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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Grenzkönigreich rechnet jederzeit mit einem Überfall und braucht selbst jeden Mann. Übrigens, Garrett, alles, was ich von dir wissen wollte, habe ich erfahren. Du kannst nun gehen. Ich glaube nicht, dass dich die Staatsgeschäfte interessieren. Kli-Kli, begleite Meister Garrett hinaus und zeig ihm seine Sachen, sein Zimmer und alles Übrige.«
    Damit war das Gespräch für mich beendet. Ich stand auf, verbeugte mich und folgte dem Narren hinaus. Mir war in der Tat einerlei, wie viel Kavallerie auf die linke Flanke zu verlegen sei und welche Menge von Proviant die Armbrustschützen benötigten.
    »Folge mir, Schattentänzer!« In der Stimme des Narren schwang ein unangemessen offizieller Ton mit.
    »Nenn mich nicht so!«
    »Warum nicht?«, fragte der Kobold.
    »Weil ich es nicht will!«
    »Oh!« Der Narr nickte verständnisvoll. »Dann werde ich es unterlassen.«
    Wir durchquerten abermals den riesigen Thronsaal, nun in die entgegengesetzte Richtung.
    »Was willst du zuerst sehen? Dein Zimmer oder deinen neuen Freund?«
    »Was für einen neuen Freund?«
    »Komm, ich zeig ihn dir.«
    Der Weg war lang. Wir verließen den Palast, gingen am Garten vorbei, der sich inzwischen geleert hatte – von den Wilden Herzen war nur noch Schandmaul da, der seinen vierten, wenn nicht gar seinen fünften Traum durchlebte.
    »Kli-Kli«, fragte ich den Narren, »diese Wilden Herzen, woher kommen die?«
    »Aus dem Einsamen Riesen natürlich«, schnaubte der Kobold.
    »Ist mir auch klar!«, blaffte ich wütend zurück. »Ich meine: von welcher Untereinheit?«
    »Bis auf Arnch kommen alle von den Dornen. Arnch ist von den Stählernen Stirnen.«
    Die Dornen … in diesem Fall brauchte ich wirklich nicht um meine Haut zu fürchten. Mit diesen Jungs würde es schwer sein, in ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten. Selbst wenn es jemand darauf anlegte, sie uns zu bereiten. Und auch über die Meisterschaft der Dickstirnigen, wie die Stählernen Stirnen von anderen Soldaten genannt wurden, waren allerlei Geschichten in Umlauf.
    Der Narr brachte mich zu den Stallungen. Es roch nach frischem Heu und Dung, ebenfalls frischem übrigens. Die Pferde in den Boxen beäugten die ungebetenen Gäste neugierig. Immer wieder streckte eines der Tiere das Maul vor, sei es in der Hoffnung, eine Leckerei zu bekommen, sei es, um uns zu beschnuppern. Hier standen etwa fünfzig Pferde. Sowohl die edlen Doralissaner als auch unerschütterliche Zugpferde oder kräftige Schlachtrösser aus dem Tiefland, die auf Außenstehende ziemlich furchterregend wirkten.
    »Dann macht euch mal bekannt.« Der Narr legte die Hand auf den Kopf einer Schimmelstute aus dem Tiefland. »Das ist Bienchen. Sie gehört jetzt dir.«
    »Ach ja?«, fragte ich unsicher zurück.
    »Was ist, Garrett?« Kli-Kli sah mich erstaunt an. »Gefällt sie dir nicht? Sie ist ein Geschenk des Königs.«
    »Warum sollte sie mir nicht gefallen?« Ich kraulte das Pferd, das sich zu mir vorbeugte, am Ohr. »Bienchen gefällt mir sogar sehr. Ich kann nur nicht sonderlich gut reiten.«
    »Ach ja?«
    »Ach ja!«, giftete ich zurück. »Glaubst du etwa, ich hätte nichts Besseres zu tun als reiten zu lernen? Überhaupt, wohin hätte ich deiner Meinung nach reiten sollen?«
    »Tja, da haben wir ein Problem …«, sagte der Narr gedehnt und kratzte sich den Nacken. »Gut, ich werde es dir nachher beibringen.«
    Ich sah den Narren mit einem Ausdruck an, als hätte er mir vorgeschlagen, eine Giftschlange zu küssen.
    »Garrett, ehrlich, ich kann dir helfen. Reiten ist ziemlich einfach. Hast du es schon mal versucht?«
    »Das ist lange her.«
    »Du wirst dich erinnern«, zerstreute der Kobold entschlossen meine Bedenken. »Bienchen ist ein kluges Tier, wir haben sie gut ausgebildet. Außerdem ist sie ein Schlachtross, das heißt, eine Schlachtstute, das heißt ein Schlachtstütlein … Na, du weißt, was ich meine. Hier! Füttere sie damit!«
    Kli-Kli hatte wie aus dem Nichts einen großen, roten Apfel gezaubert und hielt ihn mir hin.
    »Ist der auch nicht faul?« Ich hatte nicht vergessen, womit der Narr das Tierchen von Marmotte gefüttert hatte.
    Kli-Kli sparte sich jede Antwort, sah mich nur an, als hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt. Bienchen biss fröhlich in den Apfel, und ihr friedvoller Blick wurde noch gutmütiger. Man wollte kaum glauben, dass sie ein Schlachtstütlein war … Puh! Jetzt fing ich auch schon damit an!
    »Gehen wir! Ich zeige dir dein Zimmer.« Kli-Kli zog mich am Ärmel fort. »Dort sind

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