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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mir.«
    Das Haupt der Gilde schnippte mit den Fingern, und einer seiner Handlanger stellte das Pferd der Schatten vor ihm auf den Tisch.
    Ich habe ja schon immer gesagt, dass die Doralisser ein recht seltsames Völkchen sind. Nur sie sind imstande, etwas, das eher an den Phallos eines alten heidnischen Gottes erinnert, ausgerechnet Pferd der Schatten zu nennen. Wenn das ein Pferd ist, dann bin ich der Herrscher im Imperium jenseits des Sees.
    »He, Gosmo!«, schrie Markun durch den ganzen Saal. »Wo bleibt dein Käuf…«
    Er schaffte es nicht mehr, seinen Satz zu beenden. Denn nun überschlugen sich die Ereignisse.
    Wild blökend stürmten rund fünfzig Doralisser durch beide Eingänge herein. Ihr Anführer war, soweit ich es sah, mein alter Freund Glok. Die Böcke waren in Stinklaune und, wie die Keulen in ihren Händen nahelegten, fest entschlossen, kurzen Prozess zu machen.
    Diesmal überraschten mich die Doralisser. Ein Dutzend Böcke war nämlich auf die Idee gekommen, sich mit Armbrüsten zu bewaffnen – was ihnen in ihrer Dummheit freilich beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Statt erst zu feuern und sich dann in den Kampf zu stürzen, machten sie es gerade umgekehrt. Diejenigen, die keine Armbrüste trugen, drängelten sich törichterweise vor und ließen ihre schießenden Brüder hinter sich. Selbige zeichneten sich ebenfalls nicht gerade durch ihre Geduld aus und schossen bedenkenlos drauflos. Von dem Dutzend Bolzen schlugen drei in die Wand ein, sechs in die Rücken der angreifenden Böcke und nur ein einziger traf – anscheinend rein zufällig – den Oberarm von Markuns Handlanger, der ihm das Pferd gebracht hatte.
    Die Doralisser wussten ihre Vorteile einfach nie zu nutzen. Nachdem sie sechs Artgenossen ausgeschaltet hatten, erstarrten die Böcke ungläubig und versuchten sich darüber klar zu werden, wie sie das geschafft hatten. Markuns Jungs, die sich unversehens in einem Ziegenstall wiederfanden, sprangen auf, rissen Stühle um und griffen ihrerseits zu den Waffen. Die Doralisser machten unterdessen ihrem Ruf alle Ehre und blickten dumm drein!
    Gleich zu Beginn des Spektakels hatte Gosmo hinter der Theke Zuflucht gesucht. Um ihn machte ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken. Ich würde meine Leber verwetten: Unter seinem Bierfaß begann ein Geheimgang – und schon in wenigen Minuten würde der Schankwirt weit weg sein.
    »Das Pferd, meck! Unser Pferd!«, schrie Glok, als er den Stein entdeckte, der einsam auf dem Tisch stand.
    »Diebe, meck!«, blökten die Doralisser einstimmig, die nun aus ihrer Erstarrung erwachten.
    Darauf ging der Spaß erst los!
    Schreie, Radau, Waffengeklirr! Tote und Verletzte, Blut auf beiden Seiten. Die Böcke sprangen wild umher und wollten ihre Reliquie um keinen Preis den neuen Besitzern überlassen. Nicht einmal um den Preis des eigenen Lebens – wobei ihr Hirn einfach nicht ausreichte, um zu begreifen, dass sie auch sterben könnten.
    Markun, die Memme, winselte etwas im Schutz seiner Handlanger, die versuchten, die wild gewordenen Doralisser nicht an sich heranzulassen. Bleichling wütete wie ein Berserker. Das Messer in seiner gesunden Hand funkelte, bereits fünf Böcke lagen tot um ihn herum. Dennoch drohten die Menschen von den Doralissern überrollt zu werden.
    Einer der Ziegenmenschen hatte sich inzwischen zum Pferd vorgekämpft. Er blökte triumphierend, warf die Keule beiseite und hielt die Reliquie hoch über den Kopf. Daraufhin rammte ihm einer von Markuns Spießgesellen prompt ein Messer in den Rücken und entriss dem Sterbenden das Pferd.
    Wie lange der Kampf noch weitergegangen wäre, lässt sich nicht sagen. Doch nun betraten neue Akteure die Bühne.
    Wuchjazz stolperte aus der Wand und erschreckte damit die Menschen, die sich gerade gegen die Doralisser verteidigten, zu Tode. Zwar verstanden auch die Böcke mal wieder rein gar nichts, ihnen jedoch war es völlig egal, wen sie mit ihren Keulen bearbeiteten.
    »Wuchjazz ist klug«, rief der Dämon allen Anwesenden zu und riss Markun, der plötzlich das Pferd des Schattens in Händen hielt, mit einem Ruck seiner Pfote den Kopf ab.
    Mit lautem Triumphgeschrei streckte Wuchjazz die Pfote nach dem Schatz aus. Zu allem entschlossen warfen sich die Doralisser auf den Dämon, der es wagen wollte, ihre Reliquie an sich zu nehmen. Wuchjazz ergrimmte dermaßen, dass er eine wahre Schlächterei unter den Böcken anrichtete. Offenbar sah der Dämon nicht sonderlich gut, denn ein paar Mal schlug er daneben –

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