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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Bekanntschaft geschlossen hatte, brannte gotterbärmlich, als halte jemand einen glühenden Schürhaken daran.
    »Baron Lonton? Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr mich Euer Erscheinen freut«, krächzte ich aufrichtig.
    Meine Kehle schmerzte, mein Hals erinnerte sich noch an Flieges Finger.
    »Ich kann’s mir durchaus vorstellen«, blaffte einer der Soldaten.
    »Garrett, du Hundesohn, was zum Dunkel tust du hier?«, brüllte Frago, der meine gebeutelte Person mit verärgertem Blick musterte. Offenbar hatte ich ihm für die gesamte nächste Woche die Laune verdorben. »Was, wenn wir nicht aufgetaucht wären?«
    »Dann wäre die Geschichte sehr traurig ausgegangen«, brummte ich.
    Ich hasse es, angebrüllt zu werden.
    »Nicht nur für dich!«, schrie Frago. »Der König hätte mich einen Kopf kürzer gemacht!«
    »Woher wusstet Ihr, dass ich hier bin?«, fragte ich.
    »Das haben wir ja gar nicht gewusst«, erwiderte der Baron schon ruhiger. Er setzte sich auf einen der Hocker, die man sich holen konnte, wenn man an die Bücher in den oberen Fächern wollte.
    Mir schlug natürlich niemand vor, mich zu setzen, aber in meinem Zustand scherte ich mich nicht um die höfische Etikette, weshalb ich mir einen zweiten Hocker heranzog. Von den Soldaten waren nur der Knoblauchmensch und der Soldat, der mir ebenfalls hochgeholfen hatte, geblieben. Die anderen hatten sich Lampen geschnappt und durchkämmten nun die Bibliothek, für den Fall, dass sich noch jemand in der Dunkelheit verbarg. Eine Mühe, die sie sich meiner Ansicht nach hätten sparen können.
    »Wir haben es nicht gewusst«, sagte der Baron noch einmal und warf einen Blick auf den Knoblauchliebhaber. »Jig, sieh dich mal ein bisschen um.«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord.« Jig und der andere Soldat entschwanden in den Tiefen der Bibliothek.
    »Wir waren hinter dem da her.« Der Baron zeigte angewidert auf Flieges Leiche. »Schon seit einer ganzen Weile. Er ist ein Wildes Herz. Ein Deserteur und Verräter. Auch die Wilden Herzen suchen ihn, aber das Glück war eben auf unserer Seite. Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, dass sich der Kerl gerade in der Königlichen Bibliothek aufhält. Deshalb sind wir hier hergekommen. Und die Begegnung mit dir hat mich einigermaßen überrascht.«
    »Mich nicht minder.«
    Wenn Fliege ein Verräter war – und alle Deserteure der Wilden Herzen gelten als Verräter –, dann wunderte mich nicht, dass Frago selbst an der Jagd teilnahm. Im Grunde hatte der Kerl noch Glück gehabt. Wenn ihn die Wilden Herzen geschnappt hätten, wäre er nicht mit einem Pfeil in den Rücken davongekommen.
    »Ich wiederhole meine Frage. Was tust du hier, Garrett?«
    »Was ich hier tue? Ich bin hergekommen, um einen alten Freund zu besuchen.«
    »Und wo ist dein Freund?«
    »Er ist tot.«
    »Erzähl!«
    Daraufhin erzählte ich. Etwa die Hälfte ließ ich aber aus. Den Herrn und seine Diener erwähnte ich mit keinem Sterbenswörtchen, ebenso wenig die Tatsache, dass ich einige der Mörder schon vor der heutigen Nacht gesehen hatte.
    »Du hast Glück gehabt, Dieb«, schnaubte der Baron, nachdem er meine Geschichte gehört hatte.
    Mir entging nicht, dass ihm meine Anwesenheit noch immer unangenehm war. Sie machte ihn wahnsinnig. Wie eine Maus eine Katze wahnsinnig macht, die ihr ständig vor der Nase herumhuscht und dabei genau weiß, dass die Katze sie nicht fangen wird, weil ihr Besitzer sie beim geringsten Versuch kräftig am Schwanz zurückzieht.
    »Unglaubliches Glück sogar.« Inzwischen ging es mir etwas besser, und ich wollte nur von hier verschwinden.
    Schließlich würde ich von dem toten Bolzen nichts mehr erfahren, und Baron Frago, diesem liebenswerten und herzensguten Mann, misstraute ich noch immer. Man legt ja alte Gewohnheiten nicht binnen weniger Stunden ab.
    »Du willst los?«, fragte der Baron grinsend. »Ich möchte doch hoffen, dass du nicht vorhast, einen kleinen Spaziergang durch das Haus eines unschuldigen reichen Mannes zu machen?«
    »Unschuldige reiche Männer gibt es in unserer Welt nicht«, schnaubte ich und stand auf.
    Genau da kam Jig völlig aufgelöst angerannt. »Mylord, da ist noch einer von uns.«
    »Was?« Stirnrunzelnd erhob sich Frago vom Hocker.
    »Da ist noch ein Soldat der Stadtwache, Yargee heißt er, er ist in der Nachtschicht der sechsten Wache.«
    »In der Einheit von Justin?«
    »Ja. Die hat jetzt aber einen neuen Kommandanten. Justin ist doch bei Starks Marstall …«
    »Ich weiß, ich weiß. Daran brauchst

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