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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Herr ist ein Mensch …« Bei dem Wort »Mensch« stockte Suowik kurz. »Ein Mensch mit besonderem Geschmack. Sagen wir es einmal so. Er ist Sammler, und dieser exquisite Schlüssel würde wunderbar zu seiner exquisiten Sammlung passen.«
    »Nein!«, fuhr ihn der Zwerg an. »Davon abgesehen habt Ihr gar nicht das Geld, diesen Schlüssel zu kaufen. Außerdem pflege ich mein Wort zu halten.«
    »Oh! Wegen des Geldes braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen, Meister Frahel!«
    Suowik trat an die Werkbank heran, auf welcher der Schlüssel lag und auf den letzten Schliff wartete, den Meister Frahel ihm noch angedeihen lassen musste. Er holte einen Stein aus seiner Tasche. Frahel gingen die Augen über. Der Mann hatte ihm eine Drachenträne hingelegt, genauso groß wie der Stein, den ihm der Elf gebracht hatte. Dann legte er noch einen solchen auf die Werkbank. Und noch einen. Und dann noch einen.
    »Mein Herr ist ausgesprochen großzügig, Ihr werdet es nicht bereuen«, sagte Suowik lächelnd.
    Der Zwerg schwieg und stierte die Steine an, als erwarte er, sie würden sich gleich in Luft auflösen. Das konnte nicht wahr sein! Vor ihm türmten sich ebenso viele Drachentränen, wie Gnome und Zwerge in den letzten tausend Jahren gefunden hatten!
    »Ihr werdet mir zustimmen, lieber Meister, dass einen dieses Angebot ins Grübeln bringen kann. Mag Euer Auftraggeber noch eine Woche warten. In der Zeit fertigt Ihr ihm einen neuen Schlüssel an. Rohmaterial habt Ihr dafür jetzt ja mehr als genug.«
    »Aber der Schlüssel ist noch gar nicht fertig, ich habe ihm noch kein Leben eingehaucht!« Der Zwerg überredete nunmehr sich selbst.
    »Zerbrecht Euch darüber nicht den Kopf! Ich selbst werde ihm Leben einhauchen.«
    »Die Magie der Menschen bringt das nicht zuwege«, sagte der Zwerg kopfschüttelnd.
    »Es gibt noch andere Formen der Magie.« Der Mann lächelte.
    »Andere Formen?« Frahel runzelte misstrauisch die Stirn. »Es gibt die Magie der Steine unseres Volkes und den Schamanismus. Die Magie der Gnome und Zwerge taugt für die Menschen nicht. Ihr Menschen könnt nur den Schamanismus der Orks …«
    »Und wenn es so wäre?« Suowik zuckte die Achseln.
    »Wer seid Ihr?«, fragte der Zwerg, der sich nach einem schweren Gegenstand umsah.
    »Ist das wirklich von Bedeutung? Also? Sind wir uns einig?« Suowik streckte die Hand nach dem Schlüssel aus.
    »Nein!«, wies ihn der Zwerg ab. »Nehmt Euren Plunder und verzieht Euch!«
    »Ist das Euer letztes Wort?«
    »Ja!«
    »Das ist höchst bedauerlich.« Der Mann seufzte. »Ich hatte auf eine gütliche Einigung gehofft.«
    Die Tür öffnete sich und fünf Schatten schlüpften in die Werkstatt. Frahel erbleichte.
    Am Ende verlief sich Elodssa auf dem Weg zu Frahel doch noch und bog in den falschen Gang ein. Für einen kurzen Augenblick überzog sich die dunkle Haut des Elfen mit Schweiß. Er bewahrte jedoch einen kühlen Kopf, stürzte sich nicht blindlings in das Labyrinth der Zwerge, sondern blieb stehen und versuchte, sich den bisherigen Weg in Erinnerung zu rufen. Daraufhin lief er zurück, bog zweimal nach rechts ab und fand sich schon bald in dem Gang wieder, wo er, da er sich bei den Abzweigungen verzählt hatte, falsch abgebogen war.
    Das restliche Stück brachte Elodssa ohne Abenteuer hinter sich, wenngleich er auch meinte, die Wände würden ihn zermalmen und ihm die Luft zum Atmen nehmen. Er hielt nach der Tür zu Frahels Werkstatt Ausschau. Der Weg schien ihm länger als beim letzten Mal. Elodssa musste häufig stehen bleiben, um sich zurechtzufinden, aber das war nun einmal der Preis, den er für einen einsamen Spaziergang zahlen musste. Schließlich war er selbst es gewesen, der weder den Zwerg bitten noch Midla dabeihaben wollte. Wenn die Elfin in seiner Nähe war, packten Elodssa Wut und Schuldgefühle zugleich. Wut auf sich selbst, dass er sich dem Willen seines Vaters gebeugt hatte, der die Ansicht vertrat, Midla sei des Königssohns nicht wert. Dass er das alte Gesetz so geachtet hatte. Dabei liebte er sie noch immer, und auch ihr dürfte er, wie Elodssa vermutete, nicht gleichgültig sein.
    Als er dann Frahels Werkstatt erreichte, stieß er die Tür auf, ohne zuvor anzuklopfen.
    Ein Blick genügte, um die Situation zu erfassen. Der Zwerg lag auf dem Boden, und zwar toter als tot. Über den Schlüssel – über seinen Schlüssel! – hatte sich ein Mann gebeugt, der ein Lied in der Sprache der Orks sang. Das Artefakt antwortete ihm mit einer giftigen Purpurröte und

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