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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Geheiß sprang er von Marmottes Schulter auf den Kopf einer der beiden Maiden. Sogleich schrie der Narr: »Eine Ratte! Eine wahnsinnige Ratte!«
    In dem losbrechenden Tumult wäre Triumphator beinahe zerquetscht worden, was Kli-Kli eine Kopfnuss von Marmotte eintrug. Darauf schnappte der Narr ein, gab sich der ganzen Welt gegenüber beleidigt und wollte mit niemandem mehr reden. Am Ende des Abendessens verkündete er seinen Wunsch, zusammen mit Garrett und Lämpler in einem Zimmer zu schlafen und wunderte sich sehr, keinen Widerspruch zu ernten.
    »Garrett.« Egrassa war unmerklich an mich herangetreten, verbeugte sich vor mir und sagte: »Trash Miralissa möchte mit dir reden. Komm mit! Ich bringe dich zu ihr.«
    Ich erhob mich und folgte dem hochgewachsenen Elfen.
    Mit mir reden? Worüber? Und warum jetzt? Warum hatte sie das nicht schon früher getan?
    Im Zimmer waren außer Miralissa noch Markhouse, der nachdenklich zum Fenster hinausschaute, und Ell, der mit einem Messer einen Apfel schälte.
    »Guten Abend, Garrett.« Die goldenen Mandelaugen der Elfin funkelten fröhlich im Licht der Kerzen. »Du weißt, was das ist?« Miralissa streckte mir etwas entgegen. Ich nahm es an mich und unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei des Entzückens. »Er ist wunderschön, nicht wahr?«
    Ich konnte nur nicken, während ich die Kostbarkeit in meinen Händen gebannt bewunderte. Es war ein Schlüssel. Doch kein schlichter Schlüssel, sondern ein wahres Kunstwerk von Schlüssel. Kurz streifte mich der frevlerische Gedanke an den Berg von Gold, den mir Sammler dafür zahlen würden.
    Der Schlüssel war aus kristallenem Eis und wirkte so zerbrechlich, dass man unwillkürlich den Atem anhielt. Als könne er unter dem zartesten Hauch schmelzen. Doch selbst wenn Deler ihn einen ganzen Tag mit seiner Streitaxt bearbeiten würde, trüge das auf den ersten Blick so zarte Ding keinen Schaden davon. Allerdings bräuchte Deler danach eine neue Axt.
    »Der ist aus der Drachenträne, oder? Haben die Zwerge den Schlüssel gefertigt?«
    »Ja«, sagte Egrassa. »Das ist ein Werk der Zwerge, nur sie können dieses Mineral bearbeiten. Eine feine Arbeit, nicht wahr?«
    Fein – das war noch untertrieben! Großartig, apart, vollendet und alt. Dergleichen bringen heute nicht einmal die Meister unter den Zwergen zustande. Denn um die Drachenträne, die die Solidität der Berge besaß, die sie hervorgebracht hatten, zu bearbeiten, brauchte man nicht nur die üblichen Werkzeuge, sondern auch Magie. Doch die Magie der Zwerge war erloschen, vergessen seit den Purpurnen Jahren.
    »Wofür ist dieser Schlüssel gedacht?«, fragte ich und gab ihn Miralissa widerwillig zurück.
    »Hast du je von der Flügelterrasse gehört?«
    »Die dritte Terrasse in den Beinernen Palästen?«, fragte ich und erinnerte mich des weit zurückliegenden Gesprächs mit For und der alten Schriften über Hrad Spine. »Eile weiter, harre nicht! Weit stehen die Flügel offen …«
    »Ganz genau die. Die Flügelterrasse oder auch Dritte Terrasse in Hrad Spine. Die Terrasse mit den magischen Toren. Sie sind mit ausgesprochen starken Zaubern belegt. Aber dieser Schlüssel, der vor zweieinhalbtausend Jahren von den Zwergen auf Bitte der Herrscher aus den Dunklen Häusern angefertigt wurde, öffnet den Weg in die Tiefe.«
    »Kli-Kli hat uns den Schlüssel gebracht«, mischte sich Alistan ins Gespräch, nachdem er sich vom Fenster abgewandt hatte. »Als der Narr aufbrach, war er … Gut, das ist jetzt nicht von Belang. Hauptsache, wir haben den Schlüssel nun und brauchen keinen anderen Zugang zu suchen, sollten die Flügeltore, von denen Lady Miralissa gesprochen hat, verschlossen sein.«
    »Falls es überhaupt einen anderen Zugang gibt.«
    »Den gibt es, Garrett. Vielmehr – es gab ihn. Schließlich sind auch die Magier mit dem Horn zu Groks Grab vorgedrungen. Und die hatten keinen Schlüssel, damals befand er sich in Sagraba.«
    »Der Schlüssel war in diesem Frühjahr schon einmal in Hrad Spine«, sagte Alistan. »Bevor Miralissa in die Öden Landen aufbrach, hat sie den Schlüssel dem König anvertraut, der ihn seinerseits den Magiern der zweiten Expedition mitgab. Den Göttern sei Dank, dass der einzige Magier, der aus dem unterirdischen Friedhof lebend, aber völlig verwirrt zurückgekehrt ist, den Schlüssel retten konnte.«
    »Nur wegen des Schlüssels ist der Magier überhaupt am Leben geblieben«. Egrassa zündete eine weitere Kerze an und setzte sie in den Halter auf dem

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