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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die Woche verstrichen. Er hatte das Unmögliche möglich gemacht: Auf schwarzem Samt lag der Schlüssel, geschaffen aus der Drachenträne. Ein zartes und fragiles Stück, das bereits jetzt, noch bevor die dunklen Fangzähne dem Schlüssel die Fähigkeit zugewiesen hatten, die Flügeltore auf- und zuzuschließen, eine gewaltige Kraft gespeichert hatte. Frahel grinste. Die Orks würden eine hübsche kleine Überraschung erleben, wenn sie die Flügeltore öffnen wollten. Was für ein durchtriebener Zug der Elfen, den Ersten den Zugang zu ihren toten Vorfahren zu verwehren, indem sie ihnen die Tür vor der Nase zuschlugen!
    Frahel betrachtete die lilafarbene Flamme, die im Schmiedeofen tanzte und sich noch des Geschmacks der Drachenträne erinnerte. Die ganze Nacht hatte die magische Flamme das Mineral beleckt, ihm die Kraft der ewigen Wut und Unzerstörbarkeit gegeben. Der Schlüssel war in und aus dem Feuer geboren. Der Zwerg ließ den Blick voller Bedauern über die zwölf stumpfen Diamantschneider schweifen. Aber das spielte keine Rolle. Das Geld, das ihm der Elf zahlen würde, würde für einige Hundert solcher Schneider reichen, wenn nicht gar besserer. Ihm blieb nur noch eines zu tun, doch es war der heikelste Teil seiner Arbeit, auch wenn er kaum Zeit beanspruchte: Er musste seiner Schöpfung Leben und Gedächtnis einhauchen. Frahel stand auf, öffnete das alte Buch und hielt die Hand über den schlummernden Schlüssel.
    In diesem Augenblick klopfte jemand an die Tür. Der Zwerg fluchte wütend. Konnte sich dieser Elf denn nicht gedulden? Ob Prinz oder nicht, er musste warten, bis Frahel vollendet hatte, was noch ausstand.
    »Wartet, verehrter Herr!«, schrie Frahel. »Ich bin noch nicht fertig!«
    Abermals klopfte es.
    »Es ist offen!« Frahel lagen bereits ein paar Freundlichkeiten auf der Zunge.
    Die Tür öffnete sich, und ein Mann betrat die Werkstatt. Frahel verkniff sich sämtliche Grobheiten. Er hatte keinen Besuch erwartet.
    »Meister Frahel?«, fragte der Mann, der sich im Zimmer aufmerksam umsah.
    »Wer will das wissen?«, gab der Zwerg nicht gerade freundlich zurück.
    »Oh! Gestattet, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Suowik.«
    »Einfach Suowik?« Der Zwerg hegte nicht den geringsten Zweifel, dass dieser Suowik auch einen Titel führte.
    Und sei es nur wegen der goldenen Nachtigall, die auf sein Wams gestickt war. Das Wappen eines Adelsgeschlechts in Vagliostrien, jenes Landes an der Grenze zwischen Sagraba und dem Grenzkönigreich, wenn ihn nicht alles täuschte.
    »Oh! Verzichten wir auf die Etikette, Meister! Einfach Suowik, das reicht«, erklärte der Mann.
    Einfach Suowik war um die fünfzig, hochgewachsen, so mager wie eine Bohnenstange, mit grauen Schläfen und einem ebenso grauen Bart. Die braunen Augen sahen den Zwerg mit amüsiertem Spott an.
    »Womit kann ich Euch dienen?«, fragte Frahel, der sich alle Mühe gab, seinen Missmut zu verbergen.
    Denn ausfällig werden, das wollte er nicht, schließlich könnte der Mann einen Auftrag für ihn haben.
    »Oh!« Dieser Ausruf des ungebetenen Gastes fiel Frahel allmählich auf die Nerven. »Ich würde gern etwas kaufen. Genauer gesagt, nicht ich, sondern derjenige, der mich geschickt hat. Mein Herr …«
    »Ihr müsst schon erlauben«, unterbrach ihn Frahel und breitete die Arme aus. »Dies hier ist kein Laden. Ich verkaufe nichts! Ich führe lediglich einzelne und sehr gut bezahlte Aufträge aus. Wenn Ihr etwas kaufen wollt, wendet Euch an Meister Smerhel, zwei Ebenen weiter oben.«
    Frahel kehrte Suowik den Rücken zu und gab ihm damit zu verstehen, dass das Gespräch beendet sei.
    »Oh! Ihr habt mich nicht recht verstanden, verehrter Meister!« Der Mann machte keine Anstalten, die Werkstatt zu verlassen. Vielmehr trat er an den Stuhl heran, setzte sich und schlug ein Bein übers andere. »Mein Herr wünscht etwas zu kaufen, das Ihr eigenhändig angefertigt habt.«
    »Und was?«, fragte der Zwerg unwirsch und stemmte die Hände in die Seiten.
    Höflichkeit ist ja gut und schön, aber diesen Mann würde er mit Vergnügen achtkantig aus seiner Werkstatt schmeißen.
    »Dieses kleine Dingelchen!« Suowik wies mit dem Finger auf den funkelnden Schlüssel.
    Vorübergehend verschlug es dem Zwerg die Sprache.
    »Habt Ihr den Verstand verloren, verehrter Herr?!«, polterte er dann. »Einen Elfenschlüssel? Den habe ich eigens für jemanden angefertigt! Der ist nicht für Euern Herrn! Was wolltet Ihr überhaupt mit ihm anfangen?«
    »Hmm … mein

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