einem Friedhof bei Nacht. Ich achtete darauf, nicht Hals über Kopf davonzurennen, denn dann hätte ich die Kontrolle über die Lage verloren und mich verletzbar gemacht.
    Irgendwann hatten die vermaledeiten Bücherregale ein Ende, und vor mir lag eine Tür, die in einen halbdunklen Gang führte. Ich blieb stehen und überlegte, wie ich den schmalen Gang am besten hinter mich brachte. In ihm einen Kampf mit einem Wilden Herz auszutragen, das ein Messer besaß, war keine sonderlich verlockende Aussicht.
    In dem Augenblick verriet Fliege der Schatten, den die Lampen an den Wänden warfen. Obwohl er nur fahl und schwach war, entdeckte ich Flieges reglose Silhouette. Er mochte ein guter Kämpfer sein, aber sich in Gebäuden verstecken, das konnte er nicht. Der verfluchte Mörder schlich hinter mir zwischen den Regalen herum, kletterte schließlich auf eines und wollte offenbar von oben über mich herfallen. Aber da hatte er sich verrechnet!
    Ich wirbelte herum und hob die Armbrust, während er im gleichen Moment auf mich sprang, wobei er mit dem Messer nach meinem Kopf zielte. Was dann geschah, wirkte, als habe ein Magier des Ordens den Lauf der Zeit verlangsamt.
    Die Sehne flirrte. Der Bolzen verfehlte Fliege knapp und schlug in einen der dicken Folianten ein, die im oberen Fach standen.
    Ein zweites Flirren – und der Tod, den meine Waffe brachte, streifte die Hand mit dem Messer und traf abermals ein Buch. In seinem Schmerz öffnete Fliege die Hand und ließ das Messer

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