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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Flammenzunge über das Gesicht leckte. Als ich mir mit der Hand über das Gesicht fuhr, blieb eine feine Schicht feurigen Raureifs an ihr haften. Er erwärmte sich und strömte als purpurrotes Rauchfädchen von meinem Handteller, wölkte sanft vor meinem Gesicht auf und lockte mich, ihm hinterher in die Flammen zu springen.
    Weshalb nur? Diese lautlose Eishölle umschloss mich doch ohnehin. Der Rauch jedoch verwandelte sich in ein unbarmherziges bernsteinfarbenes Feuer und stieß mich in einen Abgrund. Nun hörte ich etwas. Ich schrie, doch mein Schrei verlor sich im Brüllen der Feuerflut. Stattdessen blinzelte mir das Feuer mit bernsteinfarbenen Augen fröhlich zu. Sie baten mich, in eine längst vergessene Welt zurückzukehren.
    Eine vergessene Welt? Ich erinnerte mich doch, dass die Augen, die mich beobachteten, die mandelförmigen goldbernsteinfarbenen Augen einer Elfin waren, die Miralissa hieß.
    »Tanze mit uns, Tänzer!« Ein fröhliches Lachen riss mich von den Augen los. Ich wandte mich um.
    Im Wirbel eines Tanzes drehten sich drei Schatten auf den Flammenzungen. Das Feuer vermochte ihnen nicht das Geringste anzuhaben, es blieben schwarze Schatten, undurchdringlich für jedes Licht.
    »Was ist, Tänzer? Keine Angst!«, lachte einer der drei Schatten, während er mich umflirrte.
    »Ich tanze nicht, Lady.« Meine Kehle war trocken, vielleicht von der Kälte, vielleicht auch von den Träumen.
    »Hört nur, er will nicht tanzen«, kicherte ein anderer Schatten und kam dicht an mich herangeflogen.
    Ganz flüchtig machte ich die Umrisse eines weiblichen Gesichts aus.
    »Warum willst du nicht mit uns tanzen, Tänzer? Warum willst du uns nicht wenigstens einen Tanz schenken?«
    »Ich muss fort von hier.« Die Flamme hinter mir heulte unablässig und schien sich zu erwärmen.
    »Fort?« Der dritte Schatten gesellte sich zu den beiden anderen. »Aber um fortzugehen, musst du uns einen Tanz schenken. Komm, Tänzer! Wähle! Welche von uns dreien gefällt dir am besten?«
    »Ich kann aber nicht tanzen.« Ich schüttelte den Kopf und wandte mich von ihnen ab.
    Die bernsteinfarbenen Augen waren immer noch da, entfernten sich jedoch allmählich, zogen sich hinter die Flammenwand zurück. Kaum stürzte ich ihnen nach, da traf mich eine Hitzewelle. Panisch riss ich die Hände hoch und legte sie schützend vor das Gesicht.
    »Siehst du, Tänzer.« Das war der zweite Schatten. »Du kommst nur tanzend durchs Feuer. Tanze oder du wirst für immer hierbleiben!«
    Ich konnte die drei Schatten bereits an ihrer Stimme unterscheiden. Sie waren sich sehr ähnlich … und gleichzeitig völlig verschieden voneinander.
    »Welche von uns wählst du?«, fragte der dritte Schatten noch einmal. Die Hitze in meinem Rücken war nicht länger auszuhalten.
    »Alle drei«, antwortete ich mürrisch.
    Eine Dummheit mehr oder weniger – was spielte das für eine Rolle?
    Spürbare Verlegenheit erfasste die Schatten.
    »Du bist wirklich ein Tänzer«, brachte der erste Schatten schließlich hervor. »Du nimmst alles vom Leben.«
    »Komm, wir werden dich durchs Feuer bringen. Halt dich fest!«
    Die Schatten umarmten mich, schirmten mich mit ihren schwarzen Körpern gegen das Feuer ab, während es von allen Seiten heranprasselte. So setzten wir uns in Bewegung. Ein Wirbel, ein geschmeidiger Pfeil, ein schwarzer Blitz, der die Flammenwand durchbohrte und mich zurück zu den Bernsteinaugen stieß.
    Ich fiel …
    »Wir tanzen noch den Janga mit dir!«, riefen mir die drei nach.
    Noch einmal loderte das purpurrote, ob der eigenen Ohnmacht wahnsinnig gewordene Feuer auf. Dann senkte sich die Nacht herab.
    »Was ist mit ihm?«
    Die Stimme brach sich durch ein dichtes Gespinst der Erinnerungslosigkeit und kappte gleich einem Dolch seine Fäden. Die Stimme holte mich vom Boden des Traums zurück, der Wirklichkeit geworden war, trug mich hinauf an die Oberfläche, damit ich die frische Luft des Lebens einsaugen konnte.
    »Er kommt zu sich! Egrassa, gib mir die Lazuritblumen! Rasch!« Miralissas Stimme klang angespannt und …
    Verzweifelt? Erschrocken?
    »Das Dunkel soll mich holen, was geht hier vor?!« Das war wieder die erste Stimme.
    Auch die kannte ich. Alistan Markhouse.
    »Keine Sorge, Graf. Wir erklären Euch später alles! Egrassa, worauf wartest du?«
    »Hier!« Der Elf wirkte sehr ruhig.
    Ich nahm den bitteren Geruch von Kräutern wahr und verzog unwillkürlich das Gesicht.
    »Schluss mit der Komödie, Garrett!« Ells Stimme klang scharf. »Mach

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