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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Klena den Geleitbrief des Königs aushändigte.
    Offenbar fürchtete die Magierin nicht, die Krankheit zu verbreiten. Beherzt griff sie nach dem Schreiben und studierte es aufmerksam.
    »Rührt Euch, Korporal«, sagt Balschin leise, worauf der Chasseur erleichtert seufzte und sich zu den Soldaten zurückzog, um es den Magiern des Ordens zu überlassen, die Angelegenheit mit uns zu klären.
    »Das ist echt«, stellte die Magierin fest, während sie über dem Schreiben einige Passes vollführte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde loderte über dem königlichen Geleitbrief ein rosafarbenes Licht.
    »Damit dürfte es die Krankheit nicht weitertragen.« Die Magierin gab Miralissa das Dokument zurück.
    »Hier hat sich Folgendes zugetragen.« Den Magier bekümmerte es in keiner Weise, dass er den Kopf in den Nacken legen musste, um uns Reitern ins Gesicht zu sehen. »Die Herrin Klena und ich hielten uns gerade in diesem unglückseligen Dorf auf, als der erste Krankheitsfall auftrat. Das war vor drei Tagen …«
    »Aber warum?«, fiel Ell Balschin ins Wort. »Warum bricht diese Krankheit wie aus heiterem Himmel aus?«
    Also befremdete nicht nur mich allein der überraschende Ausbruch der Pest, noch dazu in solch gefährlicher Nähe zu Ranneng. Bis zur zweitgrößten Stadt Vagliostriens waren es nur wenige Tage.
    »Wir wissen nicht, woher die Krankheit kommt. Mit dieser Frage müssen wir uns noch beschäftigen«, sagte Klena. »Aber an den Symptomen besteht kein Zweifel. Zum Glück war in Ranneng eine Einheit von Seelenlosen Chasseuren stationiert, die wir um Hilfe bitten konnten. Sie haben alle Wege und Pfade gesperrt, damit keiner der Bewohner das Dorf verlassen und die Krankheit im Land verbreiten kann.«
    »Hat das denn jemand versucht?«, brummte Arnch unter seinem Helm hervor.
    »Ja«, antwortete der Magier leichthin.
    Ein wenig zu leichthin allerdings. Niemand stellte eine weitere Frage. Allen war klar, was mit den verzweifelten Menschen geschehen war, die gemeinsam mit den Kranken eingepfercht waren. Man hatte sie aus sicherem Abstand mit Pfeilen gespickt. Und niemand würde den Seelenlosen Chasseuren deswegen einen Vorwurf machen: entweder sie töteten auf der Stelle ein paar Dutzend Menschen oder sie brächten Tausende in Lebensgefahr.
    »Was ist mit den Seelenlosen Chasseuren?«, erkundigte sich Miralissa.
    »Sie sind durch Magie geschützt.«
    »Seit wann feit Magie gegen den Kupfertod?«
    »Auch die Magie tritt nicht auf der Stelle«, sagte Klena von oben herab. »Inzwischen hat der Orden gelernt, die Menschen vor einer Ansteckung mit dem Kupfertod, wie Ihr Elfen die Pest nennt, zu schützen. Für diejenigen jedoch, die sich bereits angesteckt haben, bevor wir sie mit unserer Magie davor zu bewahren vermochten, kommt jede Hilfe zu spät.«
    Je länger dieses Gespräch dauerte, desto weniger gefiel es mir. Es gab zu viele Ungereimtheiten in dem, was die beiden Magier berichteten. Und dabei berücksichtigte ich schon, dass sie uns die Hälfte der Wahrheit vorenthielten. Wenn es eine solche Schutzmagie gab, erklärte das in der Tat, warum die Seelenlosen Chasseure noch hier und nicht längst geflohen waren. Aber warum hatten die Magier dann nicht gleich bei Ausbruch der Seuche das Dorf gerettet, als, ihren Worten zufolge, ja erst ein Mensch erkrankt war? Entweder logen sie in Bezug auf die Magie … oder hinter der ganzen Geschichte steckte etwas völlig anderes – womit sie abermals gelogen hätten.
    Balschin warf mir einen Blick zu, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    Tralala, summte ich rasch innerlich vor mich hin.
    Vielleicht sind das ja Märchen, dass einige Vertreter des Ordens Gedanken lesen können, aber ein Risiko ging ich lieber nicht ein. Wenn dieser Balschin auf die Idee verfiel, sich meine Gedanken anzusehen – nur zu! In meinem Kopf würde er nichts Gescheites finden, so sehr er sich auch mühte.
    »Wie viele Menschen im Dorf sind noch nicht von der Krankheit betroffen?«, fragte Miralissa.
    »Alle sind betroffen«, antwortete der Magier kalt, nachdem er sich von mir abgewandt hatte.
    »Ist das eine neue Form der Pest?« Ell behielt den Helm nach wie vor auf.
    »Richtig«, antwortete Balschin mit unverändert kalter Stimme.
    Daraufhin sagte Miralissa kein Wort, sondern drehte gedankenverloren das verkohlte Stöckchen in ihrer linken Hand. Das, mit dem sie ihre magischen Zeichen in die Asche gemalt hatte.
    O nein! Was führte sie im Schilde? Wollte sie sich mit den Magiern anlegen? Das wäre doch

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