Schattenwanderer
versammelt.
Bleichling und Markun besprachen etwas. Bleichling fuchtelte unablässig mit den Armen, was Fettarsch jedoch völlig kalt ließ.
Verstehen konnte ich nichts, die Magie des Tons wirkte erst nach ein paar Minuten. Allerdings sollten die inzwischen vergangen sein …
»Warum so nervös, Rolio?«, erschallte Markuns Stimme plötzlich.
»Ich? Nervös?«, zischte der andere Kerl.
Es war in der Tat Bleichling. Seine Stimme war unverkennbar. Also hieß er Rolio.
»Die ganze Geschichte gefällt mir nicht.«
»Und was genau gefällt dir nicht?« Der Streit musste schon ein Weilchen andauern, und allmählich geriet Markun in Rage.
»Dieser Käufer. Woher weiß er, dass du das Pferd hast? Und woher hat er so viel Geld?«
»Was zerbrichst du dir den Kopf darüber? Ich glaube nicht, dass Gosmo es wagen würde, mich zu betrügen. Und dieser Käufer … das ist nicht unsere Sorge«, lachte Markun.
»Da hast du ein wahres Wort gesprochen«, brummte Bleichling und stand auf.
Jetzt konnte ich endlich seine Fratze erkennen. Ein paar Brandwunden und zahllose Kratzer ließen ihn wie einen Abgesandten der jenseitigen Welt aussehen. O nein, man bewahrt sich seine Schönheit nicht ungeschmälert, wenn man mit der Feuerkugel Rodericks Bekanntschaft schließt. Auch sein Oberarm war immer noch bandagiert, ein Andenken an Bolzen, möge er im Licht weilen.
»Denn das ist deine Sorge! Dir hat unser gemeinsamer Bekannter den Auftrag für das Pferd erteilt, nicht mir. Deshalb riskierst du deinen Kopf, wenn du den Stein jemand anderem verkaufst und unseren Auftraggeber übers Ohr haust.«
»Ich meine mich zu erinnern, dass unser gemeinsamer Bekannter dir den Auftrag erteilt hat, Garrett zu ermorden. Doch wie es den Anschein hat, läuft der Dieb immer noch gesund und munter herum, während du kaum besser als ein Untoter aussiehst. Ferner meine ich mich zu erinnern, dass meine besten Leute nicht zurückgekehrt sind, nachdem du sie mit zweifelhaften Befehlen ausgeschickt hast. Zwei sind in einer namenlosen Gasse verreckt, drei wurden von der Stadtwache in der Bibliothek erledigt, wobei ich mich frage, was zum Dunkel die Stadtwache überhaupt in der Bibliothek zu suchen hatte. Drei weitere Männer mit reicher Erfahrung sind im Verbotenen Viertel abgekratzt. Nachdem du sie losgeschickt hast! Noch dazu in meinem Namen! Mir persönlich ist an diesem Garrett genauso viel gelegen wie einem Ork an einer Flöte! Aber den Befehl, ihm das Licht auszublasen, hast du, nicht ich! Also tu das gefälligst!«
»Deine Leute hat der Diener des Herrn ins Verbotene Viertel geschickt, nicht ich!«, widersprach Bleichling.
»Damit kommst du nicht durch, Rolio.« In der feisten Fratze des Oberhaupts der Gilde stand offene Verachtung geschrieben: der Welt im Allgemeinen gegenüber und Bleichling im Besonderen. »Du bist derjenige gewesen, der mich in die Geschichte mit dem Herrn hineingezogen hat. Wenn ich gewusst hätte, wer dahintersteckt, hätte ich mich nie darauf eingelassen.«
»Sparen wir uns diese Spitzfindigkeiten, Markun. Du hast dem Herrn schon gedient, als ich mich noch nicht einmal in Awendum befand! Also laste mir bitte nicht alle Wasserleichen an! Ich habe dich nur daran erinnert, dass wir für unser Geld auch was leisten müssen!«, schnaubte Bleichling und nahm wieder Platz. »Und du und deine Jungs, ihr habt doch genug Gold eingestrichen.«
»Gold wird meinen Kopf nicht retten«, knurrte Markun.
»Deinen Kopf wird gar nichts mehr retten, wenn du das Pferd verkaufst!«, brüllte Bleichling außer sich.
Einige von Markuns Leutchen rissen sich nun von ihrem Bier los und sahen sich nach den beiden um: Was passierte da gerade am Tisch ihres Chefs?
»Ich habe nicht die Absicht, das Pferd zu verkaufen!«, fuhr Markun Bleichling an. »Wir streichen das Geld ein, und der Käufer landet unter den Piers! Hältst du mich wirklich für dermaßen beschränkt, dass ich das Pferd jemand anderem als dem Diener des Herrn geben würde? Kümmer dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten und schaff unser gemeinsames Problem aus der Welt!«
»Das werde ich tun«, antwortete Bleichling schon friedlicher. »Garrett sind wir bald los.«
»Das hast du mir vor fünf Tagen auch schon gesagt«, giftete Markun. »Allmählich beschleichen mich jedoch Zweifel an deinen Fähigkeiten.«
»Denk lieber daran, dich um das Pferd zu kümmern. Dieser Käufer kreuzt gleich auf!«
»Was gibt’s da groß zu kümmern?«, fragte Markun. »Das habe ich immer bei
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