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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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fingen alle an, über denjenigen zu lachen, den er gerade am Wickel hatte – alle bis auf das Ziel der Narrenspäße, versteht sich. Doch kaum folgte die nächste Strophe, da blieb einem anderen das Lachen im Halse stecken, während derjenige, den der Kobold bis eben durchgehechelt hatte, wie ein Verrückter loswieherte. Natürlich hatte der gute Kli-Kli einem Dieb namens Garrett die Hauptrolle zugedacht. Also mir.
     
    Garrett Düstermiene sich das Leben erschwert,
    Geht er auf Reisen, so steigt er aufs Pferd.
    Worauf auch gleich das Unheil kimmt,
    Und er ein Bad im Teiche nimmt.
     
    Geschlagene zehn Minuten ging das so weiter. Ich konnte ihm nicht mal böse sein, denn das Liedchen war wirklich unterhaltsam. Kli-Kli hob die Stimmung von allen, der Weg kam uns nicht mehr so langweilig vor.
    Der nächste Tag sollte musikalisch allerdings mit schlimmen Überraschungen aufwarten. Kli-Kli und Lämpler raubten mir bereits eine ganze Weile zweistimmig die Nerven, als Lämpler gedankenversunken den Abendhimmel befragte: »Ob ich nicht allmählich das Leise Bom-tirlim anstimmen sollte?«
    Und dann legte er los. Ohne Pause, eine ganze Stunde lang. Zwischen die einzelnen Bom-tirlims fügte er allerlei Unsinn ein. Ich erinnere mich nur noch an wenige Strophen.
     
    Leise, leise summ’ ich mein Lied,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Auf dass die Langeweile entflieht,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise schleicht der Oger dahin,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Frisches Blut klebt ihm am Kinn,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise fliegt ein Schwarm von Swenen,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    In ihrem Schnabel die Leichen stöhnen,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise die Orks Pfeile auf uns feuern,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Die sollten bess’re Schützen anheuern,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise hau’n wir die Orks in Stücke,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Nun fehlt nichts zu unserm Glücke,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise jagt mir der Oger nach,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Leise rett’ ich mich vor Ungemach,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise zieh ich ihm eins über,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Und ernte von ihm einen Stüber,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise fall ich tief in die Schlucht,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Doch leb ich noch, was eine Wucht,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise will mir die Kälte an die Knochen,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Da mach ich mich lieber auf die Socken,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise das Lied im Wind verweht,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Am Grund meiner Seele lebt ein Poet,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Leise, leise fällt sacht der Schnee,
    Bom-tirlim, bom-tirlim,
    Nur zu gern hätt’ ich einen im Tee,
    Bom-tirlim, bom-tirlim.
     
    Irgendwann riss Kli-Kli das Lied an sich und setzte es mit der widerlichen Stimme einer kleinen Heulsuse fort. Lämpler blies dazu etwas auf seiner Flöte, das entfernt an die Schreie eines Wassergeists erinnerte, der sich in einem Netz verfangen hatte.
    Kurz bevor wir das Dorf, in dem wir die Nacht verbringen sollten, erreichten, wollte bereits mehr als die Hälfte von uns Mumr und den Kobold erschlagen. Einzig die vereinten Anstrengungen von Ohm, Deler und Marmotte vermochten das kleine Konzert schließlich irgendwann zu beenden. Die Elfen, Alistan und Aal hatten, wie nicht anders zu erwarten, natürlich die ganze Zeit über eisige Gelassenheit bewahrt.
    Die Herberge in dem Dorf machte einen weit schlechteren Eindruck als die in Sonnenblume, aber wir hatten keine Wahl. Abgesehen davon freute ich mich nach den Nächten unter freiem Himmel auf ein Bett.
    Die Dörfler sahen uns neugierig an, schließlich hielt nicht jeden Tag eine solche Zahl von Menschen und Nicht-Menschen bei ihnen Einzug. Die meisten Achs und Ochs galten den Elfen und dem Kobold. Sowohl die einen wie auch die anderen ließen sich selten in den Landen der Menschen sehen, weshalb man selbstredend auf der Stelle alles stehen und liegen lassen musste, um sich diese bunte Schar mit eigenen Augen anzusehen. Wann sonst böte sich eine solche Gelegenheit?
    Dem Wirt der namenlosen Herberge raubte dieser Ansturm von Gästen schier den Verstand. Er verharrte reglos und mit offenem Mund auf der Vortreppe. Zu unserem Glück setzte ihn seine beleibte Frau in Bewegung, indem sie ihm mit dem Ellbogen in die Rippen stieß. Bei ihren beiden verschlafenen Töchtern, die Arnch mit unverhohlener Neugier musterte, halfen die Knüffe indes wenig, sie trotteten weiter träge dahin. Bis dann der Ling die Sache übernahm. Auf Kli-Klis

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