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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Schwange, das wittere ich!«
    Zur Bestätigung seiner Worte sog Kli-Kli die Luft geräuschvoll durch die Nase ein.
    »Hast du eine Ahnung, was los ist, Marmotte?«, fragte ich weiter.
    »Weiß der Unaussprechliche! Kater war gestern den ganzen Tag über unruhig. Er hat ständig etwas gebrummt und sich gegen Abend immer wieder nach hinten umgeschaut. Heute Morgen hat er sich den Elfen geschnappt und ist auf und davon. Du hast gehört, was Kli-Kli gesagt hat. Etwas ist im Schwange. Gefällt mir nicht, wenn ich nicht weiß, was los ist!«
    »Wem gefällt das schon?«, fragte Schandmaul. »Und wie Alistan uns antreibt! Wenn das so weitergeht, sind wir heute Abend im Sultanat!«
    »Geh zu Mumr, Schandmaul, und stimm dein Lamento mit ihm an! Auf deine Kommentare können wir verzichten!«, verlangte der vor uns reitende Ohm mürrisch.
    »Ich höre gar nicht, dass unser Musikus seine Flöte malträtiert!«, sagte Schandmaul, verstummte dann aber und schwieg für den Rest des Weges, um sich nur noch gelegentlich in den Steigbügeln aufzurichten und sich umzusehen.
    Wir verließen die Straße und kamen auf einen alten, einsamen Weg, der nach Südosten führte. Met behauptete, er mache später einen Bogen nach Süden und münde kurz vor Ranneng wieder in die Straße, erspare uns jedoch zehn Leagues. Da es in dieser Gegend keine Dörfer gebe, müssten wir allerdings erneut unter freiem Himmel schlafen. Der Morgen wich dem Mittag mit seiner Hitze, die sich bis zum Abend hielt. Alistan jagte uns weiter und weiter, kannte weder mit den Pferden noch mit den Reitern Erbarmen. In meinem Innern rekelte sich der Wurm der Sorge. Etwas war geschehen. Warum sonst diese Eile?
    Doch weder die Elfin noch der Graf oder Ohm beantworteten unsere Fragen. Sie gestanden uns nur drei kurze Rasten zu, damit die gequälten Tiere verschnaufen konnten. Langsam verschwand rechter Hand bereits die kupferrote Scheibe der Sonne hinter dem Horizont.
    Doch erst als der Himmel ein feuriges Himbeerrot zeigte, das nach und nach in dunkles Violett überging, und von der Sonne nur noch ein kleines Stück am Horizont hervorlugte, durfte unsere Gruppe nahe des Weges ihr Nachtlager aufschlagen. Vor wem wir auch flohen (oder wem wir hinterherjagten), an dieser Stelle waren wir so sichtbar wie auf Sagoths Handteller. Rechts und links vom Weg erstreckten sich ungepflügte Felder, der Schein unseres Lagerfeuers war mehrere Leagues im Umkreis zu sehen.
    Die fahle Mondsichel, die den Vollmond abgelöst hatte, ging am Himmel auf und knüpfte ein Gespräch mit den ersten Sternen an. Aber das war nicht die Zeit, sich an der Natur zu ergötzen. Wir mussten noch Feuerholz sammeln.
    Auf einem Feld Holz zu finden, noch dazu im Dunkeln, ist recht schwierig. Falls jemand daran zweifelt, mag er es selbst versuchen, in Gegenden, wo anstelle von Bäumen grünes Gras wächst und hübsche, aber völlig ungeeignete Blumen und obendrein noch ein Schwarm halb verschlafener Heuschrecken anzutreffen sind. Dann mag er versuchen, aus den genannten Zutaten ein anständiges Feuerchen zu entfachen.
    Zum Glück entdeckten Marmotte und ich niedriges, dichtes Gebüsch. Deler, der zu uns kam, bearbeitete es sogleich mit seiner Streitaxt.
    Die Pflichten waren klar unter uns aufgeteilt. Einer sammelte Brennholz und schürte das Feuer, ein anderer kochte, wieder ein anderer kümmerte sich um die Pferde, jemand richtete das Nachtlager her. Niemand kniff. Selbst Markhouse, mochte er auch dreimal ein Graf sein, sah jeden Abend nach den Pferden, um sich zu vergewissern, dass nicht eins – da sei Sagoth vor! – lahmte oder sonst krank war.
    Mich bat zwar niemand, ebenfalls mit anzupacken, aber ich wollte auch nicht als Drückeberger erscheinen (schließlich musste ich mit diesen Leuten noch das letzte Stück Brot teilen). Ich half Marmotte Holz sammeln und Futter für Triumphator suchen. Der Ling war ein seltsames Tierchen und obendrein ungemein verständig. Wir beide kamen gut miteinander aus, er durfte auf meiner Schulter sitzen, dafür ließ er sich im Gegenzug kraulen. Marmotte verwunderte das außerordentlich. Wie er mir berichtete, schätzte Triumphator es gar nicht, wenn ihn jemand streichelte – es sei denn, dieser Jemand war sein geliebtes Herrchen, Marmotte.
    Als Marmotte, Deler und ich den Rest des Holzes, den wir beim ersten Mal nicht hatten wegschaffen können, zum entzündeten Feuer schleppten, brodelte über ihm bereits fröhlich das Essen, und Hallas, dessen Bart Gefahr lief, in der Suppe

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