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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die Augen auf!«
    Ich versuchte es. Mit aller Kraft! Aber meine Lider waren entsetzlich schwer, bleischwer, und wollten mir nicht gehorchen.
    »Garrett! Hörst du mich?«
    Warum ließen die mich eigentlich nicht zufrieden? Ich hatte so schön geschlafen! Und von diesen ekelhaften Kräutern wurde mir speiübel. Ich musste niesen. Eine kalte Hand legte sich auf meine Stirn.
    »Komm, Tänzer, öffne die Augen! Ich weiß, dass du mich hörst!«
    Nun sprach mich auch schon Miralissa mit diesem Namen an. Tänzer! Das war alles Kli-Klis Schuld. Der Kobold hatte damit angefangen und behauptet, ich tauche in irgendeiner Prophezeiung auf. Ich hätte diesen grünen Kerl längst schon erschlagen sollen. H’san’kor soll mich fressen! Wie lange wollen die mir denn noch mit diesen stinkenden Kräutern unter der Nase herumwedeln? Besser, ich öffnete die Augen bald, sonst gaben die Elfen nie Ruhe!
    Noch einmal strengte ich mich an. Diesmal ging es schon viel besser. Entweder bewirkten die Kräuter das oder Miralissas Hartnäckigkeit. Das Erste, was ich sah, war das Gesicht Miralissas, die sich über mich gebeugt hatte. Trotz der dunklen Haut war die Elfin ungewöhnlich blass, obendrein zuckte ihr linkes Lid nervös. Etwas weiter entfernt standen die beiden Elfen, angespannt wie die Sehne in einem Bogen oder die Saite eines Musikinstruments, neben ihnen befand sich Markhouse, der finster dreinblickte. Allerdings war das sein üblicher Blick, an den sich inzwischen alle gewöhnt hatten.
    »Wie fühlst du dich?« Miralissa legte mir erneut die Hand auf die Stirn.
    Wie ich mich fühlte? Arme und Beine waren noch dran. Ein Schwanz war mir offenbar auch nicht gewachsen. Alles schien in Ordnung. Warum machten sie so ein Aufhebens?
    »Kein Grund zur Klage. Wieso?«
    Als ich jedoch versuchte aufzustehen, drückte mich Miralissa sanft aufs Bett zurück. »Bleib noch liegen.«
    »Könnte mir vielleicht mal jemand erklären, was hier eigentlich vorgeht?!« Mylord Alistan platzte jetzt endgültig der Kragen.
    »Das wüsste ich selbst gern!«, bemerkte Miralissa wütend und erschauderte, als friere sie. »Alles ist wie immer gewesen. Die Standardprozedur, um den Schlüssel an jemanden anzupassen. Die kann jeder Lehrling im dritten Jahr ausführen, der kaum etwas vom Schamanismus versteht. Alles verlief völlig reibungslos, bis der Schlüssel plötzlich purpurrot aufloderte und ich die Verbindung zu Garrett verlor. Sein Bewusstsein ist in die fernsten Fernen abgedriftet, wir konnten ihn nur mit Mühe von dort zurückholen. Genauer gesagt, er ist selbst irgendwie zurückgekehrt, unsere Versuche waren unzulänglich. Ich verstehe das nicht!«
    Der Schlüssel war purpurrot aufgelodert? Das hatte ich doch auch in einem meiner Träume gesehen. Da war ein Mann … Sulik? Suonik? Ich erinnere mich nicht mehr an den Namen. Er hat etwas mit einem Schlüssel gemacht, der genauso aussah wie jener, den Miralissa mir gegeben hatte. Bestimmt war er ein weiterer Handlanger des Herrn. Und das, was dieser Mann getan hatte, verhieß Unheil.
    »Kannst du dich an irgendetwas erinnern, Garrett?«, fragte Egrassa.
    »Ja, schon«, antwortete ich gedehnt.
    »Raus mit der Sprache! Woran erinnerst du dich, Dieb?« Alistan war noch immer wütend.
    »An Träume, an Tausende von Träumen.«
    »Was für Träume?«
    »Ganz unterschiedliche. Und die ganze Zeit über.«
    »Was soll das heißen, Garrett? Die ganze Zeit über?« Egrassa kniff die Augen zusammen. »Nachdem du dich aufs Bett gesetzt hast und eingeschlafen bist, sind nicht mehr als zwei Minuten vergangen!«
    Mir klappte der Unterkiefer herunter. Nach meinem Empfinden musste seitdem eine Ewigkeit vergangen sein.
    »Daran ist bloß Euer Schlüssel schuld! Ihr hättet den selber machen und nicht den Prinzen zu den Zwergen schicken sollen!«, sagte ich anklagend.
    »Woher weißt du, dass ein Prinz den Schlüssel in Auftrag gegeben hat?« Miralissas Augen weiteten sich vor Verblüffung.
    »Aus dem Traum … nehm ich an«, antwortete ich. »Ich erinnere mich sogar an den Namen des Elfs. Elodssa.«
    »Elodssa der Gesetzesbrecher«, bestätigte Ell. »Es gab einen Herrscher dieses Namens im Haus der Schwarzen Flamme. Vor sehr langer Zeit, vor mehr als tausend Jahren. Allerdings habe ich nicht gewusst, dass er den Schlüssel in Auftrag gegeben hat.«
    »Im Grunde hat er das auch nicht.« Ich vergaß Miralissas Verbot und setzte mich auf dem Bett auf. »Sein Vater hat ihn nämlich anfertigen lassen. Nein, auch nicht sein

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