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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mich, versengte mir Hals, Rücken und Schultern. Unerträgliche Hitze marterte meinen Körper, mein Haar fing Feuer, der Schmerz bohrte sich mit einem stumpfen Messer in mein Hirn. Ich glaube, ich schrie, aber ein tintenschwarzer Schatten, der wer weiß woher in dieser bernsteinfarbenen Feuerhölle aufgetaucht war, stieß mich nach vorn, mitten in die gelben Augen, mitten in die sengende Hitze hinein.
    Ein Augenblick.
    Ein Flug. Blindheit. Stille. Nacht.

Kapitel 21

    Der Schlüssel
    »Ich schwöre es beim Sam-da-mort! Es geht nicht! Ihr musstet auf dem Weg hierher doch durch die alten Stollen, oder? Die Gnome haben inzwischen ja vollends den Verstand verloren, denen wird dieses ausgehöhlte Gebirge noch auf den Kopf fallen! Aber Ihr! Seid Ihr sicher, dass Ihr auf dem Weg hierher nicht irgendwo angestoßen seid?«
    Der dunkle Elf, an den sich der alte Zwerg gewandt hatte, beherrschte sich nur mit Mühe. Weder dunkle noch lichte Elfen sind für ihren maßvollen Charakter bekannt. Auf jede Beleidigung, eine echte oder eine vermeintliche, reagieren sie mit unerbittlicher Härte. Dieser Elf jedoch blieb ruhig und dachte nicht daran, den S’kasch mit dem Nephritgriff zu ziehen, den er auf dem Rücken trug. Schließlich musste er, der älteste Sohn des Herrschers aus dem Haus der Schwarzen Flamme, den Zwerg überzeugen, eine ganz besondere Arbeit auszuführen.
    Elodssa war nicht nur ein guter Soldat (sogar seine Feinde, die Orks, sprachen ihm das nicht ab), sondern auch ein hervorragender Diplomat. Obendrein verfügte er über Kenntnisse des Schamanismus, die, wenn auch nicht so profund wie die der Schamanen selbst, es ihm erlauben würden, sein Ziel zu erreichen, falls alle Verhandlungen scheitern sollten.
    »Nein, verehrter Frahel, weder mein Kopf noch mein Verstand haben auf dem Weg zu Euch Schaden gelitten.«
    »Nicht?«, knurrte der Zwerg. »Dann muss Eure Rasse bereits bei anderer Gelegenheit den Verstand verloren haben.«
    »Jede Rasse hat ihre Mängel, werter Meister Frahel.« Der Elf rang sich ein Lächeln ab und entblößte dabei die Fangzähne, obgleich er den Wicht am liebsten beim Kragen gepackt und an die Wand geklatscht hätte!
    »Völlig richtig! Und zwar mehr als genug!«, lachte Frahel und legte einen goldenen Spielvogel zur Seite, den er gerade für jemanden anfertigte.
    Elodssa war bereit, den goldenen Reif aus dem Haus der Schwarzen Flamme zu verwetten – das Symbol der Macht seines Vaters – , dass dieser goldene Vogel am Ende singen könnte. Und zwar schöner als eine lebende Nachtigall.
    »Jede Rasse hat ihre Mängel!«, wiederholte der Zwerg. »Nehmen wir nur einmal unsere Verwandten, die Gnome. Nichts bringen sie zustande, diese Schnorrer, nur Erz können sie abbauen und Gänge bohren!«
    »Lasst uns dies doch beenden«, bat Elodssa.
    Den Elfen interessierten die Beziehungen zwischen Zwergen und Gnomen, die sich unablässig verschlechterten, in keiner Weise. Jeder beschuldigte den anderen der Faulheit und Nichtsnutzigkeit. Einige der unterirdischen Bergbewohner sinnierten bereits darüber, ob es unter den Bergen nicht zu eng für beide Rassen würde und ob sich nicht eine von ihnen ein neues Heim suchen sollte. Natürlich glaubten die Zwerge, die Gnome müssten aus dem Gebirge ausziehen, während umgekehrt die Gnome meinten, die Zwerge sollten gehen. Angesichts der Hitzköpfigkeit und Sturheit beider Rassen durfte man vermuten, es werde über kurz oder lang zum offenen Kampf kommen. Also in drei-, vierhundert Jahren etwa, wenn die Zahl der Beschuldigungen das Fass der Geduld zum Überlaufen gebracht haben würde.
    »Ja, lassen wir die Verwandten!«, sagte der Zwerg und stand von seiner Werkbank auf. »Ihr und die Orks schlitzt euch ja auch schon seit Anbeginn der Zeiten die Kehle auf und kommt nicht zur Ruhe.«
    Jetzt fiel es Elodssa nun wirklich schwer, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »Gut, gut, hochverehrter Elf.« Der Zwerg hob zum Zeichen seiner friedvollen Absichten die Hände. »Ich weiß, dass ich einen wunden Punkt getroffen habe und bitte um Verzeihung. Und was Euern kleinen Vorschlag angeht … Er ist verlockend, aber leider kann ich nicht darauf eingehen.«
    »Warum nicht?«
    »Ihr müsst verstehen«, sagte der Zwerg, »dass ich nicht so begabt bin.«
    »Hört doch auf!« Der Elf zog verärgert die Brauen zusammen. »Einen bescheidenen Meister Frahel kann ich mir ebenso gut vorstellen wie einen Gnom ohne Bart.«
    Der Zwerg grinste, denn er wusste den Scherz zu

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