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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Aber es wäre zu gefährlich gewesen, allein dorthin zurückzukehren. Was, wenn ich plötzlich auf jemanden stieß? Egal auf wen, einen unverletzten Feind oder einen übereifrigen Gardisten, der seine Lanze dem Erstbesten in die Eingeweide bohrte. Um die Zahl der Gegner zu erhöhen, die er zur Strecke gebracht hatte. Und der sich erst danach mit der Frage beschäftigen mochte, ob Freund oder Feind vor ihm gestanden hatte.
    »Gehen wir, Garrett, hier weiß man uns nicht zu schätzen«, sagte Kli-Kli, nachdem er von dem Oger heruntergeklettert war.
    »Und wohin?«
    »Na, einen trinken!«
    »Ganz gewiss nicht! Morgen früh muss ich aufbrechen, und ich habe die feste Absicht, vorher noch etwas zu schlafen.«
    »Dass du immer so langweilig sein musst!«, klagte der Kobold, begleitete mich aber dennoch zur Tür.
    Deler und Hallas schlossen sich uns an. Deler wollte seinen geliebten Hut suchen, den er in der Hitze des Kampfes verloren hatte. Der Gnom hatte vor, mit Kli-Kli ein Gläschen zu heben.
    »Was ist mit Marmotte?«, fragte Kli-Kli den Zwerg.
    »Dem fehlt nichts. Nicht mal die Rippen hat er sich gebrochen.« Deler kratzte sich den Nacken. »Unser Marmotte hat es noch geschafft, die Rüstung anzulegen.«
    »Wenn der Oger mit seiner Keule auf Kater losgegangen wäre …«, überlegte der Gnom.
    Kater hatte lediglich in Unterhosen gekämpft …
    »Leistest du uns Gesellschaft, Deler?« Kli-Kli sprang über einen Gardisten in grauen und blauen Farben, aber mit weißer Armbinde, der auf dem Boden lag.
    »Was dachtest du denn!« Den Zwerg musste man nicht zweimal auffordern, sich die Kehle zu befeuchten.
    »Siehst du, Garrett!« Der Narr knuffte mich. »Nicht alle sind so trübe Tassen wie du.«
    Ich bedachte den Narren mit einem säuerlichen Blick. Der verstummte, da er begriff, dass der Dieb heute nicht zu Scherzen aufgelegt war. Der Gnom murmelte etwas, klemmte sich die Streithacke unter den Arm und zählte an den Fingern beider Hände die Feinde ab, die er heute zur Strecke gebracht hatte. Nach seinen Berechnungen mussten es fünfundvierzig gewesen sein. Kaum vernahm Deler das Ergebnis, da stolperte er und ließ eine Bemerkung fallen, dahingehend dass gewisse Gnome es fertigbrächten, eine Liste erledigter Feinde zusammenzuschwindeln, die noch länger sei als ihr Bart.
    »Und wie viele habe ich deiner Meinung nach erledigt?«, fragte Hallas mürrisch.
    »Neun«, behauptete der Zwerg, der gerade seinen zerknautschten Hut entdeckte und vom Boden aufhob.
    »Wie viele?«, empörte sich Hallas. »Also wenn wir Gnome kämpfen, dann …«
    »… dann kämpft ihr erbärmlich«, unterbrach ihn Deler. »Das haben wir ja auf dem Sornfeld gesehen!«
    »Wie bitte?!« Der Gnom sah aus, als fange er gleich eine Schlägerei an. »Da haben wir euch ordentlich den Hintern versohlt!«
    »Ihr? Uns?«Der Zwerg blieb stehen und ballte die Fäuste. » Ihr habt uns den Hintern versohlt?! Ihr habt in dieser Schlacht euern letzten Magier verloren!«
    »Egal, wir werden schon wieder Magier bekommen!«
    »Hört, hört!« Der Zwerg ließ Hallas seine Faust beschnuppern. »Alle eure magischen Bücher haben jetzt wir! Aber ihr könnt sie euch ja gern zurückholen, ihr verfluchten Hacker!«
    »Das werden wir auch!«, geiferte Hallas. »Es wird die Zeit kommen, da machen wir das Zwergengebirge dem Erdboden gleich! Da bringen wir unsere Kanonen in …«
    Den Rest hörte ich mir nicht an, sondern ging in mein Zimmer und schloss die Tür fest hinter mir. Kein Zwist zwischen Gnom und Zwerg würde mich jetzt vom Wesentlichen ablenken: vom Schlaf.
    Ich meinte, mein Kopf hätte gerade erst das Kissen berührt, als mich der allgegenwärtige Kli-Kli an der Schulter schüttelte und sagte: »Garrett, steh auf! Es ist Zeit!«
    Ich fluchte leise und versuchte, mit geschlossenen Augen etwas Hartes zu ertasten, um es dem Quälgeist von Narren über den Schädel zu ziehen.
    »Kli-Kli«, stöhnte ich, »etwas mehr Gottesfurcht! Lass mich bis zum Morgen schlafen! Geh und betrink dich mit deinen neuen Freunden!«
    »Es ist aber schon Morgen«, widersprach der Kobold. »In einer halben Stunde brecht ihr auf.«
    Diese wahrlich nicht erfreulichen Worte ließen mich aus dem Bett springen. Schlaftrunken schüttelte ich den Kopf und stierte zum Fenster hinaus. Der Nachthimmel im Osten klarte gerade erst auf, erwartete die neuerliche Geburt der Sonne. Es war vier Uhr in der Früh. Höchstens.
    »Hat Alistan den Verstand verloren, um diese Zeit aufzubrechen?«, fragte ich

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