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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Minuten aus der Schenke gedrungen war, fänden selbst taube Trolle keinen Schlaf. Morgen würde die ganze Stadt über die Ereignisse sprechen. Wer dann nicht alles am Ort des Geschehens gewesen wäre, und wer nicht alles mit eigenen Augen gesehen haben würde! Am Ende würde es der Unaussprechliche selbst gewesen sein, der in der Schenke gewütet hatte, weil ihm Gosmos Bier nicht geschmeckt hatte. Die tapferen Magier des Ordens hätten ihn jedoch Mores gelehrt und hinter die Nadeln des Frosts gejagt.
    Vor der Schenke stand die Kutsche, die ich bereits von der Fahrt mit Baron Lonton her kannte. Folglich gehörte sie nicht dem König, sondern Arziwus! Dann war er es also, der die Idee gehabt hatte, mich nach Hrad Spine zu schicken! Allmählich wuchs mir der alte Magier richtig ans Herz!
    »Soll ich da einsteigen?«, fragte ich vorsichtshalber.
    »Du kannst auch neben der Kutsche herlaufen, wenn dir das lieber ist«, knurrte Arziwus und stieg ächzend ein. Von beiden Seiten waren ihm Kutscher behilflich, stützten ihn an den Ellenbogen. »Oder meinst du, ich sei ein Liebhaber nächtlicher Spaziergänge? Oder ich würde auch für den Rückweg die Teleportation wählen? Spaziergänge unternehme ich seit zwanzig Jahren keine mehr, zu Fuß zu gehen, das war ein Privileg meiner fernen Jugend, und die Teleportation verbraucht zu viel Energie, sodass sie nur in Notfällen eingesetzt wird. In Fällen wie dem heutigen zum Beispiel!«
    Arziwus bedachte mich mit einem weiteren unschönen Blick. Ich bemühte mich um eine Unschuldsmiene, hielt dem Blick des Magiers am Ende allerdings nicht stand und schaute deshalb zum Fenster hinaus, das diesmal nicht mit Brettern vernagelt war.
    »Es ist kalt«, brummte Arziwus und griff nach einer Wolldecke, die neben ihm lag.
    Ich selbst fand die Sommernacht recht warm.
    »Gut, erzähle!«
    Was denn?, wollte ich schon fragen, überlegte es mir dann aber. Selbst ein toter Kobold wüsste, was Arziwus von mir wissen wollte.
    »Ich werde dir ein bisschen auf die Sprünge helfen«, grinste der Alte. »Fang damit an, wie du herausgefunden hast, bei wem sich das Pferd befindet und wie die Dämonen wieder nach Awendum gekommen sind, die deinen eigenen Worten zufolge doch für alle Ewigkeiten verschwunden sein sollten.«
    Ich seufzte schwer, sammelte Kraft und begann zu erzählen. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Den ersten Teil meiner Geschichte kannte Arziwus bereits, insofern musste ich ihn nur ein wenig berichtigen und die Gespräche mit den Dämonen hinzufügen. Kurz schnitt ich meine Erlebnisse im Verbotenen Viertel an, machte den Erzmagier jedoch darauf aufmerksam, dass dieses Thema zu weit führen würde und meine Geschichte sich letztlich mit den Worten »Ich kam, nahm und ging« zusammenfassen ließe. Alle Einzelheiten würde ich ein andermal schildern, wobei ich natürlich inständig hoffte, es möge ein solches niemals geben. Als Arziwus mich daran erinnerte, dass der König nicht so verständnisvoll sei wie er und sämtliche Einzelheiten würde hören wollen, gab ich ihm mit einem schweren Seufzer zu verstehen, dass ich, sofern der König dies wünschte, selbstredend alle Einzelheiten darlegen wollte.
    Die Kutscher hatten Befehl erhalten, ziellos durch die nächtliche Stadt zu fahren, bis Arziwus seine Neugier befriedigt hatte. Meiner Ansicht nach dauerte die Fahrt schon über eine Stunde, doch der vermaledeite Alte wollte noch immer nicht vom armen und müden Garrett lassen. Von den Dämonen ging es weiter zum Pferd, vom Pferd zum Herrn, vom Herrn zu Hrad Spine, von dort wieder zum Pferd … Es zog sich endlos hin! Irgendwann reichte es dem Erzmagier dann ebenfalls, vielleicht war ihm aber auch nur kalt und er wollte zu seinem warmen Kamin zurück. Jedenfalls versiegten seine Fragen.
    »In Ordnung, Dieb«, sagte der Alte und schaute zum Fenster hinaus. »Es tagt bald, ich müsste längst schlafen, stattdessen fahre ich hier durch die Stadt. Jetzt bring ich dich …«
    »Wohin, Euer Magierschaft?«, fragte ich zweifelnd.
    »Zum König natürlich! Wir müssen dich im Auge behalten, sonst landest du wieder mitten in irgendeinem Schlamassel!«
    »Aber die Woche ist noch nicht um!«, protestierte ich.
    »Ich weiß«, fuhr Arziwus mich an. »Aber wir haben diese Woche nicht. Wir müssen sofort aufbrechen. Die Ereignisse spitzen sich zu, wir verlieren die Kontrolle darüber. Noch länger zu warten, wäre Selbstmord!«
    »Gut, aber ich muss auf alle Fälle die Karten holen, die ich mir im

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