Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
würdigen.
    »Vom Ruhm des Meisters Frahel weiß man in allen Nordlanden. Seid nicht Ihr es gewesen, der die magische Glocke schuf oder die Waffen für den Imperator? An wen sollten sich die Elfenhäuser sonst wenden? An Wrahmel? Er ist zu gierig. Smerhel? Sein Ruhm wird größer dargestellt, als er ist. Oder vielleicht an Irhel? Diesen Nichtsnutz? Für unseren Auftrag, liebster Meister, brauchen wir den besten. Euch!«
    Dass die besten Meister der Zwerge nichts vermochten, war gelogen, doch der Elf wollte dem hartschädligen Wicht den Bauch pinseln. Sobald man dem Zwerg schmeichelte, schmolz er dahin.
    »Also …« Der Zwerg kratzte sich gedankenverloren das Kinn. »Ich könnte diesen klitzekleinen Auftrag durchaus annehmen, wenn ich nur ein wenig mehr Zeit hätte. Ihr seht ja selbst …«
    Der Zwerg wies mit einer beiläufigen Geste auf die Werkbank. Auf sein Gesicht malte sich der Ausdruck geheuchelten Bedauerns. Den Elfen verunsicherte diese kleine Darbietung in keiner Weise: Frahel schacherte lediglich um den Preis.
    »Wir können nicht warten. Die Flügeltore sind bereits geschaffen, wir brauchen den Schlüssel. Jetzt. Wenigstens einen.«
    »Einen Schlüssel brauchen sie«, brummte der Zwerg. »Wenn es darum geht, riesige Flügeltore für Eure unterirdischen Paläste zu schaffen, dann seid Ihr Meister. Aber sobald es gilt, einen klitzekleinen Schlüssel anzufertigen, kommt Ihr zu den Zwergen geeilt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Schlüssel passen würde. Das, was die Elfen schaffen, unterscheidet sich zu stark von dem, was die Zwerge vermögen.«
    »Das stimmt.« Elodssa lächelte höflich. »Aber ebendeshalb wenden sich die Elfen ja an Euch. Nur Ihr seid in der Lage, einen Schlüssel zu schaffen, der in die Tore der Flügelterrasse passt.«
    »Sicher«, sagte der Zwerg leicht verärgert, »ich bin dazu in der Lage. Aber es muss ein besonderer Schlüssel sein. Ich vermute, Ihr wisst, was ich meine. Es ist ein Material vonnöten, das der Flügeltore würdig ist. Genau darüber verfüge ich jedoch nicht, und ich habe keine Ahnung, wie lange es dauern würde, dies zu beschaffen.«
    »Da kann ich abhelfen.« Der Elf entnahm seiner Tasche eine elegante Schatulle aus rotem Kirschholz und überreichte sie dem Zwerg.
    »Ja?« Der Zwerg drehte das Kästchen nachdenklich in seinen Pranken und öffnete es schließlich.
    Es barg ein Säckchen aus schwarzem Samt, das mit einem goldenen Faden zusammengebunden war. Unwillkürlich schnaubte der Zwerg. Die Elfen lieben es nun einmal umständlich. Statt einen Gegenstand einfach zu übergeben, wickeln sie ihn hundertfach ein und plagen einen mit dem Auspacken! Frahels Missmut löste sich indes sofort in Luft auf, als er sah, was der Elf ihm da gegeben hatte. Einen großen länglichen Stein von unregelmäßiger Gestalt und schmutzig weißer Farbe. Auf den ersten Blick nichts Besonderes. Solche Brocken fand man an jedem Fluss. Aber das galt eben nur für den ersten Blick. Man musste wissen, wie man diesen Stein bearbeitete – und er verwandelte sich aus einem unansehnlichen Klumpen in einen wahren Brillanten, in dem das Licht mit allen Farben der Welt und allen Funken des Universums spielte. Das Zauberkind der Berge, die größte Kostbarkeit, welche die Erde nicht gern den Händen Fremder überließ.
    »Die Drachenträne! Noch dazu von unglaublicher Größe!« In die Augen des Zwergs schlich sich eine wahrhaft kindliche Begeisterung. »Woher habt Ihr sie? Das letzte Mal haben wir sie vor mehr als zweihundert Jahren gefunden!«
    »Dieser Stein ist schon seit über tausend Jahren in unserem Besitz«, erklärte der Elf. »Damals fand man die Drachenträne noch häufiger als heute. Das Haus der Flamme hat ihn bei Euch gekauft.«
    »Die Zwerge hätten ein solches Kleinod niemals verkauft«, widersprach der Zwerg entschieden.
    »Richtig«, räumte der Elf ein. »Wir haben den Stein von den Gnomen erworben.«
    »Diese bärtigen Wichte!« Aus dem Mund des Zwergs, der nicht sonderlich größer war als ein Gnom, nahmen sich diese Worte zumindest komisch aus. »Und wir leben noch immer mit ihnen unter einem Dach! Könnt Ihr Euch das vorstellen, Trash Elodssa?«
    Der Elf zuckte nur unbeteiligt die Achseln, denn er wollte nicht weiter über die Gnome sprechen.
    »Es wird viel Zeit nötig sein.« Der Zwerg trommelte mit den Fingern auf die Werkbank. »Die Bearbeitung, meine ich. Außerdem Magie. Und ich kann erst in zwei Monaten damit anfangen.«
    »Der Schlüssel muss in einer

Weitere Kostenlose Bücher