Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
verlustig. Manchmal auch samt Kopf.
    Die Bögen und Piken senkten sich endgültig, wenngleich die Chasseure ihre Waffen auch nicht wegsteckten, sondern bereithielten, um gegebenenfalls Gebrauch davon zu machen.
    »Ihr seid recht weit vom Einsamen Riesen entfernt.« Ein Soldat, dessen Ärmelbesatz ihn als Korporal auswies, kam zu uns. »Wer seid Ihr und was tut Ihr hier? Im Dorf wütet die Pest.«
    Das Gesicht des Korporals blieb ebenso wie auch das seiner Männer weitgehend unter dem Tuch verborgen. Eine übliche Vorsichtsmaßnahme, auf die ich allerdings nicht sonderlich viel gab. Was kann ein gewöhnlicher Lappen dort ausrichten, wo selbst die Magie des ruhmreichen Ordens versagt? Wer sich die Pest eingefangen hat, dem bleibt nur eins: möglichst schnell das eigene Grab zu schaufeln. In der Vergangenheit waren durch diese schreckliche Krankheit ganze Städte vom Antlitz der Erde getilgt worden. Doch was heißt Städte?! Ganze Länder! Man erinnere sich nur an jene schreckliche Epidemie, die im Imperium, das damals noch nicht geteilt war, gewütet hatte. Von zehn Menschen waren neun gestorben, und die Hälfte der Überlebenden kurz darauf. Seit langer, seit sehr langer Zeit war von diesem Fluch nichts mehr in Siala zu hören gewesen. Seit hundertundfünfzig Jahren hatte sich die Pest von uns ferngehalten. Und plötzlich schlug sie aus heiterem Himmel zu, mitten im Herzen Vagliostriens. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Normalerweise trat sie nämlich zunächst an der Grenze eines Staates auf, mitgebracht von Flüchtlingen aus Nachbarländern, um sich dann mit der Geschwindigkeit eines Waldbrandes in die Tiefe des Landes vorzuarbeiten. Andererseits: Irgendwo musste sie ja ihren Anfang nehmen.
    »Hier steht alles.« Miralissa reichte dem Korporal den königlichen Geleitbrief.
    Der streckte nicht einmal die Hand danach aus. »Habt Ihr das noch immer nicht verstanden, Lady? Im Dorf wütet der Tod. Es ist uns verboten, fremde Sachen zu berühren, damit wir die Krankheit nicht verbreiten. Und es ist uns verboten, jemanden hinein- oder herauszulassen, wer auch immer es sein mag. Wer sich widersetzt, wird unverzüglich getötet, wegen Hochverrats oder Pestverbreitung. Daher frage ich noch einmal: Wer seid Ihr und was wollt Ihr hier?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an, du verdammter Chasseur!«, knurrte Hallas leise. Zum Glück hörte es der Korporal nicht.
    »Wir sind im Auftrag des Königs unterwegs.« In Miralissas Stimme lag ein Anflug von Zorn. »Und wir wollen nach Ranneng. Das ist alles, was Ihr wissen müsst, Korporal. Und wer sich uns auch immer in den Weg stellen mag, der macht sich selbst des Hochverrats schuldig.«
    »Was soll ich tun?« Der Korporal war zwischen Baum und Borke geraten. Auf der einen Seite die Anweisung, niemanden durchzulassen, auf der anderen der königliche Geleitbrief von uns. Ließ er uns durch, so war er einen Kopf kürzer. Ließ er uns aber nicht durch, so kam er ebenfalls nicht ungeschoren davon. »Ich muss dem Befehl meines Kommandanten gehorchen«, griff der Chasseur nach dem letzten Strohhalm.
    »Was kann mehr gelten als der Befehl des Königs?«, setzte Miralissa dem Mann weiter zu, denn sie spürte, wie die Verteidigung ihres Gegners einbrach.
    »Eine Bedrohung des Lebens und Wohlgedeihens Vagliostriens«, ließ sich hinter der Absperrung eine andere Stimme vernehmen.
    Die Reihen der Seelenlosen Chasseure teilten sich, und zwei Menschen näherten sich dem Korporal, auch ihre Gesichter wurden von Tüchern geschützt. Zwei Vertreter des Ordens, ein Zauberer und eine Zauberin.
    »Der Tod behandelt alle gleich. Wenn die Krankheit über den eingegrenzten Herd hinaus um sich greift, kommt es im Land zu einer Katastrophe, Trash Miralissa.«
    »Wir hatten noch nicht die Ehre«, sagte die Elfin kalt.
    »Der Magier des Ordens Balschin und die Magierin des Ordens Klena. Wir sind dafür verantwortlich, dass die Krankheit, die in dem Dorf mit dem Namen Markstein ausgebrochen ist, nicht um sich greift«, erklärte der Mann. »Natürlich habt Ihr mich unter dieser Schutzmaske nicht erkennen können, doch wir sind einander schon einmal begegnet, Trash Miralissa, bei einem der Empfänge im Palast Seiner Hoheit.«
    »Kann sein.« Miralissa nickte gleichmütig. »Was geht hier vor sich? Könnt Ihr uns das sagen, Herr Magier?«
    »Wenn Ihr zuvor erlaubt?«, schaltete sich die Zauberin ein.
    Miralissa gab sich alle Mühe, dass sich ihr Zorn nicht durch die Maske kalter Ruhe brach, als sie

Weitere Kostenlose Bücher